Montag, 2. Juli 2007

Logopädisches

Yair stottert nach wie vor, und das wird sich vermutlich auch in den nächsten Monaten nicht ändern. Vor der grossen Reise wollten wir daher wenigstens noch fachlichen Rat einholen, wie damit am besten umzugehen ist.

Das Zentrum für kindliche Entwicklung (Machon LeHitpatchut HaJeled) hat uns nach Durchsicht eines Fragebogens empfohlen, einen Logopäden aufzusuchen, und so hatte der kleine Mann heute Morgen einen Termin bei Yael im Ponton Institut, Ramat HaSharon. Fazit: Sein Stottern ist mild, wird vermutlich irgendwann verschwinden, aber nicht in absehbarer Zeit. Behandelt wird frühestens ab dem 4. Geburtstag.

Hier ein paar Notizen, vornehmlich für mich als Gedächtnisstütze:

  • Das Stottern möglichst ignorieren. Nicht darum bitten, Dinge zu wiederholen, langsam zu sprechen oder tief durchzuatmen.
  • Möglichst langsam mit ihm sprechen.
  • Zehn, fünfzehn Minuten pro Tag intensiv mit ihm spielen, um seine Phantasie zu fördern. Die Umgebung dabei ausblenden.
  • Ihn nicht durch Sätze wie "Hast du Papa schon erzählt, was du heute im Kindergarten gemacht hast?" unter Druck setzen.
  • Einen routinierten Tagesablauf entwickeln und einhalten. (Zugegeben, das ist im Moment eine Herausforderung, aber wir arbeiten dran. Bis im September der neue Kindergarten beginnt, wird sich die Routine leider noch einige Male ändern.)
  • Den Umzug als etwas völlig natürliches behandeln; kein grosses Aufheben darum machen. Alles ist normal , in Ordnung und hat seine Richtigkeit.

Falls noch jemand andere Tips oder Einsichten hat, bitte her damit!

5 Kommentare:

stadtfrau hat gesagt…

ich kann dir nur raten, es nicht überzubewerten, es gibt ein sogenanntes entwicklungsstottern und vor dem 4. geburtstag kann man tatsächlich nichts machen.

bienenkönigin hat gesagt…

da bin ich sozusagen expertin ;-), weil selbst nämlich früher mal stotterndes kind. bei mir ist es dann aber nicht einfach so verschwunden, sondern ich habe eine logopädie-kur und mehrere therapien gebraucht. jetzt bin ich 32 und stottere überhaupt nicht mehr.
ich glaube auch, dass bei mir erst mit zunehmenden alter eine gelassenheit einsetzte, die mir schließlich half, das stottern zu überwinden.
ich kann mich auch noch gut daran erinnern, wie groß doch der leidensdruck bei mir als kind war, weil man ja doch offensichtlich einen "fehler" hat. je stärker die eltern aber einem das gefühl geben, dass dies kein "fehler" ist, sondern eben einfach nur eine eigenheit, mit der man durchaus klarkommt im leben, kann sich das wirklich positiv entwickeln und der leidensdruck verschwindet allmählich.
(bei bedarf hinterlasse ich auch gern meine email-adresse.)
jetzt drück ich euch erstmal die daumen für den großen umzug und dafür, dass sich das stottern bei eurem kleinen schatz vielleicht doch von selbst wieder legt.
masel tov!

Feuervogel hat gesagt…

Ich bin hier sozusagen Neuleser, aber zum thema "Stottern" kann ich auch aus Erfahrung berichten. Meine Lieblingsschwester hat nämlich im Vorschulalter ganz schlimm gestottert. Der Logopäde hatte dann einen ganz einfachen Trick der wunderbar geholfen hat. Hat alledings eine ganze Zeit gedauert, bis sich das neue Verhalten bei ihr manifestiert hatte - schließlich war die ganze Umwelt darauf eingeschworen, das Stottern nicht als etwas Besonderes zu empfinden und so fand sie es auch nicht schlimm und notwendig etwas dagegen zu tun. Ist ja immer doof, wenn sich etwas erstmal persistiert hat. Das hab ich ja gerade mit meiner kleinen Tochter durch. Also, das Vorgehen des Logopäden war folgendes: Jeden Satz mit einem laaaangen Vokal zu beginnen. Laaaaangsam, deutlich und betont sprechen. Und immer wenn sie "hängen blieb". Wieder mit dem laaangen Vokal das Wort zu beginnen. Bei dem langen Vokal muss man ausatmen und kann sich nicht verkrampfen also auch nicht stottern. Hab ich das jetzt einigermaßen verständlich erklärt? Man hat mir erzählt, dass manche Ärzte auch mit Psychopharmaka arbeiten - quasi "Kind ruhig, Stottern weg". Das packt aber das Übel nicht an der Wurzel, stimmt's?

Aber vielleicht habt ihr ja Glück und es regelt sich von selbst. Wie alt meine Schwester damals war, weiß ich nicht mehr. Kann ich aber gern mal nachfragen. Viel Glück wünsch ich euch ...

Ach und übrigens: Ich bewundere deinen Mut und deine Entschlusskraft, wirklich. *drückalledaumen*

Jeanne hat gesagt…

Tausend Dank für eure Tips und Erfahrungen! Wir werden unseren Spatz mit ganz viel Liebe füttern. Vor allen Dingen aber werden wir Amerika bis kurz vor der Abreise nicht mehr erwähnen. Ich dachte ja, es ist gut, alle Entwicklungen mit ihm zu teilen und mit ihm über den Umzug zu sprechen, aber scheinbar hat es ihn nur ordentlich verwirrt und seine kleine Welt verunsichert.

Anonym hat gesagt…

Zum einen würde ich es nicht überbewerten - es wird sich geben.

Folgendes ist nur ein Tipp aus Erfahrung mit kleinen Kindern: es hilft, zu einer festen Umgebung Standardsätze hinzufügen, z.B. "Die Mami/der Papi kommt immer wieder zu ihrem Kind zurück" - gerade in sich verändernder Umwelt gibt das, glaube ich, ein Gefühl der Sicherheit. Ich habe es bei Kindern, auf die ich aufgepasst habe (jahrelang) und die adoptiert waren und große Trennungsängste hatten, gesagt.