Mittwoch, 5. Dezember 2007

Wieder eine Woche vorbei

und nichts gepostet. Dafür habe ich andere Dinge erledigt. Weihnachtsgeschenke gekauft beispielsweise. Reibeplätzchen gebacken, weil doch Chanukka ist. Gestern abend haben wir mit Freunden die erste Kerze angezündet, gesungen -- und geschlemmt. Ausserdem ergebe ich mich in diesen Tagen ganz und gar dem weihnachtlichen Flair um mich herum. Ich entschädige mich sozusagen für all die vergangenen Jahre, in denen ich nicht mal ein Weihnachtslied gehört habe. Hier aber gibt es einen Radiosender, der seit Mitte November rund um die Uhr Weihnachtslieder bringt. Das nutze ich voll aus, auch wenn Shai das Gesülze bald an den Ohren wieder raus kommt. Ausserdem esse ich mich durch Lebkuchen und Stollen, die ich bei Trader Joe's entdeckt habe. Original importiert aus Deutschland. Von Kuchenmeister. Ganz schön gefährlich. Ach ja, und gestern habe ich ein telefonisches Vorstellungsgespräch versiebt, aber ordentlich. Das ist jedenfalls mein Gefühl. Kein Wunder auch, wenn abends um sieben aus heiterem Himmel und ohne vorherige Absprache der einstellende Manager anruft, ich schon in Jacke, um samt Kind und Kegel Chanukka einzuläuten. Klar komme ich da ins Stottern, drücke mich aus wie eine Anfängerin, erkläre nicht das naheliegendste und habe ausserdem einen Blackout. Was war noch gleich COJAX? Genau, composition of Java and XML. Die Sprache, auf der das API basiert, das ich vor Lichtjahren in meinem letzten Job, einem anderen Leben, dokumentiert habe. Schade, aber nicht zu ändern. Morgen habe ich noch ein Gespräch, wieder per Telefon. Andere Firma, neues Glück. Vielleicht wird da ja was draus.

Donnerstag, 29. November 2007

Bevor es ans Putzen geht

stelle ich noch schnell ein paar Bilder vom letzten Wochenende hierher. Für alle, die den Link zu unseren aktuellen Fotoalben kennen -- dort gibt es noch mehr zu sehen.



Ansonsten nichts weltbewegend Neues unter der kalifornischen Sonne. Seit ich meinen Lebenslauf bei Monster.com eingestellt habe, klingelt zwar jeden Tag das Telefon, aber etwas Konkretes hat sich noch nicht ergeben. Da bekommt man lange Zähne.

Ach, falls sich jemand über Yairs wallende Haarpracht Gedanken macht -- er war vorgestern beim Friseur und sieht jetzt wieder manierlich aus. Allerdings hat er dort vergeblich auf seinen Lolli gewartet, den er von Tomer, der ihm in Israel die Haare schneidet, gewohnt ist. Also habe ich im Schrank nach Schokolade gekramt, sobald wir zu Hause waren. Weil er so toll still gehalten hat.

Seit Sonntag zieht er übrigens schnurstracks nach dem Kindergarten seine Windel aus, schleudert sie in die Ecke und schlüpft in eine Spiderman-Unterhose. Zwei, drei Stunden geht das ganz gut. Er geht hin und wieder zur Toilette, wenn ich ihn daran erinnere. Aber irgendwann wird er nachlässig, achtet nicht mehr drauf -- und dann steht er kleinlaut in nassen Hosen da. Einige haben mir geraten, das jetzt einfach durchzuziehen und die Windeln ganz im Schrank zu lassen, damit das Trockenwerden nicht endlos lange dauert. Aber ich habe nicht den Eindruck, dass er schon so weit ist. Meinungen? Ratschläge?

Sonntag, 25. November 2007

Spiderman sei Dank

Nach knapp 1300 km, Truthahn, Kürbiskuchen, Hollywood, Beverly Hills, Santa Monica und einer Umleitung um Malibu (an den wütenden Bränden vorbei) melden wir uns zurück (Bilder folgen). Yair hat Micky Mouse und Minnie Mouse die Hand geschüttelt, Spiderman getroffen (der zu seinem Leidwesen Englisch sprach -- nicht wie der richtige Spiderman, der doch, natürlich!, Hebräisch spricht), bei Freunden der Verwandten Klamotten und Spielzeug abgestaubt, begeistert beim Laubfegen geholfen, tapfer viele Stunden im Auto überstanden und sich wieder ein paar Steine im Brett erobert.

Und weil Spiderman ja nach wie vor so hoch im Kurs steht, hat der kleine Mann heute ein 3er-Pack Spiderman-Schlüpfer bekommen. Das war ihm aber ein Ansporn! Zum ersten Mal zwei Stunden ohne Windel, drei Mal zwischendurch zur Toilette -- ein voller Erfolg. Allerdings wollte er auch mit Schlüpfer ins Bett schlüpfen. Da wurde gebrüllt, geschrien, gezetert, gebockt, bis er schlieslich klein beigab und bewindelt unter die Decke kroch. Morgen nach dem Kindergarten also auf ein Neues. Hoch lebe Spiderman!

Donnerstag, 22. November 2007

Happy Thanksgiving

Gleich fahren wir runter nach Los Angeles, um entfernte Verwandte zu Thanksgiving zu besuche. Ich melde mich Sonntag oder Montag zurueck.

Die Woche war etwas hektisch -- Yair krank, noch ein Vorstellungsgespraech per Telefon gestern.

Schwagerherz, Bruederchen -- Herzlichen Glueckwunsch und alles Liebe zum Geburtstag!!!

Sonntag, 18. November 2007

Schnuddel

steht derzeit hoch im Kurs. Jeden Abend lesen wir aus dem grossen Janosch Schnuddel-Lesebuch "Wenn Schnuddel in die Schule geht". Ich gestehe: Ich amüsiere mich köstlich dabei. Janosch hat einfach eine unvergleichliche Art zu erzählen. Ich liebe es, wie er mit der Sprache spielt. Eines Tages macht Schnuddel übrigens eine "Kleine Reise nach Paderborn". Na sowas, da hätten wir ihn fast mal treffen können, damals, zu Studienzeiten. "Gute Nacht, Schnuddel, du altes Haus. Bis morgen." Nebenan wälzt sich noch immer der kleinste Schnuddel-Fan der Familie und findet keine Ruhe...

Donnerstag, 15. November 2007

Echtes und Imaginäres

Heimarbeit ein- bis zweimal die Woche ist nicht erwünscht, also habe ich wohl den ersten Job sausen lassen, falls sie nicht noch einlenken. Alles geht eben nicht, man muss in vernünftigen Proportionen denken. Täglich drei bis vier Stunden auf der Strasse, da gehe ich irgendwann vor die Hunde. Ich habe aber noch zwei andere heisse Eisen im Feuer. Hoffentlich klappt da was. Diesmal mache ich meinen Mund lieber nicht zu weit auf.

Ansonsten läuft alles prima. Yair vergnügt sich mit seinen imaginären Freunden Meschek, Kakas und Yaram. Er kann stundenlang Selbstgespräche führen, in seinem Zimmer oder in der Badewanne. "Warum weinst du? Was? Hör schon auf zu weinen! Mama kommt gleich." In diesem Ton. Zum Schreien.

Heute Abend hat allerdings er geschrieen. Da ging aus unerfindlichen Gründen in regelmässigen Intervallen der Rauchmelder los. Beim ersten Mal kam der kleine Mann brüllend angerannt. Danach klammerte er sich an mich und hielt sich erschrocken die Ohren zu. An Schlaf nicht zu denken. Ein Anruf bei der Verwaltung, und innerhalb einer Stunde rückte ein bebrillter Mann mit Leiter an, begutachtete die Rauchmelder, schaltete eine Sicherung aus ("Manchmal kann das helfen. Ooops, jetzt habe ich ihren Computer auch ausgemacht..."), schraubte die Dinger dann ab und warf sie in den nächsten Müll. Morgen werden neue angebracht. "Wenn es ihnen nichts ausmacht, eine Nacht ohne Rauchmelder auszukommen. Sie haben ja noch den echten Feueralarm, machen sie sich also keine Sorgen." Im Gegenteil -- jetzt können wir wenigstens in Ruhe schlafen. Gute Nacht!

Freitag, 9. November 2007

Wenn du es am wenigsten erwartest...

klingelt das Telefon. Du antwortest unwirsch, denn du kannst einfach nicht noch einen dieser Werbeanrufe ertragen, die Mittags um diese Zeit eintrudeln. Spende für Feuerwehrleute. Hilf im Kampf um Drogen. Halte unsere Kinder von der Strasse fern. Und genau dann ist die Vorgesetzte der Firma dran, bei der du dich vorgestellt hast, so freundlich, scheinbar lächelnd, denn stell dir vor! Sie mag dich wirklich und möchte, dass du ihrem Team beitrittst, da sind vorher nur noch ein paar kleine Dinge zu klären. Wie die Entfernung. Kann ich mir vorstellen, jeden Tag 75 km zu fahren? Heimarbeit etwa zwei Mal die Woche? So so. Nicht gerade üblich in der Firma. Die Leute kommen jeden Tag ins Büro. Schwer, jemanden aus der Distanz zu managen. Aber weisst du was? "Lass mich eine Weile darüber nachdenken." Als wir auflegen, stelle ich fest, dass ich nicht erwähnt habe, dass ich auch Stunden reduzieren möchte. Über wie viele Stunden sprechen wir eigentlich? 40? Wie sieht es mit 30 aus? 32? OK, nicht mehr als 34. Als ich sie zurück rufe, grüsst mich nur der Anrufbeantworter. Niemand zu Hause. Ist sie ins Wochenende entfleucht? Ich hinterlasse ihr eine Nachricht, bitte um einen Rückruf. Und jetzt warte ich... Sollte ich diese Gelegenheit verstreichen lassen? Oder sie mit beiden Händen beim Schopfe packen und sehen, was draus wird?

Was habe ich gestern geschrieben? Ich wollte nur angenommen werden? Hm. Ich bin angenommen worden!!! Und vielen Dank für die aufmunterden Kommentare in der Zwischenzeit! Ich schätze das sehr!

Donnerstag, 8. November 2007

Blechschaden

Und noch ein Ärgernis. Ist mir doch vor drei Wochen so ein blindes Huhn ins Auto gedonnert. Mittags, als ich mit Sohnemann im Auto vom Kindergarten kam und gerade so schön ausholte, um in unsere Parklücke zu fahren. Brettert sie rückwärts aus ihrer Lücke raus, ohne in den Spiegel zu sehen (oder über die Schulter -- ich habe schliesslich gestern meine Fahrprüfung bestanden!), und kracht mir in die Beifahrerseite. Statt sich kleinlaut zu entschuldigen, schmiert sie jedoch nur übellaunig ihre Kontaktdaten auf einen Zettel -- erst am Abend zuvor hat man ihr das Protemonnaie geklaut (nein, ich weigere mich, Portmonee zu schreiben!) --, reicht ihn mir, verlangt im Gegenzug meine Daten und wünscht mir dann widerwillig einen guten Tag.

Seither schlage ich mich mit der Versicherung rum. Am Freitag war endlich ein Gutachter da, um den Schaden unter die Lupe zu nehmen. Vorher hatte ich schon eine Unfallskizze hingefaxt. Alle paar Tage rufe ich an um zu hören, wie die Sache voranschreitet. Und was erfahre ich gestern? Es ist noch nicht entschieden, wer den Unfall verschuldet hat -- die Dame von nebenan besitzt nämlich die Unverschämtheit zu behaupten, ich sei rückwärts gefahren! Ein blindes Huhn eben. Oder strohdoof, da bin ich mir noch nicht sicher. Oder einfach dreist. Schliesslich ist sie mir in die Seite gefahren. Dass wird man ja hoffentlich anhand des Schadens rekonstruieren können. Welche Kräfte da auf welches Auto gewirkt haben. Bis morgen soll eine Antwort vorliegen. Man darf gespannt sein!

Bergab

Habe ich erwähnt, dass die Vorstellungsgespräche am Montag super gelaufen sind? Jedenfalls wenn man bedenkt, dass es meine ersten auf amerikanischem Boden waren. Aber damit hat sich's auch. Seither kein Anruf. Kein e-mail. Und glaubt mir, ich habe wirklich schöne Dankesbriefe geschrieben. Vielleicht nicht streng nach Etikette, aber individuell.

Ich könnte mir einreden, dass mich das nicht weiter juckt. Denn immerhin bin ich eigentlich davon überzeugt, dass alles seinen Grund hat, und meistes einen guten. Wenn sie sich entschlossen haben, mich nicht einzustellen, dann muss ich meinen Alltag wenigstens nicht mit zweistündigen Fahrten in jede Richtung belasten. Das macht das Leben so viel einfacher.

Aber die Wahrheit ist: Es juckt mich. Nicht weil ich mich unbedingt auf den Weg machen wollte, sondern weil ich angenommen werden wollte. Denn jetzt muss ich nochmal von vorne beginnen. Anzeigen lesen, Anschreiben aufsetzen, den einstellenden Vorgesetzten ausfindig machen, verfolgen, ob Firma X meine Bewerbung bekommen hat und wann mit einer Antwort zu rechnen ist. Wieder und Wieder. Wer hat dafür Energie?

Für den Moment halte ich mich also an Bücher (habe gerade The Kite Runner ausgelesen und bin endlich! mit dem letzten Harry Potter angefangen) und den Haushalt. Und an den süssesten kleinen Jungen der Welt. Keine Ambitionen. Ich brauche ein paar Tage, um mich aufzuraffen und mich aus dem Loch zu ziehen. Aber dann werde ich diese Jobsache angehen. Vielleicht muss ich wirklich einfach nur die Zeile einer Freundin an potentielle Arbeitgeber weiterleiten, für den Zweifelsfall: "Es ist Jeanne, stellt sie einfach zu ihren Bedingungen ein :-)."

Sonntag, 4. November 2007

Jobaussichten

Seit Halloween ist es ruhig geworden um uns. Das hat aber erfreuliche Gründe: Ich bereite mich auf eine Runde Vorstellungsgespräche am Montag vor, bei einer Firma in Sunnyvale. Das ist zwar weit, aber warten wir mal ab, was daraus wird. Ich bin jedenfalls ganz aufgeregt, also drückt mir die Daumen!

Ach, und was die Halloween-Bilder anbelangt – die habe ich mir selber noch nicht angeschaut. Aber nach Montag werde ich das nachholen und sie hochladen. Oh ohhh, spaghettios... Yairs neuester Ausdruck, den er seiner Kindergärtnerin abgelauscht hat. Er plappert übrigens viel neues Zeug auf Englisch daher. "Trashy town" (eine Geschichte, die sie jeden Tag lesen), "put the toys away" (Teil eines Liedes, das sie singen, wenn es ans Aufräumen geht), "one, two, three, four, five," und "Mr. Donkey" (das muss auch aus einer Geschichte sein, aber ich bin nicht sicher).

Mittwoch, 31. Oktober 2007

Happy Halloween

Heute ist die Nacht der Nächte. Als Captain Hook ist Yair mit seinem Kürbis von Haus zu Haus gezogen. Trick-or-Treating. Am Ende war der Kürbis prall und schwer, Yairs Finger klebrig von all den Lutschern, die er ausprobieren musste, und der Kopf so müde, dass er auf dem Weg nach Hause auf Papas Schulter eingeschlafen ist. Nett wars. Gruselig nicht. Bilder folgen.

Da bebte die Erde

und wir haben gar nichts mitbekommen...

Kurz nach 20 Uhr klingelt mein Handy. Mein Student ist dran. "Habt ihr das Erdbeben gespürt? Ist alles OK?" Erdbeben? Was? Keine Ahnung. Ich habe den kleinen Mann bettgehfertig gemacht. "Du hast nichts gemerkt? Hier hat das ganze Gebäude gebebt!" ruft mein Student fassungslos.

Kurz darauf erscheint eine Chat-Nachricht auf meinem Bildschirm. Anke von Um-die-Ecke. "Hi Jeanne! War das gerade dein erstes Erdbeben in der Bay Area?"

Vielleicht bin ich wirklich die einzige, die nichts mitbekommen hat? Ich stelle das Fernsehen an. KRON TV, 4. Programm. Sondersendung. Stärke 5.6 auf der Richterskala. OK, das überzeugt mich. Wir haben wohl wirklich was verpasst. Aber traurig bin ich darüber nicht.

Sonntag, 28. Oktober 2007

Networking

Jetzt stecke ich mitten drin in der Jobsuche. Visitenkarten entwerfen und drucken, Portfolio anlegen, Lebenslauf polieren, Anschreiben formulieren. Aber das eigentliche Zauberwort hier heisst Networking. Nur 20% aller offenen Stellen werden auch ausgeschrieben, deshalb sollte man mit möglichst vielen Leuten in Kontakt kommen.

Heute zum Beispiel waren wir zum Kindergeburtstag eingeladen. Eine der Mütter, die ich schon aus dem Kindergarten kenne, mit der ich aber noch nie wirklich gesprochen habe, hat schon vor Jahren ihren MBA in Harvard gemacht (sie ist gut über 40 und hat zwei Adoptivkinder) und arbeitet seit langem in San Francisco bei einer Consulting-Firma, die auch Aufträge an Technische Redakteure vergibt. So einfach. Jetzt muss ich nur über ihre Webseite mein Profil erstellen und mich dann bei ihr melden. Sie ist Senior Vice President und General Manager. Vielleicht wird ja was draus...

Dienstag, 23. Oktober 2007

Yosemite-Impressionen

Am Wochenende haben wir den Yosemite National Park erkundet und jede Minute genossen. Nach Bären und Berglöwen haben wir leider vergeblich Ausschau gehalten, aber wie immer sind uns jede Menge Eichhörnchen über den Weg gelaufen, und ein paar Rehe haben wir auch gesichtet. Wir waren sicher nicht das letzte Mal da...


Pyjama-Party

Vor zwei Wochen war ein Elternabend im Kindergarten anberaumt. Weil Shai einen langen Tag in der Uni hatte, beschlossen wir zu testen, ob Yair reif für seine erste Pyjama-Party bei Yuval ist. Und während Yuvals Mutter und ich uns im Kindergarten unter die anderen Eltern mischten (die vermutlich bequemere Babysitter-Lösungen hatten), übernahm Yuvals Vater die Obhut. Ob er seine Sache gut gemacht hat? Seht selbst.


Donnerstag, 18. Oktober 2007

Eingekehrter Alltag

Ich kann einfach nicht glauben, wie die Zeit davon rennt, ohne dass bei mir irgendwelche Langeweile aufkommt. Ich bin so beschäftigt, dass ich manchmal nicht mal innehalte, um eine Tasse Kaffee zu trinken. Und die paar Stunden morgens ohne Yair sind überhaupt immer in Windeseile vorbei.

Jobsuche? Ich komme gar nicht dazu. Shai ist durch die Uni so eingespannt, dass wirklich alles, alles andere an mir hängen bleibt. Wie ich das mit einem Job vereinbaren kann, ist mir noch gar nicht klar. Aber der Wille ist da. Jedes Mal, wenn ich einen Blick auf's Konto werfe. Dabei bin ich schon ein Meister im preiswerten Einkaufen. Obst und Gemüse kaufe ich im Monterey Market, kosheres Fleisch und Tee bei Trader Joe's, alles übrige bei Safeway. Und einmal im Monat geht's in den Grosshandel, um den Vorrat aufzustocken: Bagel (mit Rosinen und Zimt -- ohne die geht nichts), Brot, Milch, Joghurt, Saft, Cornflakes, Müsli, Windeln (ja, noch immer!) und was sonst gerade so zu Ende geht.

Jobsuche also. Nächste Woche werde ich mit einer Freundin, die schon länger hier lebt und Karriereberaterin ist, meinen Lebenslauf aufpolieren. Dann bin ich bereit für die systematische Suche.

Übrigens habe ich am Dienstag die theoretische Fahrprüfung bestanden, mit Bravur. Am 6. November steht die praktische Prüfung an. Danach gesellt sich dann hoffentlich zu meinem deutschen und meinem israelischen Führerschein auch noch ein amerikanischer. Langsam reicht es mir aber.

Yair kommt inzwischen recht gut mit seinen Sprachen zurecht. Sein Deutsch färbt auf sein Hebräisch ab und verleitet ihn zu merkwürdigen Satzkonstruktionen. Ausserdem setzt er eigenständig neue Wörter zusammen. Heute wollte er beispielsweise Tapuzim-Saft (Orangensaft). Oder lieber Apfelmietz (Apfelsaft)? Ausserdem streut er zwischendurch englische Sätze ein: "What's your name?" oder "Wash your hands!" oder "Want to eat?" Nicht immer weiss er aus dem Stehgreif, was das denn nun bedeutet. Aber wenn ich ihn frage, in welchem Zusammenhang er diese Sätze aus dem Kindergarten kennt, antwortet er sofort. Faszinierend, wie das kleinkindliche Gehirn arbeitet.

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Sie ist da

die Arbeitserlaubnis! Ich kann es noch gar nicht fassen. Drei bis fünf Monate sollte es nach offiziellen Angaben dauern. Dass es oftmals schneller geht, habe ich gehört. Aber vier Wochen scheinen mir eine Rekordzeit zu sein! Ganz unschuldig lag sie heute in einem unauffälligen weissen Umschlag im Postfach.

Vielleicht liegt es daran, dass ich dem Antrag die Sozialversicherungsnummer zufügen konnte, die ich 1997 durch mein Semester an der ISU bekommen habe. Trotzdem bin ich noch immer ganz von den Socken. Jetzt habe ich also keine Entschuldigung mehr, tatenlos rumzusitzen... Aber ich habe ja auch schon acht Bewerbungen rausgeschickt, und über den Vater eines Kindes, das in Yairs Kindergarten geht, habe ich Kontakt zu einem hiesigen, etablierten Technischen Redakteur aufgenommen, der bereit ist, mir bei der Vermittlung zu helfen. Sieht also doch nicht so schlecht aus fürs erste.

Eilig habe ich es trotzdem nicht. Bis Januar möchte ich mir noch gönnen. Und eine Portion Glück benötige ich schliesslich auch. Ein Job fällt einem ja nicht einfach so in den Schoss, schon gar nicht, wenn er teilzeit sein soll.

Übrigens kann ich fast von Glück sagen, dass ich meine Stelle in Israel aufgegeben habe. Vorgestern sind 25% der Mitarbeiter entlassen worden. Ich bin noch ganz geschockt.

Samstag, 6. Oktober 2007

Solche Tage

sollte es öfter geben...

Heute hat mein Student sich eine Auszeit genommen: Wir haben einen Ausflug ins Napa Valley gemacht. Traumhaft. Das Wetter, der Wein, die Landschaft. Einfach perfekt.


Anschliessend sind wir weitergefahren, um im Codornices Park Libys ersten Geburtstag zu feiern.

Die schönste Überraschung erwartete mich allerdings am Abend. Und das war so:
Bisher musste ich dem kleinen Mann immer Gesellschaft leisten, bis er eingeschlafen war. Bis letzte Woche habe ich mich brav neben ihn "schlafen" gelegt (und alle Versuche, dem zu entkommen, sind bis dahin kläglich gescheitert), seine kleinen Ärmchen um meinen Hals gefühlt und gewartet, bis das Wälzen und Wenden irgendwann zur Ruhe kam und regelmässige Atemzüge seinen Schlaf bezeugten. Als er letzte Woche in sein Bett übersiedelte, bin ich dazu übergegangen, mich neben sein Bett zu setzen. Das machte das Aufstehen leichter, aber verkürzte nicht die Wartezeit. Und hielt mich leider auch nicht davon ab, im dämmrigen Zimmer selbst ganz schläfrig zu werden.
Vor ein paar Tagen dann bin ich nach ein paar Minuten einfach aufgestanden und, nach ausführlichen Erklärungen, gegangen. Anfangs gab es Geheule. Der kleine Mann stand auf, machte das Licht an, Party! Oder er lief mir einfach hinterher. Dann habe ich die Regeln festgesteckt. Aufstehen gilt nicht, aber er darf sich gerne noch im Bett ein Buch anschauen. Oder so. Also entschied er sich dafür, ausführlich mit Puuh-Bär zu telefonieren. Heute, am dritten Abend, fragte er mich, sobald ich das Licht ausmachte: "Gehst du mir jetzt wieder weg?" (At holechet li achshav?") Aber er liess mich gehen, ohne Gezeter. Rief mich noch ein paar Mal für Küsschen und Umarmung, legte sich dann hin, winkte mir gute Nacht -- und schlief ein. Und plötzlich sind die Abende viel länger! Womit habe ich bloss so viel Freizeit verdient? Stolz bin ich auf den kleinen Mann, dass er so anstandslos loslässt. Ganz gross!

Zur Belohnung gibt's noch mein Lieblingsbild der letzten Woche, aufgenommen im Märchenland in Oakland.

Montag, 1. Oktober 2007

Buchwurm

In den letzten Wochen habe ich gelesen, was das Zeug hält. Gerade eben habe ich Khaled Hosseinis "A Thousand Splendid Suns" (Tausend strahlende Sonnen) (2007) aus der Hand gelegt, das wir im Buchclub Mitte Oktober besprechen. Als der kleine Mann letzte Woche noch ganz verschlafen ein bisschen verfrüht von seinem Mittagsschlaf in die Küche geschlurft kam, fand er mich in Tränen aufgelöst am Tisch sitzend, mit einem zerknüllten Taschentuch in der Hand. Ein Muss, dieses Buch. Wie ich bisher nichts von Hosseinis erstem Buch, "The Kite Runner" (Der Drachenläufer) (2003), mitbekommen konnte, ist mir ein Rätsel.

Dafür hat mich die letzte Lektüre zum Lachen gebracht, an vielen Stellen jedenfalls: Irene Disches "Grossmama packt aus". Daraufhin werde ich jetzt wohl endlich mal ihre früheren Werke angehen, die schon so lange unangerührt im Regal stehen, weil ich sie mir während des Studiums zwar gekauft, aber wenn überhaupt nur schnell überflogen habe.

Oh, und Elizabeth Georges aktuellstes Buch, "What Came Before He Shot Her", ist gleichfalls brilliant. Eine psychologische Meisterleistung.

Wie ich es geniesse, endlich wieder zu den Leseratten zu gehören!

Sonntag, 30. September 2007

Frauenabend

Neulich hatte ich meinen ersten Frauenabend mit zwei israelischen Freundinnen. Der erste Pub, den wir betraten, war heimelig, aber zu ruhig für unseren Geschmack. Hatten wir nicht ein wenig Action verdient, eine Portion laute, abgefahrene Musik, um uns für unsere neue Realität als Hausfrauen und Mütter mit einem ständig abwesenden Studenten zu entschädigen? Nach einigen betretenen Minuten entschieden wir uns zum Aufbruch.

Zurück am Auto, einem Mazda MPV, hielt ich mich am äusseren Türrahmen fest, um mich schwungvoll in den gemütlichen Sessel auf der Rückbank zu werfen. Dann knallte die Fahrertür ins Schloss und ich hörte mich schreien: "Mach die Tür auf, mach die Tür auf, meine Hand, meine Hand!" Sekunden vergingen, in denen ich Gummidichtung unter meinem linken Mittelfinger fühlen konnte, über ihm die eingerastete Tür, das Fleisch am oberen Glied einquetschend.

Schliesslich, nach einem Moment langsamen Begreifens, stiess meine Freundin die Tür auf und sprang aus dem Auto. Ich starrte auf meinen Finger, kaum den Schmerz fühlend, stammelnd "Es ist nicht deine Schuld, es tut mir leid, es tut mir leid, ich hätte mich nicht da festhalten dürfen, wie blöd, wie blöd!"

Die Tür hatte tief in meinen Finger geschnitten, aber glücklicherweise hatten wir in der Nähe eines Supermarkts geparkt. Meine andere Freunding rannte schon darauf zu, nach Eis fragend und Pflaster suchend. Ich stand zitternd im grellen Neonlicht des Ladens, jedem versichernd, dass ich in Ordnung war, dass es nur ein bisschen weh tat, es hätte schlimmer sein können. Mit einem Pflaster und einer Plastiktüte voller Eiswürfel, die ich auf die Wunde drückte, gingen wir zurück zum Auto, alle ein wenig zittrig, aber einig, dass wir uns nach dieser Geschichte einen ordentlichen Schoppen Bier verdient hätten. Oder zwei.

Und so zogen wir weiter und ich trank eines der besten Biere, die ich je probiert habe. Und danach noch eins. Und als wir uns auf den Heimweg machten, war das Eis geschmolzen, die Blutung gestoppt, der Schmerz verebbt, und wir beschlossen, dass wir unbedingt einen zweiten Frauenabend bräuchten, besser früher als später.

Freunde

fürs Leben: Yairush und Yuvali. Sind sie nicht süss?


Angekommen

Wir haben ein zu Hause. Nachdem wir drei Monate im Familienbett (oder vielmehr auf der Familienmatraze) genächtigt haben, ist der kleine Mann am Dienstag widerstandslos, ohne den geringsten Protest, in sein Bettchen umgezogen. Inzwischen sind alle Kisten ausgepackt, Bücher und Klunker an ihren gewohnten Platz zurückgekehrt und die Bilder haben ihren Platz an der Wand gefunden. Freunde, die die Wohnung betreten, bleiben an der Tür stehen, halten den Atem an und sagen dann, dies sei die schönste Wohnung im ganzen Village. Ob ich stolz bin? Ich bin einfach glücklich, mein zu Hause zurück zu haben. Letztendlich war es doch die richtige Entscheidung, alles zu verschiffen. Es war das Warten wert (und das Geld).

Zwischen Dienstag und Freitag habe ich mir kaum eine Ruhepause gegönnt. Shai ist seinem Unibetrieb nachgegangen, Yair wurde beordert, sich in seinem Zimmer mit seinen neuen alten Spielsachen zu beschäftigen, und ich habe Kiste um Kiste geöffnet und ausgepackt. Und es waren viele. Gut über hundert. Aber wenn ich motiviert und entschlossen bin, kann ich äusserst effektiv sein. Seht selbst (okay, ich gebe zu, beim Bilderaufhängen hat Shai ein bisschen geholfen):

Donnerstag, 20. September 2007

Dienstag ab 7 Uhr

wird sich unsere Wohnung langsam aber sicher fuellen, bis kein Zimmer mehr leer steht. Dann darf ich fuer den Rest der Woche das Chaos bewaeltigen. Ich kann es kaum noch erwarten! Die gute Nachricht kam heute Nachmittag. Seither werde ich von Heiterkeitsausbruechen heimgesucht, denen mein Student, der verzweifelt versucht, sich am Kuechentisch, dem momentanen Dreh- und Angelpunkt unseres Familienlebens, auf seine Hausaufgaben zu konzentrieren, missbilligend begegnet.

Gestern sah die Welt noch anders aus. Da floss sogar Blut, als ich ungeschicktes Fleisch mir beim Bearbeiten einer Wassermelone mit dem sagenhaft scharfen Ikea-Messer heftig in den Daumen geschnitten habe. Genaeht werden musste aber dann doch nicht, wir haben die Blutung irgendwie stillen und die Wunde verarzten koennen. Der kleine Mann liess sich heute Morgen berichten und bemerkte nach einem eingehenden Blick auf das Pflaster: "Wie Johannes!" Na ja. Gott sein Dank nicht ganz.

Uebrigens bin ich voellig verzueckt vom vorbildlichen Deutsch meines Sproesslings, das seit unserem D-Aufenthalt wunderhafte Fortschritte macht. Heute haute er bei seinem Freund Yuval wie verrueckt in die Tasten eines Xyllophons, hielt dann inne und fragte: "Mama, kennst du dieses Lied?"

Englisch beginnt sich auch gerade zumindest als Moeglichkeit abzuzeichnen. Gestern rief er ploetzlich: "Standop, standop!" "Standop? Wer sagt das?" "Elaine!" (seine Kindergaertnerin) "Und weisst du, was das heisst?" Heftiges Kopfschuetteln. "Das heisst aufstehen." Abends dann, vorm Zubettgehen: "Hey, weisst du noch, was 'stand up' heisst?" Yair, stolzgeschwellt: "Aufstehen!"

Inzwischen bereiten wir uns auf Yom Kippur vor, den Versoehnungstag, der morgen Abend beginnt. Die Wohnung ist blitzblank, der Kuehlschrank voll (fuer das Mahl vor dem grossen Fasten) und die Zeit fuers Kochen (vorbildliche Hausfrau, die ich bin ;-)) eingeplant. Erster Gang: Kartoffelsuppe. Hauptgericht: Lachs in Weisswein mit Reis und gemischtem Salat. Nachtisch: Apfelkuchen. Damit uns dann am naechsten Tag ordentlich der Magen knurrt.

Samstag, 15. September 2007

Zwischenbericht einer Ungeduldigen

Okay, ich hatte mir geschworen, erst wieder zu schreiben, wenn unsere Sachen angekommen sindund ich die noetige Ruhe und Umgebung dazu habe. Da wir aber immer noch warten, bekomme ich langsam lange Zaehne und befuerchte ausserdem, dass mir die Leser vollends davon laufen, weil sie nichts mehr von mir hoeren. Deshalb also ein kurzer Zwischenbericht.

Das Schiff hat irgendwann letzte Woche, so um den 5. September, in Los Angeles angelegt. Seither haengt wohl alles im Zoll fest. Irgendwie hegen wir aber die (toerichte?) Hoffnung, dass sich unsere Wohnung bis zum naechsten Wochenende fuellen koennte. Ach, ich traeume taeglich davon, einen gemuetlichen Abend auf dem Sofa zu verbringen. Ist das zu viel verlangt?

Unterdessen hat der kleine Mann die ersten Tage im neuen Kindergarten hinter sich gebracht. Bisher nur zwei kurze Wochen, unterbrochen von Rosh HaShana, dem juedischen Neujahrsfest, das gerade hinter uns liegt und das wir mit einem ueppigen Abendessen im Kreise des Jewish Business Club verbracht haben. Yair hadert natuerlich ein wenig mit der Sprache. Trotzdem singt er jedoch morgens auf dem Weg zum Kindergarten froehlich vor sich hin und verschwindet gleich in irgendeiner Spielecke, wenn wir den Raum betreten. Es laeuft also ganz gut an, und ich geniesse die paar freien Stunden, die mir das beschert. So konnte ich inzwischen endlich meinen Antrag auf Arbeitserlaubnis einreichen und langsam damit beginnen, mich nach geeigneten Jobs in der Umgebung umzusehen.

Manchmal, das muss ich zugeben, werde ich (und vermutlich wir alle) von Heimwehattacken uebermannt. Aber das war ja nicht anders zu erwarten, so ging es mir in Israel anfangs ja auch (obwohl ich das natuerlich niemandem erzaehlt habe). So ein Einleben braucht eben Zeit.

Samstag, 1. September 2007

Verweis...

Jetzt wollte ich eigentlich alles noch schnell auf Deutsch posten, aber der Student noergelt, er braucht seinen Laptop, jetzt sofort, und ausserdem wird mein Kaffee in der Kueche kalt, waehrend ich hier in aller Windeseile auf dem Boden im Flur sitzend noch schnell ein paar Zeilen tippe. Daher bleibt mir jetzt nur, auf meinen Englischen Eintrag zu verweisen, naemlich hier. Beim naechsten Mal gibt es dafuer den Deutschen zuerst. Tut mir leid...

Freitag, 24. August 2007

V-E-R-S-P-A-E-T-U-N-G

Letzten Sonntag, da war die Welt noch in Ordnung. Da dachte ich noch, das Containerschiff wuerde am naechsten Tag anlegen und gegen Ende der Woche sei aller alter neuer Kram bei uns und ich koenne mich in Ruhe ans Auspacken machen, den Computer anschliessen und bald wieder froehlich jeden Tag bloggen. Das. sollte. wohl. nicht. sein.

Der 1. September ist der neue geschaetzte Anlegetermin. Hat jemand meine frustrierten Schreie gehoert? So sitze ich hier wie ein Fisch auf dem Trockenen, der sich auf Shais Laptop stuerzt, sobald dieser mal fuer ein paar Minuten die haeuslichen vier Waende aufsuchen kann. Aber bald, dass schwoere ich, bald werde ich wieder aktiv. Ewig kann das ja nicht mehr dauern. Jetzt bin ich aber erstmal wieder weg...

Sonntag, 19. August 2007

Alles bestens

Jetzt sind wir also hier. Und es fuehlt sich gut an! Der Flug war weit angenehmer als ich erwartet hatte, dank Yair, der so ein suesser kleiner Spatz ist und kein einziges Mal unbequem wurde, nicht mal in Las Vegas, als wir den Anschlussflug verpasst haben und alles hektisch drunter und drueber ging.

Seither lassen wir uns kalifornischen Wind um die Nase wehen und geniessen blauen Himmel und Sonne. Warme Tage, kalte Naechte. Die Wohnng ist zwar noch leer, aber sobald wir eingerichtet sind und der Computer angeschlossen ist, werde ich hoffentlich wieder etwas mehr Zeit zum Bloggen haben. Details und Fotos werden dann nachgeliefert. Bis dahin lasse ich euch zappeln und tauche nur hin und wieder mal aus der Versenkung auf.

Mittwoch, 15. August 2007

Wir sind dann mal weg...

Morgen früh geht es los. Es wird also in den nächsten Tagen wohl noch etwas ruhiger um uns, aber nächste Woche sind wir sicher soweit eingerichtet -- wenn der Container wie angekündigt am Freitag anlegt.

Auf geht's...

Samstag, 11. August 2007

Die Überschwemmungen

waren schlimmer als die Hochwasserkatastrophe vor 46 Jahren. Das Wasser ist zwar recht schnell wieder zurückgegangen, aber der Schaden bleibt. Hier ein paar Bilder zur Veranschaulichung.





Freitag, 10. August 2007

Nach schlimm kommt schlimmer

Wir saufen auf unserem Hügel zwar nicht ab, aber in den Niederungen sind Möhne und Wäster über die Ufer getreten und haben in der Nacht das schlimmste Hochwasser seit 1961 beschert. Nicht nur in der Schweiz sieht es also übel aus!

Sogar mein 81jähriger Opa ist ausgerückt, um beim Aufräumen mit anzupacken. Hier und dort haben die Wassermassen auch Bäume mitgerissen, die Kyrill im Januar entwurzelt hat, denn noch konnte nicht alles Holz aus dem Wald geräumt werden, trotz unermüdlichen Einsatzes. So viel Schaden hat der wütende Orkan angerichtet. Die jetzigen Überschwemmungen allerdings sind schlimmer.

Fotos folgen...

Mittwoch, 8. August 2007

Phänomenal

Es ist ein Phänomen. Warum schläft der kleine Mann mittags innerhalb von fünf Minuten ein, während er sich abends endlos, manchmal bis zu einer Stunde, hin und her wälzen kann? Ich darf dabei natürlich nicht von seiner Seite weichen. So sind dann alle netten Filme meist schon fast vorbei, wenn ich das Schlafzimmer verlasse. Dabei hatte ich darauf spekuliert, in diesen zwei Wochen meinen Fernsehkonsum aufzustocken. Schliesslich muss ich an deutschen Sendungen einiges nach- und vorholen. Pustekuchen.

Dienstag, 7. August 2007

Weil die Zeit fliegt

und Erinnerungen dazu tendieren, schnell zu verblassen, hier ein paar Juli-Bilder, vom Mittelmeer und vom Roten Meer, aufgenommen von Savta Hana.



Montag, 6. August 2007

Blogtief

In diesen Tagen komme ich kaum zum Bloggen. Wenn ich denn doch mal ein paar Minuten finde, schreibe ich an dem englischen Blog, den ich begonnen habe, damit die in Israel zurück gebliebenen (oder wie schreibt man das jetzt gemäss der neuen Rechtschreibung?) uns nicht aus den Augen verlieren (da mein schriftliches Hebräisch zu wünschen übrig lässt). Schliesslich vergnügen wir uns zur Zeit im Kreise der deutschen Familie, da kann yairush ein bisschen ruhen...

Freitag, 3. August 2007

Über den Teich

Viel zu erzählen gibt es nicht. Yair geht es besser, das Wetter scheint auch ein Einsehen zu haben, und so gehen denn die Tage ins Land. Shai ist inzwischen über den grossen Teig geflogen und mit einiger Verspätung in San Francisco gelandet. Heute wird er irgendwann den Wohnungsschlüssel abholen und sich für die nächsten zwei, drei Wochen eine Luftmatratze kaufen. Von häuslich einrichten kann noch keine Rede sein, denn das Schiff mit unserem Hab und Gut legt voraussichtlich erst am 17. August an. Bis alles durch den Zoll ist, werden auch noch ein paar Tage vergehen. Der kleine Mann und ich frischen unterdessen bei Oma und Opa unser Deutsch auf.

Dienstag, 31. Juli 2007

Zwischenstation

in Deutschland. Bei 20 Grad Temperaturunterschied zum Waschküchenwetter in Israel frieren wir uns hier durch den Tag und hoffen auf baldige Wetterbesserung. Unterdessen hat der kleine Mann sich seinen ersten Virus eingefangen. Er fiebert und hustet vor sich hin. Ansonsten geniessen wir das Nichtstun im erweiterten Familienkreis.

In zwei Tagen fliegt mein Göttergatte weiter. Dann wird es langsam aber sicher Ernst...

Samstag, 28. Juli 2007

Das wars

Von 11:30 bis 21:30 hatten wir das Haus voll. Ein ständiges Kommen und Gehen. Mit vielen Tränen zwischendurch. Und in knapp acht Stunden sitzen wir im Flieger nach D. Bis bald, Israel. Wir kommen zurück.

Freitag, 27. Juli 2007

Kindergarten ade

Heute war Yairs letzter Tag im Kindergarten. Verblüffender Weise hat er scheinbar ganz genau verstanden, dass er nicht zurück kommen wird. "Ani etga'agea hachi le Yahav weleGaia." (Yahav und Gaia werde ich am meisten vermissen.) hat er zu Rachel, der Kindergärtnerin, gesagt. "Er hat Glück, dass er so süss ist", meinte sie zu uns. "Er wird es überall leicht haben, weil er dirket ins Herz geht."

Auf dem Weg zum Auto verlangte Yair nach Wasser und ich reichte ihm den Becher, den er im Kindergarten immer benutzt. Erst sah er mich an, dann den Becher. Dann sagte er: "Ima, ze shaiach lagan." (Mama, der gehört zum Kindergarten.) "Das stimmt, aber heute dürfen wir ihn mitnehmen." "Lo, ima! Ze shaiach lagan!" (Nein, Mama! Der gehört zum Kindergarten!) Also sind wir zusammen zurück gegangen, um Rachel den Becher zu bringen. Sichtlich gerührt, nahm sie ihn entgegen und versprach Yair, ihn an seinen Platz zu stellen. "Du bist so ein guter Junge!" meinte sie. "Dieser Becher ist meine Erinnerung an dich."

Dann musste Yair noch schnell Choshen, den Hund, streicheln, der immer auf der Wiese döst, wenn ich ihn abhole, den er sonst aber kaum mehr eines Blickes würdigt. Wie kann ein so kleiner Junge so grosse Veränderungen begreifen?

Wunderbare Geschenke hat er mit nach Hause gebracht. Ein T-Shirt mit Bildern aller Kinder in seiner Gruppe, ein grosses Plakat mit allen Handabdrücken und eine Kart mit guten Wünschen. Es ist schön, so geliebt zu werden. Möge unser kleiner Mann immer so viel Liebe um sich haben.

Mittwoch, 25. Juli 2007

Yair und Yahav

Ein Herz und eine Seele, auch am Roten Meer. Wer wen wohl mehr vermissen wird? Und wie schnell werden sie einander vergessen, wenn die Eltern nicht Kontakt halten?



Montag, 23. Juli 2007

Ein letztes Geleit

Ich mag Friedhöfe. Ich liebe die Ruhe, die dort herrscht. Ich wandere gerne durch die Reihen, lese die Inschriften und versuche mir vorzustellen, welche Lebensgeschichten sich dahinter verbergen.

Der Friedhof von Even Yehuda liegt inmitten von Wiesen und Feldern. Ein schmaler, sandiger Weg führt auf einen kleinen Schotterparkplatz, von dem aus es nur wenige Schritte bis zum eisernen Eingangstor sind.

Gestern drängten sich dort Autos und Menschen dicht zusammen. In der sengenden Nachmittagssonne entwickelten sich leise Gespräche zwischen fassungslosen Bekannten, Freunden, Verwandten. Viele wischten sich ununterbrochen die Augen oder schnieften, weil sie in der Hektik nicht an Taschentücher gedacht hatten.

Mit halbstündiger Verspätung bahnte sich schliesslich der Wagen mit Hilas leblosem Körper durch die Menge. Kurz darauf näherten sich die engsten Angehörigen, eine Familie jemenitischer Einwanderer, darunter Hilas Kinder -- ein fünfzehnjähriger Sohn und eine sechszehnjährige Tochter -- und ihre Mutter, laut klagend und weinend, gestützt von Hilas Geschwistern. "Kacha at holechet?!" rief sie immer wieder. "Kacha?!" (So gehst du?! So?!)

Die Eltern fast aller Kindergartenkinder hatten sich eingefunden. Hilflos standen sie herum, bis sich die Masse in Bewegung setzte, um Hila zu ihrer letzten Ruhestätte zu begleiten. Erinnerungen blitzten auf. Hila mit den Kindern auf dem Spielplatz. Hila beim Spülen. Hila zwischen Kindern und Bauklötzen. Hila in ihrem grünen Auto auf dem Weg nach Hause. Hila. Ihre schlanke Gestalt. Die tiefe, rauchige Stimme. Die dunkle Haut, das schwarze Haar. Ihr Lachen. Hila ist nicht mehr. Das ist alles, was bleibt.

Mit hängenden Schultern schlichen wir zurück zu unseren Autos, warteten geduldig, bis alle Blockaden sich aufgelöst hatten und der Weg frei geräumt war. Ein letzter Abschied. Dann senkte sich erneut Stille über den Friedhof, hin und wieder durchbrochen vom Schrei eines Vogels, der hoch über den Feldern seine Kreise zog oder vielleicht in einer der hohen Kiefern ruhte.

Heute spielt Yair wieder im Kindergarten. Sicher sitzt er gerade im Sandkasten und backt Erdbeerkuchen. Ob er sich fragt, warum Hila nicht kommt? Sie ist auf eine weite Reise gegangen. Weiter noch als Amerika. Viel weiter.

Hila

Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dies ein schwarzer Tag werden würde. Dabei beginnt Tisha Be'Av erst heute Abend.

Als ich die Kindergärtnerin heute Morgen wegen der Geschichte mit den Schuhen anrief, war zunächst besetzt, dann war sie sehr kurz angebunden, als ob sie nicht ganz bei der Sache sei oder sich Sorgen mache. Nachdem Shai den kleinen Mann dort abgesetzt hatte, erzählte er, Hila, die zweite Kindergärtnerin, sei am Morgen nicht aufgewacht, nicht zur Arbeit erschienen, man habe einen Krankenwagen zu ihr nach Hause geschickt, wisse nicht, was sei.

Gerade kam die Nachricht: Hila ist tot. An Herzversagen gestorben. Scheinbar hatte sie einen Herzfehler, von dem nur Nahestehende wussten. Sie hinterlässt zwei Kinder, die älteste Tochter ist 16. Ich bin schockiert und habe mir schon die Augen rot geweint (mein Chef denkt jetzt, dass ich eine echte Heulsuse bin). Um 13 Uhr muss ich Yair abholen, wann die Beerdigung ist, steht noch nicht fest. Ach, ist das Leben ungerecht. Und unberechenbar.

Sonntag, 22. Juli 2007

Rückmeldung

Wir sind zurück. Gerade eben so. Kopflos und ohne durchzuatmen. Es war trocken, heiss, sandig und schön, obwohl jeden Tag jemand krank war. Ich habe durchgehalten bis zu meinem Geburtstagsdinner. Danach bin ich mit Magenschmerzen ins Bett gestrauchelt und 24 Stunden lang nicht mehr aufgestanden. Bis zur Rückfahrt hatte ich mich aber wieder erholt, so dass wir noch ein paar Besuche bei Freunden einschieben konnten, bis spät in die Nacht.

Eigentlich dachte ich, dieser Tag würde ruhiger und in geordneteren Bahnen verlaufen, aber der Anruf meines Göttergatten gerade eben hat mich eines besseren belehrt: alle Sandalen, die der kleine Mann besitzt, liegen in meinem Auto. Das steht unten in der Tiefgarage, während ich hier die letzten Stunden abarbeite. Da die Kleinen im Kindergarten aber ohnehin den ganzen Tag barfuss laufen und die Kindergärtnerin mir auf Nachfrage versichert hat, dass heute keine Ausflüge anstehen, ist das halb so schlimm. Geht er eben mal schuhlos.

Ansonsten sah mein Tag gestern so aus:
6:30 Wecken, nachdem wir erst um 1:00 aus Eilat zurück waren
7:00 Fahrt zum Gesundheitsamt nach Tel Aviv
7:45 Ankunft in Tel Aviv (kurz und schmerzlos), Parkplatzsuche
8:10 Parkplatz gefunden, nach 4 Runden um den Block im bedingten Halteverbot
8:15 Mendel-Mantoux-Test (Tuberkulosediagnostik)
8:30 Auf ins Büro
9:10 Ankunft auf dem Firmenparkplatz
9:11 Anruf des Göttergatten, der seinen Schlüssel nicht finden kann. Grund: er liegt in meiner Handtasche
9:12 Wenden und zurück nach Hause
9:20 Schlüsselübergabe
9:30 Endlich im Büro, mit zweistündiger Verspätung
Arbeiten Arbeiten Arbeiten
16:30 Zum Auto hasten
16:50 Yair abholen
17:10 Übergabe des kleinen Mannes an den Herrn Papa
17:15 Weiterfahrt nach Rehovot, zum AC Treffen
18:00 Ankunft in Rehovot
20:15 Rückfahrt gen Norden mit Fahrbegleitung
20:50 Ankunft Bahnhof Beit Yoshua, um meine Begleiterin in den Zug nach Haifa zu setzen
20:55 Weiterfahrt nach Tel Mond, zur Geburtstagsfeier des Schwiegervaters
21:10 Parkplatz gefunden, Café verfehlt
21:15 Weiterfahrt nach Passantenbefragung
21:20 Ankunft am Café
23:10 Heimfahrt mit einem unwilligen, schreienden, völlig übermüdeten kleinen Mann, der den Papa will, nicht die Mama, und der brüllt, bis ihm die Augen zufallen
23:20 Nachtruhe für den kleinen Mann
23:25 Wäsche sortieren, in die Maschine stopfen, anstellen
23:30 Katzenwäsche
23:40 Licht aus!

Dienstag, 17. Juli 2007

Ans Rote Meer

Es wird sicher keinen überraschen, wenn es in den nächsten Tagen hier noch ruhiger wird als ohnehin schon. Ich kommt ja nicht mehr nach, dabei hätte ich einiges zu erzählen. Wir sind jedenfalls von morgen bis Samstag in Eilat, samt erweiterter Familie (soll heissen: Schwiegereltern plus Schwager mit Freundin). Ich werde dann am Sonntag berichten.

Montag, 16. Juli 2007

The rule of 10-10-10

Keine Zeit zum Bloggen. Dafür habe ich eine volle Stunde Mittagspause im Wartezimmer meines Frauenarztes vertrödelt. Zumindest bin ich dabei auf einen interessant Artikel gestossen, in dem es um Entscheidungshilfen bei Dilemmas und schwierigen Beschlüssen geht. Die Autorin schlägt vor, bei jedem Problem zu überlegen, welche Konsequenzen die Entscheidung in 10 Minuten, 10 Monaten und 10 Jahren hat. Oftmals läge dann die richtige Entscheidung ganz offensichtlich auf der Hand. Ich jedenfalls werde mir das merken und bei der nächsten Gelegenheit anwenden.

Sonntag, 15. Juli 2007

Vorfreude?

Die letzten zwei Wochen sind angebrochen, doch die Aufregung hält sich in Grenzen, da der Göttergatte mir regelmässig sein Leid klagt. Denn wie immer, wenn man dabei ist, sich rar zu machen, wollen alle Bekannten und Freunde ihn noch mal treffen und versichern ihm, wie sehr sie ihn vermissen werden und dass sie ihn ja ach so schätzen und wie sie bloss ohne ihn auskommen sollen. Das geht runter wie Butter. Da fragt er sich natürlich, warum er nicht lieber hier bleibt, alle lieben ihn, er steht hoch im Kurs, es fehlt an nichts, das Land hat so viel zu bieten. Der Arme, da muss er wohl jetzt durch. Doch warum muss ich bloss immer diejenige sein, die den Schritt über den Teich bestärken muss? Die sich alle möglichen guten Gründe aus den Fingern saugt, warum wir das jetzt durchziehen und es kein Zurück gibt. Meine Idee war es schliesslich nicht. Wer weiss, vielleicht gesellt sich ja doch irgendwann ein kleines bisschen Vorfreude seinerseits hinzu. Bei mir ist der Funke ja da, aber die Zündschnur wird ständig abgeschnitten.

Donnerstag, 12. Juli 2007

Ein paar gute Gedanken

möchte ich an meine Schwester und ihren Schatz schicken, die gerade schwere Zeiten durchmachen, nachdem der talentierte Tischlermeister vor ein paar Tagen bei einem tragischen Arbeitsunfall zwei Finger aufs Spiel gesetzt hat. Dank besonnener, gut geschulter Kollegen und erfahrener Ärzte sieht die Welt aber inzwischen schon wieder besser aus. Einen gehörigen Schock hat mir die Geschichte eingejagt (und das, obwohl ich tausende von Kilometern entfernt bin). Und gewaltigen Respekt vor der modernen Medizin. Jetzt wünsche ich dem Schwanger-in-Spe komplikationslose Genesung, schnelle Rehabilitation und eine erfolgreiche Rückkehr in den geliebten Beruf! Die positive Energie, die ich auf diesem Wege schicke, hilft dabei hoffentlich ein bisschen.

Die Wunderheilung

Vergangene Nacht war wohl am schlimmsten für den kleinen Mann. Der konnte nämlich vor Bauchweh nicht zur Ruhe kommen. Wenn er dann doch mal für kurz Zeit in einen erschöpften, aber unruhigen Schlaf fiel, wurde er spätestens beim nächsten Krampf wieder wach. Es war furchtbar. Entsprechend gerädert bin ich kurz nach 6:30 aufgestanden, weil Yair Hunger vermeldete. Trotz Bauchweh. Oder wegen. Das Brot blieb aber unangerührt. Ebenso der Kinderkräutertee und das Fläschchen. Mir war völlig klar, dass Arbeiten heute flach fällt und ich dafür am Wochenende ran muss.

Aber dann passierte die Wunderheilung: Der kleine Mann entdeckte die Überbleibsel einer Nascherei, die schwedischer Besuch vor nicht allzu langer Zeit mitgebracht hat. Plötzlich war alles in Ordnung. Kein Bauchweh mehr, die Müdigkeit nicht der Rede wert -- es ging nur noch darum, diese Süssigkeit zu vernaschen. Und so beschlossen wir denn, dass der kleine Mann vielleicht doch in den Kindergarten gehen kann. Das hat er dann auch gemacht, ohne grosse Proteste. Und als ich Mittags anrief um nachzuhören, wie es ihm geht, da schlief er einen wohlverdienten Mittagsschlaf. Bauchwehfrei.

Dienstag, 10. Juli 2007

Chaostage

Wir nähern uns einer gewissen Kopflosigkeit. Plötzlich tauchen immer neue Dinge auf, die noch zu erledigen sind. Sozialversicherung, Steuererklärung, notarielle Übersetzungen. Dabei rennt uns die Zeit davon und wir finden keinen Platz mehr im Kalender. Es ist schon so weit, dass der Göttergatte seine Schlüssel in irgendwelchen Geschäften rumliegen lässt und Detektivarbeit leisten muss, um den Friseur des kleinen Mannes zu Hause aufzuspüren. Dann fährt er mitten in der Nacht los, um sich noch mit einem Freund zu treffen, schmeisst mich bei der Rückkehr durch lautes Rufen unter dem Fenster aus dem Bett, weil er den Haustürschlüssel, den ich für Eingeweihte gut sichtbar unter der Fussmatte positioniert habe, nicht findet, und landet dann irgendwann gegen 3 Uhr im Bett. Lange kann das so nicht weitergehen...

Solche Tage lobe ich mir

Da fallen auch die paar Überstunden nicht ins Gewicht. Morgens als zweites Frühstück Schoko-Suppe mit Rum, Wackelpudding mit Weisswein und Waldfrüchten und als Nachtisch Käsekuchen. Wenn zwei Geburtstags zusammenfallen, kommt sowas dabei raus.

Zum Kaffee heute Nachmittag gibt es eine weitere Runde Kalorien und vielleicht ein Glas Sekt, zur Geburt des kleinen Jonathan, der unserer Personalleiterin in den Schoss gefallen ist. Dafür bleibe ich am Abend etwas länger und düse dann direkt vom Büro zum Abschiedsessen mit ehemaligen Kolleginnen. Dass ich so den kleinen Mann heute nicht mehr zu Gesicht bekomme, stimmt mich allerdings etwas traurig, zumal er heute Morgen so anhänglich war, sich nicht trennen wollte und darum gebeten hat, dass ich ihn (ausnahmsweise!) zum Kindergarten bringe.

Auf meinem Weg vom Bad im ersten Stock in den Keller sah ich ihn plötzlich mutterseelenallein auf dem Sofa in der Fernsehecke im Erdgeschoss sitzen, eine Banane essend und leise "Ani roze et ima!" (Ich will Mama!) vor sich hinmurmelnd. Warum er nicht einfach zu mir raufgestiegen ist, habe ich allerdings nicht verstanden.

Sonntag, 8. Juli 2007

Schwierig

Gerade lege ich bei der Arbeit den Endspurt ein. Plötzlich gibt es nochmal richtig viel zu tun, ich komme kaum zum Luftholen. Daneben alle möglichen und unmöglichen Termine (Ärzte, Impfungen, Bank, Freunde) und einen Göttergatten, der mir abends den Computer streitig macht -- da bieten sich zum Bloggen nicht viele Gelegenheiten. Im Moment plätschert es noch im Badezimmer, aber gleich muss ich hier das Feld räumen. Vielleicht gibt's morgen mehr.

Donnerstag, 5. Juli 2007

Typisch oder: Was war noch gleich Chuzpa?

Ein Israeli auf Geschäftsreise in China.

Kurz vor dem Heimflug hinterlässt die Fluggesellschaft eine Nachricht auf seinem Handy. Aus platztechnischen Gründen müssten sie ihn in die Business Class umbuchen und würden daher sein Vielfliegerkonto mit 100 Punkten belasten. Er solle bitte zurückrufen, um diese Änderung zu bestätigen.

Der Israeli ist empört und erscheint wenig später ohne zurückgerufen zu haben am Flugschalter zum Einchecken. Die Angestellte der Fluggesellschaft stellt ihm ein Business Class Ticket aus. "This is business class!" ruft der Israeli entrüstet. "I do not want to fly business class! Please book me into economy class! I did not request business class!" Die chinesische Dame, völlig überrumpelt von der heftigen Reaktion, ist ratlos und weiss sich nicht zu helfen.

Wenig später sitzt der Israeli mit seinem Business Class Ticket in der Business Class Lounge. Laptop auf dem Schoss, verfasst er eine email an die Fluggesellschaft. "I am sitting here in the Business Class Lounge. I did not ask for Business Class. I want to fly economy. You cannot charge me 100 points."

Anschliessend räkelt er sich hoch über den Wolken genüsslich in luxuriösen Sesseln und lässt sich kulinarisch verwöhnen.

Resultat: Die Fluggesellschaft erstattet dem Israeli die 100 Punkte und zahlt ihm US $50 Entschädigung.

Peinlich

Heute wäre ich am liebsten im Erdboden versunken.

In der Mittagspause bin ich schnell zum Zahnarzt gedüst, um mir die letzte Füllung verpassen zu lassen. Als ich wiederkam, blinkte auf meinem Bildschirm ein kleine Erinnerungsbox:
Reminder: Jeanne + Zafi
51 Minutes Overdue
Zafi ist der Chef meines Chefs. Diese Besprechung war sein Monaten anberaumt. Ich hatte es leider versäumt, vor dem Zahnarzttermin in meinen Kalender zu schauen. Ich wäre fast gestorben vor Scham.

Nachtrag: Den Kopf abgerissen hat er mir nicht. Die Besprechung ist auf nächsten Mittwochen verschoben.

Mittwoch, 4. Juli 2007

Das Laufrad

ist übrigens der Hit auf dem Spielplatz. Sobald der kleine Mann mit diesem Ding auftaucht, stehen Kinder verschiedenen Alters Schlange, um einmal fahren zu dürfen. Vielleicht sollten wir Fahrgeld nehmen, um sein Taschengeld aufzubessern.

Nach Hause

Yair und Yahav sind ein Herz und eine Seele. Deshalb haben sie sich nach dem Kindergarten verabredet. Als wir in die Strasse zum Spielplatz einbiegen, nicht unweit unserer alten Wohnung, ereignet sich folgendes Gespräch:

"Holchim habeita, ima?" (Fahren wir nach Hause, Mama?)
"Nein, mein Spatz. Du weisst doch, dass R. jetzt dort wohnt. Er passt auf unsere Wohnung auf. Wir wohnen zur Zeit bei Saba und Safta. Das macht doch viel mehr Spass, oder?"
Yair überlegt, legt seinen Kopf zur Seite, macht einen Schmollmund und entgegnet leise: "Loooo..." (Nein...)

Da schmerzt das Mutterherz.

Wenig später auf dem Spielplatz ist plötzlich weit und breit kein Blitz auf rotem Laufrad mehr zu sehen. Ich suche mit den Augen alles ab, aber der kleine Mann bleibt verschwunden. Da schwant mir was... Ich laufe einige Meter, um den Fussweg, der zur alten Wohnung führt, einsehen zu können -- und da sehe ich ihn, auf dem Weg nach Hause, kurz davor, mit seinem Rad die Strasse zu überqueren.

Also gut, denke ich. Was soll's. Gehen wir hin.

Angekommen, legt er sein Laufrad an die Seite und will die Treppe hinauf steigen. Ich halte ihn zurück.

"Spatzi, wir können da nicht hochgehen. Mama hat gar keinen Schlüssel."
"I-efshar lirot et R.?" (Können wir R. nicht sehen?)
"Nein, das geht nicht. Es ist ja nieman zu Hause. Siehst du, hier steht gar kein Auto."

Schmollend stellt er sich vor das Auto der Nachbarin, nicht bereit, sich auch nur einen Zentimeter in Richtung Spielplatz zurückzubewegen.

Vielleicht ist es doch besser, Abstand zu halten und woanders zu spielen. Wie soll so ein kleiner Kopf auch begreifen, warum wir plötzlich nicht mehr nach Hause gehen können.

Wer kennt sich aus?

Plötzlich stecke ich mitten in dieser Familienforschung, die nicht meine ist. Vor einigen Wochen erreichte mich die Bitte, einer alten Dame zu helfen, deren Suche nach Angehörigen und Einblick in die Familiengeschichte an ihren mangelnden Deutschkenntnissen scheiterte. Sie müsse die deutschen Behörden erreichen und wisse nicht wie, weil sie zwar Deutsch verstehe, aber nur leidlich spreche und nicht schreiben könne. Nichts leichter als das! dachte ich mir, froh darüber, behilflich sein zu können. Einen Brief auf Deutsch zu verfassen, ein Telefonat zu führen, dazu war ich gerne bereit. Ich liess mir die Adresse geben und rief an. Zu dieser Zeit steckte die Dame allerdings gerade mitten in Renovierungsarbeiten und bat darum, mich zurückrufen zu dürfen.

Heute Morgen klingelte das Telefon. Ich war auf dem Weg in eine Besprechung, rief aber anschliessend zurück. "Jeanne, wie nett, dass Sie anrufen!" freute sie sich. "Hören Sie, ich möchte, dass sie folgendes für mich tun. Ich habe nur dürftige Daten über meine Grosseltern, meine Eltern sind in den Lagern umgekommen, lebende Verwandte sind mir nicht bekannt, aber da meine Grosseltern, zumindest mein Grossvater väterlicherseits, Geschwister hatten, bin ich sicher, dass es noch irgendwo Verwandte gibt. Die möchte ich finden. Mein Grossvater hiess..."

Ohne Punkt und Komma gab sie mir alle Informationen durch, die sie besitzt. Namen, Orte, Geburts- und Sterbedaten. Und jetzt sitze ich hier und bin völlig überrumpelt. Diese Aufgabe stellt sich als viel komplizierter heraus als gedacht. Ich war überzeugt, sie wüsste genau, wo sie die Suche fortsetzen muss. Stattdessen halte ich lose Enden in der Hand und kaum einen Anhaltspunkt. Wie komme ich an Informationen über Menschen, die um die Wende zum 20. Jahrhundert irgendwo in Preussen geboren wurden? Deren Geburtsdaten bruchstückhaft sind? Deren Eltern oder Kinder von den Deutschen vernichtet wurden? Schon habe ich mich völlig im Internet verfranst, suche mich durch den Informationsdschungel und werde von Seiten aufgehalten, die Anmeldung und Bezahlung verlangen. Datenbanken gibt es weiss Gott genug, aber nicht kostenlos. Helfen möchte ich zu gerne. Aber wie?

Ich bin offen für alle guten Ratschläge!

Montag, 2. Juli 2007

Logopädisches

Yair stottert nach wie vor, und das wird sich vermutlich auch in den nächsten Monaten nicht ändern. Vor der grossen Reise wollten wir daher wenigstens noch fachlichen Rat einholen, wie damit am besten umzugehen ist.

Das Zentrum für kindliche Entwicklung (Machon LeHitpatchut HaJeled) hat uns nach Durchsicht eines Fragebogens empfohlen, einen Logopäden aufzusuchen, und so hatte der kleine Mann heute Morgen einen Termin bei Yael im Ponton Institut, Ramat HaSharon. Fazit: Sein Stottern ist mild, wird vermutlich irgendwann verschwinden, aber nicht in absehbarer Zeit. Behandelt wird frühestens ab dem 4. Geburtstag.

Hier ein paar Notizen, vornehmlich für mich als Gedächtnisstütze:

  • Das Stottern möglichst ignorieren. Nicht darum bitten, Dinge zu wiederholen, langsam zu sprechen oder tief durchzuatmen.
  • Möglichst langsam mit ihm sprechen.
  • Zehn, fünfzehn Minuten pro Tag intensiv mit ihm spielen, um seine Phantasie zu fördern. Die Umgebung dabei ausblenden.
  • Ihn nicht durch Sätze wie "Hast du Papa schon erzählt, was du heute im Kindergarten gemacht hast?" unter Druck setzen.
  • Einen routinierten Tagesablauf entwickeln und einhalten. (Zugegeben, das ist im Moment eine Herausforderung, aber wir arbeiten dran. Bis im September der neue Kindergarten beginnt, wird sich die Routine leider noch einige Male ändern.)
  • Den Umzug als etwas völlig natürliches behandeln; kein grosses Aufheben darum machen. Alles ist normal , in Ordnung und hat seine Richtigkeit.

Falls noch jemand andere Tips oder Einsichten hat, bitte her damit!

Gute Fahrt

Heute verlässt das Schiff mit unserem Container den sicheren Hafen in Ashdod und geht auf die Reise über den weiten Ozean, in das ferne Land, an die westliche Küste, in die fremde Stadt. Und dort wird es hoffentlich ankommen, bevor der kleine Mann und ich am 16. August landen. Damit alles ein bisschen an zu Hause erinnert, wenn wir unsere neuen vier Wände beziehen. Mit ein bisschen Glück stimmt der Zeitplan. Sechs bis acht Wochen soll es brauchen. Vielleicht pusten wir alle ein bisschen, damit es guten Rückenwind hat.

Sonntag, 1. Juli 2007

Zurück in den Alltag

Yair hat seine Liebe für Litschies (schreibt man das so???) wieder entdeckt. Damit kann ich ihn zur Zeit überall hinlocken. Das zieht sogar besser als Eis oder Schokolade. Früchte sind einfach neben Wasser seine zweite grosse Leidenschaft. So konnte ich ihn auf dem Spielplatz endlich zum Heimgehen überreden. Schliesslich versuchen wir, langsam ein bisschen Ordnung in den etwas durcheinander geratenen Alltag zu bringen.

So ist der kleine Mann endlich wieder zur gewohnten Zeit ins Bett gegangen, auch wenn er sich ewig lange hin und her gewälzt hat, bis er zur Ruhe kam. Ich versuche inzwischen darüber hinwegzusehen, dass die Privatsphäre erstmal zu kurz kommt, einiges auf der Strecke bleibt und anderes nicht ganz dem entspricht, was wir gerne hätten. Immerhin hat mein Göttergatte aber seine Mutter dazu bewegen können, doch mal über einen Kammerjäger nachzudenken. Nachdem er für sie schon zwei Mal auf Kakerlakenjagd gehen musste und wir sogar zwei kleine Exemplare im Trinkwasserbehälter entdeckt haben (seither trinke ich hier nur noch selbstgekauftes Mineralwasser aus der Flasche).

Am Wochenende waren wir gleich zwei Mal am Strand. Yair als Wasserkind braucht sonst eigentlich nichts: Sand und Meer reichen bis auf weiteres. Das Geschrei geht los, sobald man versucht, den Rückzug anzutreten.

Die Quallen, die jedes Jahr um diese Zeit eigentlich schon in Massen die Strände bevölkern, halten sich zur Zeit sehr im Hintergrund. Nur vereinzelt liegt hier und dort eine im Sand und schadet dem Vergnügen nicht wirklich. Wir sitzen weiterhin im seichten Wasser und lassen uns von den Wellen überrollen. Gestern mussten wir allerdings aufpassen, denn die Strömung war enorm. Baden verboten. Einige haben es trotzdem versucht und sind kläglich ertrunken.

Am Strand findet man in diesen Tagen auch die einzige Abkühlung. Ansonsten ist es nur in klimatisierten Räumen angenehmer. Der leichte Wind, der heute auffrischte und die Temperatur ein paar Grad drückte, machte nicht wirklich einen Unterschied. Das Quecksilber kletter trotzdem über die 30er Marke. Und so wird es wohl für den Rest des Sommers bleiben, bis in den späten September hinein und darüber hinaus. Nur wir werden bald in den ganzjährigen Frühling der San Francisco Bay entfleuchen. Ich habe so eine Ahnung, dass ich dort einiges vermissen werden...

Mittwoch, 27. Juni 2007

Übrigens

hat sich auf unserem Balkon eine Taube eingenistet, samt ihrer Eier. Wie ich den Dreck beseitigen soll, weiss ich noch nicht. Richtig fies. Da muss ein Spachtel her. Trotzdem tut es mir in der Seele weh, ihr Nest zerstören zu müssen. Was mache ich bloss? Hat jemand Ratschläge? Dass laut unserer Putzfrau viele Balkone in der Nachbarschaft ihre eigene Taube haben ("Und weisst du was, alle haben zwei Eier!"), hilft mir nicht wirklich...

Erste Tränen

Jetzt haben wir es fast geschafft. Gestern wurde fleissig weiter geräumt, gestrichen und gefegt. Heute (ja, erst heute!) holen die Jungs die restlichen Sachen ab und die Putzfrau macht ordentlich sauber.

Kaum zu glauben, aber der Abschied von ihr fällt mir am schwersten. Wohl deshalb, weil wir kaum eine Möglichkeit haben, in Kontakt zu bleiben. Wir haben keine gemeinsame Schriftsprache. Inna kommt aus Moldavien, spricht Romänisch, Russisch, ein recht gutes Hebräisch und einige Brocken Englisch, aber für den Schriftverkehr reicht es eben nicht. Abgesehen davon, dass sie keinen Computer hat, ganz zu schweigen von Internet. Das einzige, was mir im Moment über diesen Trennungsschmerz hinweg hilft, ist das Wissen, dass Hierbleiben nichts ändern würde, denn sie geht im September zurück nach Moldavien. Schweren Herzens, denn Geldverdienen ist dort schwer, aber die Trennung von ihrer Familie wiegt einige Zentner mehr.

Ihren Mann hat sie seit 2004 nicht gesehen, ihren Sohn, inzwischen 18, noch länger. Er hat seit er fünf ist bei einer Kinderfrau gelebt, damit seine Eltern von fern ihre Familie unterstützen konnten. Kommt einem bei solchen Verhältnissen das Lachen nicht abhanden? Aber Inna lacht gerne, erzählt, teilt. Sie wird mir sehr fehlen. Gestern, als ich ihr den Schlüssel zurück brachte, den ich mir neulich borgen musste, habe ich meine Tränen nur im Zaum halten können, weil wir uns gesagt haben, dass ein ordentlicher Abschied noch folgt. Mit Yair. Der liebt sie nämlich auch heiss und innig. Ohne Küsschen gehen wir nicht.

Die zweite Nacht

ausser Haus war nicht gerade erholsam, weil im Kellerraum (ja, ich habe es gewagt!) ununterbrochen die Lüftung neben dem Oberlicht röhrte (heute Abend wird sie ausgeschaltet -- der Ventilator und die offene Tür müssen für ausreichend Frischluft sorgen), aber zumindest haben wir alle zusammen schlafen können, weil ich gestern eigenhändig und ganz allein die Futon-Matratze aus dem Garten ins Haus geschleppt, akribisch gestaubsaugt und dann auf dem Rücken in den Keller getragen habe. War gar nicht so schwer. Zumindest haben wir jetzt also unsere eigenen vier Wände, in Kleinformat.

Yair ist natürlich völlig durch den Wind. Redet ständig von Amerika, fragt, ob wir schon da sind, wann wir fahren, warum wir nicht nach Hause gehen. Irgendwann sagte er sogar zu mir: "Ima, ani medaber beanglit!" (Mama, ich spreche Englisch!)

Wir müssen sehen, dass wir bei Schwiegereltern jetzt wieder ein bisschen Routine in den Alltag bekommen. Das Einschlafen dauerte gestern über eine Stunde, das reinste Theater. So war es 22:15, bis ich endlich in die Wohnung fahren konnte, um Shai beim letzten Entrümpeln zu helfen. Ich bin wieder erst gegen 1:00 ins Bett gehüpft und konnte lange nicht einschlafen. Die röhrende Lüftung war da nicht gerade hilfreich. Heute also auf ein neues.

Montag, 25. Juni 2007

Und ein paar Bilder...



Umzugssplitter

Das war definitiv eine Erfahrung. Aber nicht unbedingt eine, die ich noch mal machen muss.

Die Verantwortlichen hatten sich ein wenig verschätzt, in jeder Hinsicht. "Fünf, vielleicht sechs Stunden -- bis um 15 Uhr müsste alles gepackt und verstaut sein." Um 22:45 wurde die Aktion abgebrochen, weil kein Packmaterial mehr da war. Dabei war vorab zwei Mal jemand da, um die Kubikmeterzahl abzuschätzen. Fortsetzung folgt (heute).

Als ich in regelmässigen Abständen im dörflichen Tante-Emma-Laden aufkreutze, um erst Frühstücksutensilien, dann fünf dick belegte Baguettes und schliesslich drei Schachteln Zigaretten unterschiedlicher Marken zu kaufen, fragte mich der Inhaber irgendwann, ob wir umziehen. Ach?

Dann mussten wir noch Kisten, Kästen, Kühlschrank und Trockner zu Shais Eltern bringen. Das haben netterweise die Jungs von der Umzugsfirma gegen ein paar Shekel extra erledigt. Was die Nachbarn dachten, als um 23:15 dieses Ungetüm von Lastwagen vorfuhr, möchte ich gar nicht wissen. Um 0:30 konnten die Jungs dann endlich zurück nach Adshod fahren, um den Lkw wegzubringen, nach Hause zu fahren und vielleicht noch ein paar Stunden Schlaf zu erhaschen.

Wir (das heisst Yair und ich) haben in dieser ersten Nacht ausser Haus im Zimmer meiner Schwägerin geschlafen (Shai dagegen auf dem Sofa). Warum? Weil die Matratze des Futons, dass im Keller steht, seit über einer Woche im Garten lüftet und keiner (wir wurden nicht gefragt) meiner Schwiegermutter helfen konnte, sie wieder ins Haus zu schleppen (mein Schwiegervater hatte vor Jahren mal Rückenprobleme und ruht sich noch immer darauf aus). So wird sie jede Nacht schön feucht und trocknet dann tagsüber wieder unter der heissen israelischen Sonne.

Auch nett: Gestern abend erzählte meine Schwiegermutter mir von dieser Riesenkakerlake, die sie in der Badewanne vernichten mussten, damit der kleine Mann sich bettgehfertig machen konnte (geschlafen hat er dann trotzdem nicht, bis wir kamen). "Keine Sorge", sagte sie noch zu mir, "wir haben sie ausser Gefecht gesetzt." Ja. Das habe ich heute Morgen gesehen. Ich musste das tote Exemplar nämlich aus dem Abfluss ziehen, wo es sich regelrecht verkantet hatte. Das war ein netter Einstieg in den Tag, nach fünf Stunden Schlaf.

Ausruhen müssen wir jedenfalls noch aufschieben. Bis zum Wochenende bleibt es anstrengend. Wir müssen den restlichen Kleinkram ausräumen, putzen, streichen, reparieren. Nachdem die Umzugsfirma die übrigen Sachen eingepackt und abgeholt hat.

Sonntag, 24. Juni 2007

Alles gepackt

Jetzt können sie kommen, die Möbelpacker. Noch 8 Stunden, dann stehen sie vor der Tür. Ich habe noch nicht mal versucht, ins Bett zu gehen. Mir ist schleierhaft, wie ich noch schlafen soll heute Nacht. Deshalb habe ich mir sogar noch "Line of Fire" angesehen, mit einer Tasse schwarzen Kaffees in der Hand, weil keine Milch mehr da ist. Im Kühlschrank herrscht gähnende Leere. Die Spülmaschine hat ein letztes Mal gespült, jetzt gibt es nur noch Einweggeschirr. Die letzte Wäsche ist im Trockner; gleich wird noch schnell gefaltet. Und das wars dann. Ab Morgen schweben wir für sechs Wochen irgendwo zwischen den Welten. Nicht mehr ganz hier, noch nicht dort. Jetzt hole ich noch einmal tief Luft und gehe Zähne putzen. Irgendwann muss ich ja doch unter die Decke huschen... Gehen letzte Träume in einer Wohnung auch in Erfüllung?

Fast vergessen

hätte ich, von den Fortschritten des kleinen Mannes zu erzählen. Schon unter der Dusche stehend, drückte er plötzlich rum, er müsse sein Geschäft erledigen. Er liess sich ohne Protest schnurstracks auf seinen Toilettensitz befördern, und wir hörten schon nach wenigen Sekunden ein dumpfes Plumps. Gefolgt von einem Schwall Lobesworte meinerseits. Voller Stolz sah er mich an, liess mich alles saubermachen, stieg runter -- und stellte sich neben die Toilette, um Pipi zu machen. Alles zusammen wär ja auch ein bisschen viel gewesen. Wir arbeiten dran.

Klein Macho

Der kleine Mann hilft beim Kochen. Irgendwann sagt er ungehalten: "Ima, ani yachol lewad. Ani ben!" (Mama, ich kann das alleine. Ich bin ein Junge!)

Kein Kommentar.

Sch(l)u(e)sselig

Tausend Termine. So viele Dinge sind noch zu erledigen, so viele Leute zu treffen bevor wir das Land verlassen. Ich muss mir schon alles im Handy vermerken, sonst komme ich nicht mehr klar.

Auch sonst herrscht Chaos. Da will ich heute morgen mit dem kleinen Mann an der Hand aus dem Haus düsen -- und finde den Schlüssel nicht. Hektisch fege ich durch die Etage, scanne alle Regale und Tische, alle Arbeitsflächen -- nichts. In meiner Not rufe ich den Göttergatten an, der schon seit Ewigkeiten im Stau steht. Schlüssel? Keine Ahnung. Einige Sekunden später: "Ah, doch. Der ist hier. Auf der Rückbank. Hast du wohl vergessen." Ich verkneife mir gerade noch, ihn darauf hinzuweisen, dass er gestern Abend das Auto leer geräumt hat, weil ich das schlafende Kind nach oben getragen habe.

Was tun, wenn alle Ersatzschlüssel in der Welt verstreut sind? Die Nachbarin fragen, die schon seit Jahren einen besitzt. Aber klar, gerade findet sie ihn nicht, hat schon neulich überall gesucht. Prima. Dann eben die Putzfrau anrufen. Die ist bei der Arbeit, hetzt aber sofort nach Hause, damit ich mir dort den Schlüssel abholen kann. Hat eben doch seine Vorteile, wenn man nicht selber putzt!

Plattgefahren

Auf dem Weg zum Spielplatz piepste es plötzlich neben mir: "Ima, haofanaim sheli ossim rash!" (Mama, mein Fahrrad macht Krach.) Ein Blick auf das Hinterrad offenbarte schreckliches: der Reifen war völlig platt. "Da ist keine Luft drin. Deshalb macht es so komische Geräusche. Weisst du was, wir packen das Fahrrad jetzt in Mamas Auto, und morgen früh, wenn du im Kindergarten bist, lasse ich es reparieren. Und jetzt gehen wir halt ohne Fahrrad zum Spielplatz." Erst schaute der kleine Mann mich aus grossen Augen ungläubig an, dann verzog sich sein Mund und schon fing er herzzerreissend an zu weinen. Ohne Laufrad auf den Spielplatz, das war auch wirklich ein Unding. Wie konnte ich herzlose Mutter nur so etwas vorschlagen!

Eine Stunde später war die Welt wieder in Ordnung: hocherhobenen Hauptes, mit zwei fahrtüchtigen Reifen und -- weil wir ja nun schon mal im Geschäft waren -- einem neuen Helm (rot, natürlich), der auch zum Schaukeln und Rutschen nicht abgesetzt wurde, konnte der kleine Mann wieder lachen und toben. Ich wünschte, alle Probleme liessen sich so leicht aus der Welt räumen.

Mittwoch, 20. Juni 2007

Meinen Pass geb ich nicht her

Dass wir zur Zeit unter Volldampf stehen, hat mir nicht geholfen, pünktlich zum Vortrag zur Deutsch-israelischen Doppelstaatsbürgerschaft im Goethe Institut Tel Aviv zu erscheinen. Als alle auf ihren Stühlen Platz nahmen, steckte ich noch immer auf der Namir im Stau (die Taxispur half da nicht viel weiter). Zehn Minuten vor Schluss schlich ich mich schliesslich in den Vortragssaal, nachdem der Pförtner auf meine Frage, ob es sich denn noch lohne, achselzuckend geantwortet hatte: "Jetzt sind Sie doch schliesslich hier."

Der Raum war brechend voll. Da sassen sie, meine Deutschen, einer brav neben dem anderen, etwa 40 an der Zahl. Wo verstecken die sich bloss im Alltag? Lösen sie sich im Cyberspace auf?

Mit einigen von ihnen möchte ich jedenfalls nicht tauschen. Diese armen Menschen, die Aliyah gemacht, automatisch die israelische Staatsbürgerschaft erhalten haben und jetzt ihren Pass nicht mehr verlängert bekommen, weil die deutschen Behörden einfach beschlossen haben, die seit langem herkömmliche Praxis für Deutschjuden und ihre Nachfahren zu ändern. Nur jene, die seit ihrer Einwanderung bereits einen neuen Pass ausgestellt bekommen haben, brauchen sich in Zukunft keine Gedanken zu machen. Alle anderen müssen die israelische Staatsbürgerschaft innerhalb der ersten drei Monate nach der Aliya ausschlagen und das ausgestelle Zertifikat auf "Non-Acquisition of Israeli Citizenship" wie einen Augapfel hüten. Meines jedenfalls ruht selig in einer Klarsichthülle in meiner Dokumentemappe, bis in alle Ewigkeit.

Ich kann mich nur immer wieder selbst beglückwünschen, dass ich 2004 das richtige getan und nicht auf die israelischen Behörden gehört habe. "Kann nicht sein", wurde mir damals gesagt. "Deutsche können immer ihren Pass behalten!" Mein Verweis auf eine Änderung der Praxis wurde mit einem schiefen Blick achselzuckend zur Kenntnis genommen. "Dann eben nicht."

Hätte ich damals anders gehandelt, hätte ich also nicht nur meine deutsche Staatsbürgerschaft aufs Spiel gesetzt, sondern auch die des kleinen Mannes. So allerdings kann uns nichts passieren. Und vielleicht, vielleicht ändert Deutschland ja doch irgendwann mal seine Gesetzgebung? Im Zeitalter der Globalisation mutet die Grundregel der Vermeidung von Mehrstaatigkeit geradezu lächerlich an. Da schliesst jemand einfach die Augen vor der Realität.

Auch was den Antrag auf Beibehalt der deutschen Staatsangehörigkeit angeht, habe ich das richtige getan und es bleiben lassen. Das wäre reine Zeitverschwendung gewesen. Ich habe zwar keine Probleme, meine bestehenden Bindungen an Deutschland nachzuweisen -- aber konkrete Nachteile auf persönlicher Ebene ohne die israelische Staatsbürgerschaft sind mir noch nicht untergekommen.

Kurz: Ich habe zwar gestern nichts neues gelernt, bin aber mit einem Gefühl grosser Erleichterung nach Hause gefahren. Die Gesichter einiger "Mitbürger", die plötzlich realisierten, dass sie einen verheerenden Fehler gemacht haben, werde ich so schnell nicht vergessen. Da gehst du als Deutscher ahnungslos (?) zu einem Vortrag und verlässt den Raum mit dem Wissen, dass dein noch gültiger deutscher Pass keine rechtliche Grundlage mehr hat. Du bist kein Staatsbürger mehr. Es hat sich ausgedeutscht. Ein bängstigender Gedanke. Mensch, bin ich froh!

Dienstag, 19. Juni 2007

Freundschaftsdienst

Im April habe ich kurz von meiner Freundin berichtet, die mit ihrem israelischen Mann in ihre schweizer Heimat zurückgekehrt ist, um dort Geschäfte zu tätigen. Nun, diese Geschäfte kommen langsam in Gang, die beiden haben alle möglichen und unmöglichen bürokratischen Hürden genommen und ein seriöses Unternehmen gegründet, das vielversprechend klingt und grossen Reichtum verspricht: Sie verkaufen den irakischen Dinar, der ja an den Banken noch nicht gehandelt wird, dessen Wert aber, aktuellen Schätzungen zufolge, in den nächsten Jahren drastisch steigen dürfte -- falls er das gleiche Schicksal erfährt wie seinerzeit der kuweitische Dinar.

Und weil ich so stolz auf die beiden bin, sie vermisse und ihnen ganz viel Erfolg wünsche (damit sie wieder im Land sind, wenn wir aus Amerika zurückkehren!), lasse ich mich zu einem (halb) kommerziellen Post hinreissen. Schaut doch mal auf ihrer Firmenseite vorbei, da ist alles bestens erklärt: http://www.dinar2buy.com

Montag, 18. Juni 2007

Endspurt

Irgendwie nimmt das Packen kein Ende, obwohl wir doch eigentlich nur ein bisschen aussortieren müssen. Den Rest machen ja die Möbelpacker. Gestern waren wir bis fast 1:30 im Einsatz, nur um festzustellen, dass für den Rest der Woche noch genug zu tun ist. Nach nur fünf Stunden Schlaf, noch dazu unterbrochen vom kleinen Mann, sollte ich heute eigentlich völlig gerädert sein, aber scheinbar wirkt das Adrenalin.

Und so sieht es zur Zeit bei uns aus: Chaos überall.





In manchen Momenten beobachte ich uns plötzlich ungewollt wie aus einer anderen Dimension und wundere mich, was wir eigentlich machen. Dann kommt mir alles so unwirklich und verrückt vor. Genauso geht es mir allerdings hin und wieder, wenn ich begreife, dass ich in Irael lebe. Wie bin ich hierher gekommen? Was tue ich hier? Warum haben sich die Dinge so gefügt? frage ich mich dann. Es ist, als ob ich plötzlich über den Dingen schwebe, losgelöst, ungebunden, und mein Leben wie einen Film betrachte. Vielleicht ist das die Seele, die hin und wieder Abstand braucht.

Neben all dem Stress habe ich mich morgen Abend auch noch zu einem Info-Abend zur Deutsch-Israelischen Doppelstaatsbürgerschaft im Goethe Institut Tel Aviv angemeldet. Aber da muss ich hin. Wer weiss, vielleicht erfahre ich ja noch etwas neues.

Der erste Abschied rückt näher

Morgen beginnt die letzte Woche in unserer Wohnung. Der letzte Dienstag, der letzte Mittwoch, der letzte Donnerstag, der letzte Freitag, der letzte Samstag, der letzte Sonntag, der letzte Montag -- die Möbelpacker kommen und alles geht ab aufs Schiff.

Wir verkaufen ja nicht, die Wohnung bleibt uns, und trotzdem fühle ich mich, als ob wir für immer Abschied nehmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir in drei, vier, fünf Jahren in die gleichen vier Wände zurückkehren, die uns doch jetzt schon eng werden, ist klein.

Ich kann mich noch genau an die Zeit erinnern, als wir uns Knall auf Fall zum Kauf entschieden haben. Damals, im Januar 2002, sind wir einfach nur so durch die Dörfer gefahren, ohne Zweck und Ziel, als wir plötzlich in dieser neuen Siedlung standen und von der Atmosphäre ganz angetan waren.

Eine spontane Besichtigung der Musterwohnungen -- schon waren wir ernsthaft am Überlegen. Sollen wir? Können wir uns das leisten? Wollen wir diese Verpflichtung eingehen? Mehrmals am Tag habe ich mir hier alle Details angeschaut, den Link an Familie und Freunde geschickt. Innerhalb weniger Tage haben wir Finanzierungsmöglichkeiten unter die Lupe genommen, unsere Beziehung geprüft und uns zum Kauf entschieden. Danach war ich wochenlang high ob der Aussicht, in dieser lichtdurchfluteten Wohnung zu leben. Ende Juni 2002 konnten wir einziehen. Und wir haben es keine Sekunde lang bereut.

Viel hat sich verändert seit damals, entwickelt. Jetzt geht die Zeit dort schon zu Ende. Wer weiss, wo wir landen, wenn wir den USA wieder den Rücken kehren.

Dies hier ist zwar nicht unser Haus, aber genauso schaut es aus: