Montag, 27. November 2006

Von chronischer Müdigkeit und allerlei Krankheiten


Schon seit Wochen, ja Monaten eigentlich bekomme ich kaum noch mit, was in der Welt, geschweige denn im Land hier vor sich geht. Wie nebenbei hörte ich gestern, dass die Palästinenser trotz Waffenruhe weiterhin Raketen auf Israel abfeuern aber die Israelis mit Nachsicht reagieren. Waffenruhe? Welche Waffenruhe? Selbst da war ich dann zu müde und erschöpft, weitere Nachforschungen anzustellen.

Manchmal schlafe ich abends mit Yair zusammen ein. Dann schleppe ich mich noch mit Mühe von seinem kleinen Bett in mein grosses. Im Fitnessstudio war ich schon seit Wochen nicht mehr. Meine Tage bestehen eigentlich nur noch aus Arbeit und Yair. Manchmal trinke ich mit Shai noch eine Tasse Tee oder lese ein paar Seiten, aber zu viel mehr reicht meine Energie wirklich nicht. Irgendwie muss ich mich aufraffen.

Nicht diese Woche allerdings. Shai ist gestern wieder für seine Firma nach D geflogen. Vor kurzem hat er seinen "Frequent Flyer" Ausweis bekommen -- jetzt wird er mit Priorität behandelt und ist SO stolz darauf. Jedenfalls ist er bis Donnerstag nicht hier, und just da werde erst ich krank und dann Yair. Die letzte Nacht war furchtbar. Der arme Kleine wurde alle Naselang vor lauter Bauchschmerzen wach und weinte. Vier Mal musste ich ihm die Windel wechseln, drei Schlafanzüge sind in die Wäsche gewandert. Um 4:30 hat er gebrochen, da habe ich dann auch noch ergeben den Boden gewischt, nachdem er endlich wieder schlief.

Jetzt wird er gerade wach und ich muss sehen, wie es ihm geht...

Er schläft weiter. Wieder haben ihn seine Bauchkrämpfe geweckt. Ich hoffe sehr, dass er sich morgen wieder besser fühlt. Ich werde noch einen Tag mit ihm zu Hause bleiben, aber dafür werde ich heute Abend zur Arbeit eilen, wenn meine Schwiegermutter für ein paar Stunden kommt. Sie wägt sich in dem Glauben, Yair alle möglichen "iranischen Antibiotika" aufschwatzen zu können. Das wird sich ja zeigen -- bei mir jedenfalls verweigert er alle guten Dinge, die ich für seinen Magen und Darm zubereite.

Und so gehen denn meine Tage dahin. Wen wundert es da, dass ich nur geringes Interesse am Weltgeschehen aufbringen kann? Ich habe mir zwar vorgenommen, mich in Zukunft "zusammenzureissen", aber was will ich machen bei zu wenig Schlaf. So ist das eben, wenn die Kinder klein sind. Oder?

Kaum komme ich auch dazu, hier ein bisschen von Land und Leuten zu erzählen. Dem Wechsel der Jahreszeiten, die es hier nicht so ausgeprägt gibt wie in Deutschland. Aber vielleicht bald. Derweil gibt es ja einiges auf http://ferngefluester.blogspot.com zu lesen.

Samstag, 4. November 2006

Die Gunst der Stunde

Ich muss unbedingt die Gunst der Stunde nutzen... Shai badet Yair, und ich habe ein paar Minuten Zeit. Inzwischen ist es richtig Herbst geworden. Zwar ist es tagsüber noch recht warm, aber trotzdem haben wir unsere Sandalen in den Schrank gestellt und auch Yair "winterfest" gemacht -- neue Schuhe, neue Pantoffeln, neuer Haarschnitt, neue Gaderob. Zu den Klamotten, die Oma Ulli ihm im Juli geschenkt hat, gesellt sich jetzt H & Ms Übergangskollektion, die Shai bei seinem Besuch in D vor zwei Wochen ergattert hat. Nur Gummistiefel fehlen noch, um das Glück perfekt zu machen; dabei hat es schon ein paar Mal kräftig geregnet.

Yairs Wortschatz wächst und gedeiht unterdessen. Er überrascht uns immer wieder. "Ima, chamuda," (Mama, Süße) sagt er manchmal zu mir, wenn er ins Bett geht, und nimmt mich fest in den Arm. Oder er verkündet stolz: "Kaniti Chulza!" (Ich habe ein Hemd gekauft!) "Echt!?" antwortet Shai. "Das ist ja klasse. Welche Farbe hat es denn?" Und Yair erklärt ohne zu überlegen: "Yarok." (Grün)

Jetzt muss ich wohl doch Pause machen und mich zu den beiden im Badezimmer gesellen. Ich werde lauthals verlangt.