Sonntag, 30. September 2007

Frauenabend

Neulich hatte ich meinen ersten Frauenabend mit zwei israelischen Freundinnen. Der erste Pub, den wir betraten, war heimelig, aber zu ruhig für unseren Geschmack. Hatten wir nicht ein wenig Action verdient, eine Portion laute, abgefahrene Musik, um uns für unsere neue Realität als Hausfrauen und Mütter mit einem ständig abwesenden Studenten zu entschädigen? Nach einigen betretenen Minuten entschieden wir uns zum Aufbruch.

Zurück am Auto, einem Mazda MPV, hielt ich mich am äusseren Türrahmen fest, um mich schwungvoll in den gemütlichen Sessel auf der Rückbank zu werfen. Dann knallte die Fahrertür ins Schloss und ich hörte mich schreien: "Mach die Tür auf, mach die Tür auf, meine Hand, meine Hand!" Sekunden vergingen, in denen ich Gummidichtung unter meinem linken Mittelfinger fühlen konnte, über ihm die eingerastete Tür, das Fleisch am oberen Glied einquetschend.

Schliesslich, nach einem Moment langsamen Begreifens, stiess meine Freundin die Tür auf und sprang aus dem Auto. Ich starrte auf meinen Finger, kaum den Schmerz fühlend, stammelnd "Es ist nicht deine Schuld, es tut mir leid, es tut mir leid, ich hätte mich nicht da festhalten dürfen, wie blöd, wie blöd!"

Die Tür hatte tief in meinen Finger geschnitten, aber glücklicherweise hatten wir in der Nähe eines Supermarkts geparkt. Meine andere Freunding rannte schon darauf zu, nach Eis fragend und Pflaster suchend. Ich stand zitternd im grellen Neonlicht des Ladens, jedem versichernd, dass ich in Ordnung war, dass es nur ein bisschen weh tat, es hätte schlimmer sein können. Mit einem Pflaster und einer Plastiktüte voller Eiswürfel, die ich auf die Wunde drückte, gingen wir zurück zum Auto, alle ein wenig zittrig, aber einig, dass wir uns nach dieser Geschichte einen ordentlichen Schoppen Bier verdient hätten. Oder zwei.

Und so zogen wir weiter und ich trank eines der besten Biere, die ich je probiert habe. Und danach noch eins. Und als wir uns auf den Heimweg machten, war das Eis geschmolzen, die Blutung gestoppt, der Schmerz verebbt, und wir beschlossen, dass wir unbedingt einen zweiten Frauenabend bräuchten, besser früher als später.

Freunde

fürs Leben: Yairush und Yuvali. Sind sie nicht süss?


Angekommen

Wir haben ein zu Hause. Nachdem wir drei Monate im Familienbett (oder vielmehr auf der Familienmatraze) genächtigt haben, ist der kleine Mann am Dienstag widerstandslos, ohne den geringsten Protest, in sein Bettchen umgezogen. Inzwischen sind alle Kisten ausgepackt, Bücher und Klunker an ihren gewohnten Platz zurückgekehrt und die Bilder haben ihren Platz an der Wand gefunden. Freunde, die die Wohnung betreten, bleiben an der Tür stehen, halten den Atem an und sagen dann, dies sei die schönste Wohnung im ganzen Village. Ob ich stolz bin? Ich bin einfach glücklich, mein zu Hause zurück zu haben. Letztendlich war es doch die richtige Entscheidung, alles zu verschiffen. Es war das Warten wert (und das Geld).

Zwischen Dienstag und Freitag habe ich mir kaum eine Ruhepause gegönnt. Shai ist seinem Unibetrieb nachgegangen, Yair wurde beordert, sich in seinem Zimmer mit seinen neuen alten Spielsachen zu beschäftigen, und ich habe Kiste um Kiste geöffnet und ausgepackt. Und es waren viele. Gut über hundert. Aber wenn ich motiviert und entschlossen bin, kann ich äusserst effektiv sein. Seht selbst (okay, ich gebe zu, beim Bilderaufhängen hat Shai ein bisschen geholfen):

Donnerstag, 20. September 2007

Dienstag ab 7 Uhr

wird sich unsere Wohnung langsam aber sicher fuellen, bis kein Zimmer mehr leer steht. Dann darf ich fuer den Rest der Woche das Chaos bewaeltigen. Ich kann es kaum noch erwarten! Die gute Nachricht kam heute Nachmittag. Seither werde ich von Heiterkeitsausbruechen heimgesucht, denen mein Student, der verzweifelt versucht, sich am Kuechentisch, dem momentanen Dreh- und Angelpunkt unseres Familienlebens, auf seine Hausaufgaben zu konzentrieren, missbilligend begegnet.

Gestern sah die Welt noch anders aus. Da floss sogar Blut, als ich ungeschicktes Fleisch mir beim Bearbeiten einer Wassermelone mit dem sagenhaft scharfen Ikea-Messer heftig in den Daumen geschnitten habe. Genaeht werden musste aber dann doch nicht, wir haben die Blutung irgendwie stillen und die Wunde verarzten koennen. Der kleine Mann liess sich heute Morgen berichten und bemerkte nach einem eingehenden Blick auf das Pflaster: "Wie Johannes!" Na ja. Gott sein Dank nicht ganz.

Uebrigens bin ich voellig verzueckt vom vorbildlichen Deutsch meines Sproesslings, das seit unserem D-Aufenthalt wunderhafte Fortschritte macht. Heute haute er bei seinem Freund Yuval wie verrueckt in die Tasten eines Xyllophons, hielt dann inne und fragte: "Mama, kennst du dieses Lied?"

Englisch beginnt sich auch gerade zumindest als Moeglichkeit abzuzeichnen. Gestern rief er ploetzlich: "Standop, standop!" "Standop? Wer sagt das?" "Elaine!" (seine Kindergaertnerin) "Und weisst du, was das heisst?" Heftiges Kopfschuetteln. "Das heisst aufstehen." Abends dann, vorm Zubettgehen: "Hey, weisst du noch, was 'stand up' heisst?" Yair, stolzgeschwellt: "Aufstehen!"

Inzwischen bereiten wir uns auf Yom Kippur vor, den Versoehnungstag, der morgen Abend beginnt. Die Wohnung ist blitzblank, der Kuehlschrank voll (fuer das Mahl vor dem grossen Fasten) und die Zeit fuers Kochen (vorbildliche Hausfrau, die ich bin ;-)) eingeplant. Erster Gang: Kartoffelsuppe. Hauptgericht: Lachs in Weisswein mit Reis und gemischtem Salat. Nachtisch: Apfelkuchen. Damit uns dann am naechsten Tag ordentlich der Magen knurrt.

Samstag, 15. September 2007

Zwischenbericht einer Ungeduldigen

Okay, ich hatte mir geschworen, erst wieder zu schreiben, wenn unsere Sachen angekommen sindund ich die noetige Ruhe und Umgebung dazu habe. Da wir aber immer noch warten, bekomme ich langsam lange Zaehne und befuerchte ausserdem, dass mir die Leser vollends davon laufen, weil sie nichts mehr von mir hoeren. Deshalb also ein kurzer Zwischenbericht.

Das Schiff hat irgendwann letzte Woche, so um den 5. September, in Los Angeles angelegt. Seither haengt wohl alles im Zoll fest. Irgendwie hegen wir aber die (toerichte?) Hoffnung, dass sich unsere Wohnung bis zum naechsten Wochenende fuellen koennte. Ach, ich traeume taeglich davon, einen gemuetlichen Abend auf dem Sofa zu verbringen. Ist das zu viel verlangt?

Unterdessen hat der kleine Mann die ersten Tage im neuen Kindergarten hinter sich gebracht. Bisher nur zwei kurze Wochen, unterbrochen von Rosh HaShana, dem juedischen Neujahrsfest, das gerade hinter uns liegt und das wir mit einem ueppigen Abendessen im Kreise des Jewish Business Club verbracht haben. Yair hadert natuerlich ein wenig mit der Sprache. Trotzdem singt er jedoch morgens auf dem Weg zum Kindergarten froehlich vor sich hin und verschwindet gleich in irgendeiner Spielecke, wenn wir den Raum betreten. Es laeuft also ganz gut an, und ich geniesse die paar freien Stunden, die mir das beschert. So konnte ich inzwischen endlich meinen Antrag auf Arbeitserlaubnis einreichen und langsam damit beginnen, mich nach geeigneten Jobs in der Umgebung umzusehen.

Manchmal, das muss ich zugeben, werde ich (und vermutlich wir alle) von Heimwehattacken uebermannt. Aber das war ja nicht anders zu erwarten, so ging es mir in Israel anfangs ja auch (obwohl ich das natuerlich niemandem erzaehlt habe). So ein Einleben braucht eben Zeit.

Samstag, 1. September 2007

Verweis...

Jetzt wollte ich eigentlich alles noch schnell auf Deutsch posten, aber der Student noergelt, er braucht seinen Laptop, jetzt sofort, und ausserdem wird mein Kaffee in der Kueche kalt, waehrend ich hier in aller Windeseile auf dem Boden im Flur sitzend noch schnell ein paar Zeilen tippe. Daher bleibt mir jetzt nur, auf meinen Englischen Eintrag zu verweisen, naemlich hier. Beim naechsten Mal gibt es dafuer den Deutschen zuerst. Tut mir leid...