Donnerstag, 29. März 2007
Eli
Als ich ihn nun heute Morgen anrief, um einen Termin zu machen, hörte ich an seiner Stimme gleich, dass etwas passiert war. So war ich eigentlich kaum überrascht, ihn plötzlich mit Bart und Kipa im Laden stehen zu sehen. Oh nein, dachte ich nur, jetzt ist der alte Mann auch gestorben. Nicht weit gefehlt. Ein zweiter Bruder ist vor drei Wochen einem Herzinfarkt erlegen, mit 57 Jahren. "Die halbe Familie ist schon von mir gegangen", sagt Eli bedrückt. Nach Pessach-Feiern sei ihm dieses Jahr wirklich nicht zumute. Andererseits, schimpft er, der aus religiösen Familienbanden ausgebrochen ist, wolle er nicht ein Jahr Bart tragen, keine Musik hören und sich nichts Neues kaufen, wie es die jüdische Gesetzgebung nach dem Tod eines Elternteils unter anderem vorschreibt. Er könne doch nicht für ein ganzes Jahr aufhören zu leben! Noch am Sonntag, vor dem Seder, werde er mit seinen noch verbliebenen Brüdern Einkaufen gehen. Seit fünf Monaten habe er sich nichts mehr gekauft, das stelle man sich mal vor!
Während alles aus ihm herausbricht, klingen von draussen die Geräusche vorbeihastender Menschen herein. Gedämpfte Stimmen. Empörtes Hupen. Plötzlich realisiere ich die Stille im Raum, die zwischen seinen Worten hallt, und mit einem Mal wird mir das ganze Ausmass der Traurigkeit bewusst. Wie viel kann ein Mensch innerhalb so kurzer Zeit verkraften?
Als ich mich schliesslich verabschiede, geht ein Lächeln über sein Gesicht. Schöne Feiertage, wünscht mir Eli. Danke! ruft er mich dann noch hinterher. Wofür? denke ich nur. Wofür könnte er mir danken? Für ein offenes Ohr? Ein anteilnehmendes Gesicht? Innerlich schmerzt mich das Unglück, dass ihm so oft wiederfährt. Manche Menschen haben es nicht leicht. Hoffentlich bringt der Grosseinkauf am Sonntag ein bisschen Licht in sein Leben. Der Sederabend wird sicherlich traurig genug.
Umstellen
Indes gibt es noch keine Neuigkeiten von meiner Oma. Hin und wieder treffe ich mein Schwesterchen im virtuellen Chat, aber eben hatte sie noch nichts wesentliches zu berichten. Denn eben abwarten und hoffen.
Mittwoch, 28. März 2007
Wenn ich gewusst hätte...
Seit heute Morgen liegt sie auf der Intensivstation. Schlaganfall, nur wenige Wochen, nachdem das hier passierte. Die Stimme meiner Mutter klingt durchs Telefon belegt vor Kummer. Und auch ich, die ich dieser Oma eigentlich bisher nie so ganz nahe stand, muss mich plötzlich zusammenreissen. Es ist unbegreiflich, wie ein Mensch innerhalb kürzester Zeit immer weiter von uns geht, Abschied auf Raten nimmt. Schon ist sie nicht mehr der Mensch, dem ich bei meiner Abreise vor vier Monaten einen Kuss auf die kühle, faltige Wange gedrückt habe. In sich zusammen gesunken, ohne Gebiss, halbseitig gelähmt, nur mühsam sprechend liegt sie in einem weissen Krankenbett. So sehe ich sie vor mir. Dass ich nicht einmal vorbeischauen kann, hilft nicht gerade.
Nutzlos sitze ich stattdessen vor diesem Bildschirm und haue auf die Tasten. Versuche, gute Gedanken in ihre Richtung zu schicken. Genesungswünsche. Hoffnungsblüten. Bis 120 bleiben ihr schliesslich noch fast 30 Jahre. Am Sonntag hat sie Geburtstag. Ein Aprilscherz ist das nicht.
Ob meine Eltern am Dienstag einfliegen, bleibt also abzuwarten. Aber das ist im Moment auch nebensächlich.
Dienstag, 27. März 2007
Feierabend
Pessach rückt schnellen Schrittes näher. Mit Bewunderung lese ich täglich, wie gezielt und gewissenhaft Anneka ihren Pessach-Putz angeht. Ich werde wohl wie jedes Jahr Küchenschränke und Kühlschrank ausmisten und säubern -- das muss reichen. Wo ausser in Küche und Wohnzimmer sollte sich sonst noch Chametz verstecken? Wir schleppen unser Essen ja schliesslich nicht im ganzen Haus herum.
Hoffentlich werde ich nicht in irgendeiner Ecke wieder diese fiesen, kleinen, braunen Käfer entdecken, die sich sonst immer um diese Jahreszeit in den Schränken ausbreiten. Schon beim Gedanken bekomme ich Gänsehaut. Scharen davon habe ich schon wegwischen und vernichten müssen. Dieses Jahr habe ich aber noch keinen gesichtet, und das stimmt mich äusserst zuversichtlich.
Von der Firma haben wir zusätzlich zu den üblichen Gutscheinen dieses Jahr ein Kochbuch für Pessach bekommen, mit wunderbaren Rezepten für Mazot. Beim Gedanken an Kneidalach und Matze-Brei läuft mir schon das Wasser im Mund zusammen (dabei soll es Menschen geben, die das nicht mögen!). Allerdings müssen wir dieses Jahr einen kleinen Eiertanz machen (sehr zweideutig, dieses Wort, zu Ostern!), denn schliesslich kommen meine Eltern, und von denen kann ich nicht verlangen, an Pessach nichts Gesäuertes zu essen. Aber das wird schon gut klappen; hatten wir ja vor vier Jahren schon mal, nach unserer Hochzeit.
Langsam macht sich bei mir auch schon richtige Urlaubslaune breit, obwohl ich bei der Arbeit noch einiges zu schaffen habe. Übrigens werde ich mir bald Gedanken um ein (zusätzliches) englischsprachiges Blog machen müssen, denn meine Leute hier bestehen darauf, auf dem Laufenden gehalten zu werden -- Deutsch können schliesslich die wenigsten, und mein schriftliches Hebräisch lässt ja dann doch sehr zu wünschen übrig. Aber da ich drüben nicht arbeiten werden, habe ich sicher VIEL mehr Zeit. ;-)
Gestern hat Shai mit einer in den USA lebenden israelischen Anwältin gesprochen ob einer möglichen Arbeitserlaubnis für mich. Tja, das sieht nicht gut aus (nicht, dass ich das geglaubt hätte -- alle anderen waren da bisher viel zuversichtlicher als ich): Erstens ist das Arbeitsvisa-Kontingent für dieses Jahr schon ausgeschöpft. Höchstens im non-profit Sektor bestehen noch Chancen. Darüber hinaus liegt die einzige Möglichkeit darin, einen Job bei einer Firma zu finden, die bereit ist, mir ein Arbeitsvisum zu beschaffen. Die Anwälting ist bereit, meinen Lebenslauf an ihre Kontakte zu verschicken, um mir bei der Jobsuche zu helfen. Sie meint, Technische Redakteure würden immer gesucht. Blöd nur: Ich will ja gar nicht vollzeit arbeiten, und wer macht sich denn für eine Teilzeitkraft die Mühe??? Wir werden sehen. Familienplanung steht ja auch noch irgendwann an. Yair beginnt sich schon für die dicken Bäuche anderer Mütter zu interessieren -- und davon gibt es genug, allein unter den Müttern seiner Kiga-Kumpels (Anneka, liest du mit? :-) Karin, kein Grund zur Panik! ;-)).
Also, das muss jetzt aber reichen für heute. Mein Wein ist fast leer, alles ist ruhig hier -- Schlafenszeit.
Unkonventionell
Sonntag, 25. März 2007
Endspurt nach Führungswechsel
Gestern Abend hatten wir dann die Duke-Gang zu Gast. Pizza und Bier, das war die Idee, auch ganz passend zum Spiel Israel gegen England. Warum niemand etwas gegessen hat, ist leider ungeklärt geblieben. Wir hatten drei grosse Familien-Pizzen bestellt -- zwei davon sind jetzt im Gefrierfach. Den Schokoladenkuchen hätte ich mir auch sparen können, das Eis sowieso, und Kaffee oder Tee wollte zum guten Schluss auch niemand. Nur ein paar Flaschen Bier sind geleert worden. Sogar relativ viele für hiesige Verhältnisse.
Das soll aber nicht heissen, dass es nicht nett war. Sechs "Admits", davon ein Paar und zwei mit Anhang. Alle ganz sympatisch und bis auf einen noch keiner so ganz entschlossen. Die meisten warten noch auf Antworten von anderen Unis oder müssen sich zwischen zweien entscheiden, so wie wir. So sitzen wir alle im selben Boot, mehr oder weniger. Zur Zeit tendieren wir zu Duke, das heisst: ich eigentlich, aber meine Argumente sind schlagkräftig, so dass Shai geneigt ist, mir Recht zu geben. Überreden will ich ihn aber nicht, denn schliesslich ist der akademische Aspekt der wirklich entscheidende, und Shai muss für sich entscheiden, welche Uni ihm da mehr bringt.
Also schlafen wir eben noch mal drüber...
In gut einer Woche, nach dem Seder, fliegen meine Eltern ein. Yair freut sich schon wie ein Honigkuchenpferd, wenn ich ihm erzähle, dass Oma und Opa bald mit dem Flugzeug anreisen. Ich freue mich auch, zumal ich zwei volle Wochen Urlaub habe und wir nach den Feiertagen noch ein bisschen in Eilat ausspannen werden. Ich wünschte mir nur, dass Flugangst plötzlich kein Thema mehr wäre. Dann könnte ich mich freuen, ohne mich gleichzeitig zu sorgen.
Acht mal werden wir noch wach...
Freitag, 23. März 2007
Cornell...
Donnerstag, 22. März 2007
Frühlingsduft
Erfolglos
In der ersten Einrichtung überlegen sie, vielleicht eine zusätzliche Gruppe für Zweijährige einzurichten, oder alternativ eine Freitagsgruppe für Kinder, die keinen Platz bekommen haben. Mit ein bisschen Glück rutschen wir also irgendwo noch rein. Falls nicht, bin ich auch erstmal nicht allzu sehr beunruhigt, denn ich habe ja Zeit. Im schlimmsten Fall muss Yair sich also mit mir als Spielkamerad begnügen, zu Anfang jedenfalls. Kann ja so schlimm nicht sein.
Übrigens werden wir hier wohnen, in diesem Haus (eingekreist):
Sieht doch nicht schlecht aus, oder? Wir machen Fortschritte mit unseren Planungen -- und das gar nicht mal so langsam.
Mittwoch, 21. März 2007
Genervt
Dienstag, 20. März 2007
Montag, 19. März 2007
Vom Übel der Dreisprachigkeit
Einer der Bereiche, der beunruhigt, ist der Spracherwerb. Yair wächst zweisprachig auf, bald kommt eine dritte Sprache hinzu -- (wie) wird das den Erwerb seiner beiden Muttersprachen beeinflussen oder stören? Viel Forschung zum Thema Dreisprachigkeit scheint es nicht zu geben, aber was ich finde, klingt eigentlich recht positiv.
Zunächst einmal scheint es einen Trend zur multilingualen Familienkonstellation zu geben:
Es scheint, dass Dreisprachigkeit ein wachsendes Phänomen ist, z.B. die steigende Zahl von Familien, die berufsbedingt von Land zu Land ziehen. Es entstehen zunehmend mehr Familien, in denen die Eltern unterschiedliche Muttersprachen sprechen, die jeweils nicht die Sprache des Landes ist, in dem die Familie lebt.Wir sind also kein Einzelfall. Die Welt wird mehr und mehr zum globalen Dorf, das muss man akzeptieren. Damit gehen auch Entwicklungen wie diese einher, und man muss sich arrangieren. Das relativ einfach gestrickte Modell "one parent, one language", kurz OPOL, reicht da nicht mehr aus. So heisst es:
Für das erfolgreiche Aufwachsen mit drei Sprachen ist es wichtig, dass Eltern ein Rezept für ihre Familie entwickeln, das natürlich komplexer sein kann als die oft vertretene „Eine Person - eine Sprache“-Regel. Dreisprachigkeit ist oft einer stärkeren Dynamik ausgesetzt als Zweisprachigkeit und benötigt mehr Flexibilität seitens der Familie.
Deshalb suchen wir für Yair einen Kindergarten, in dem auch Hebräisch-sprechende Kinder sind, und ich werde mich bei einer deutschen Spielgruppe anmelden, damit die beiden Muttersprachen neben der Umgebungssprache nicht zu kurz kommen.
Positiv stimmt mich, dass zwischen Zweisprachigen und Dreisprachigen in der Regel nur wenige Unterschiede festgestellt werden und dass Dreisprachige in manchen Untersuchungen Zweisprachigen sogar überlegen zu sein scheinen. Dennoch macht sich die Tatsache, dass dreisprachige Menschen vergleichsweise ein viel grösseres Vokabular besitzen, doch irgendwie bemerkbar. Es heisst:
Es ist wohl so, dass es bei Dreisprachigen noch stärkere Abweichungen bezüglich des Wortschatzes gibt: Bestimmte Lebensbereiche werden oft nur durch eine der drei Sprachen erfasst.
Generell ist sich die Forschung wohl einig darüber, dass Kinder, die mehrsprachig aufwachsen, kognitiv flexiber und damit effizienter sind. Dass Multilingualität als etwas potenziell Gefährdendes betrachtet wird, schein vielmehr ein Phänomen der westlichen Welt zu sein:
[...] it is surprising how many languages a child’s brain can acquire as long as she is receiving interaction and exposure in all of them. Think for a moment of all the tribes of Africa, who grow up speaking more than one tribal language and usually learn a fluent lingua franca as well spoken by the whole country (e.g. English in Ghana). Multilingualism on a grand scale is commonplace in many countries – it seems to be only in Western countries that we regard it with any alarm!
Sollten wir uns also zu viele Gedanken machen? Sollten wir uns schlecht fühlen, weil wir unserem Kind sowas antun? Ich glaube nicht. Wichtig ist, dass wir versuchen, Hebräisch und Deutsch als Muttersprachen zu fördern, so gut es geht. Englisch wird Yair durch die Umgebung von ganz alleine lernen.
Quellen:
http://www.sozialnetz.de/ca/qq/ssj/
http://en.wikipedia.org/wiki/Trilingual
http://en.wikipedia.org/wiki/Cognitive_advantages_to_bilingualism
http://www.bilingualbabies.org/
50 Fragen
1. Was trägt Dein Kind heute?
Keine Ahnung, ich habe ihn heute noch nicht gesehen (*schäm*).
2. War Dein Kind geplant?
Ja!
3. Wie hast Du Deinem Parnter von dem positiven Test erzählt?
War nicht nötig, er war dabei.
4. Wie hat Dein Partner auf den positiven Test reagiert?
"Oh nein -- so schnell?" Aber gefreut hat er sich.
5. Welches ist der schlimmste Kindername für ein Mädchen und für einen Jungen, der Dir spontan einfällt?
Jungs: Horst, Fürchtegott (heutzutage weiss man ja nie -- alte Namen komme zur Zeit wieder in Mode; jemand in meinem Bekanntenkreis hat seinen Sohn Karl getauft)
Mädchen: Schanell oder Chiara
6. Gab es Streit wegen der Namensfrage?
Oh ja, das war nicht einfach. Hier gibt es nämlich hunderttausend Unisex-Namen, und auf die wollte ich mich nicht einlassen. Dabei sind viele von ihnen echt schön, aber ich finde es schrecklich, wenn der Name nicht das Geschlecht verrät. Kinder hier stellen sich oft schon mit "Ofek haben" (Ofek, der Junge) oder "Yuval habat" (Yuval, das Mädchen) vor, als ob das ein Teil des Namens wäre. So war unsere Auswahl halt arg eingeschränkt.
7. War Dein Partner bei der Entbindung mit dabei?
Ja.
8. Hat er die Nabelschnur durchschnitten?
Nein. Bei uns musste alles ganz schnell gehen, weil unser Spatzi so gelitten hat bei der Geburt, gar nicht schrie, völlig weiss war und gleich ins Wärmebettchen musste.
9. Hat sich die Vorstellung von der Geburt gedeckt mit dem tatsächlichen Erlebnis? (schlimmer/weniger schlimm als erwartet)
Ich weiss gar nicht mehr, was genau ich erwartet habe. Irgendwie ist alles ganz unwirklich an mir vorbei gegangen, ich kann mich schon kaum noch an Einzelheiten erinnen (traurig, oder?). Mein Mann hat ein Trauma davon, auch weil zwischendurch der Baby-Puls kaum noch da war. Er hatte solche Angst, dem Kleinen würde etwas passieren. An mir ist alles irgendwie vorbeigerauscht.
10. Wie hat die Geburt Deines Kindes Dich verändert?
Ich komme mit erstaunlich wenig Schlaf erstaunlich gut durch den Tag, bin effektiver geworden, brauche weniger Zeit für mich (geniesse aber die kostbaren Minuten, die bleiben) und übe mich in Geduld (davon habe ich für Yair ganz viel, für Shai manchmal zu wenig).
11. Findest Du das gut oder schlecht?
Alles in allem gut.
12. Wann hat es das erste Mal durchgeschlafen?
Keine Ahnung. Mit einem halben Jahr vielleicht. Aber meist schreckt er auch heute noch zwei bis drei Mal pro Nacht kurz aus dem Schlaf.
13. Wer bringt das Kind ins Bett?
Ich.
14. Was war das erste Wort?
Buch!
15. Welches Wort kann er/sie dank Dir schon sagen, dass er/sie nie hätte von Dir lernen sollen?
Ich glaube, "shit" hat er mal gerufen, nachdem ich mich geärgert hatte. Ansonsten hat er einen erstaunlich reinen Wortschatz.
16. Welche Krankheit hatte Dein Kind zuletzt?
Ohrenschmerzen
17. Welche Krankheit hattest Du zuletzt?
Erkältung
18. Das Lieblingsbuch/Lieblingsspielzeug Deines Kindes?
Bilderbücher, Ball und Autos. Hoch im Kurs stehen auch Lego-Steine.
19. Das Lieblingsgericht Deines Kindes?
Rosinen und Erdbeeren gehen immer, in Massen
20. Ißt Du gerne Baby-Brei?
Ist Baby-Brei=Fertigbrei? Den koche ich nie. Nehme immer Gries und koche ihn mit Äpfeln und Rosinen oder mit Kakao. Super lecker. Essen wir beide gerne.
21. Welche Begriffe/Wörter kennst Du erst, seitdem Du ein Kind hast?
Materna, Similac, Shilav
22. Welche Erziehungsratgeber hast Du schon gelesen und welche waren wirklich nützlich?
Babyjahre
Das Geheimnis glücklicher Kinder
The Baby-Whisperer
...
Nützlich waren alle irgendwie. Man sucht sich halt überall das raus, was man braucht.
23. Welche Anschaffung für das Kind war die unnötigste, die Du getätigt hast?
Der Comfy (übrigens eine israelische Erfindung), bis wir den Laptop damit ans Laufen kriegen. Die Software ist nämlich (noch) nicht mit Windows Vista kompatibel, deshalb können wir es nicht an den PC anschliessen.
24. Welche Kuse hast Du mit Deinem Kind schon besucht bzw. besuchst Du gerade?
Babyschwimmen zwischen dem 4. und 14. Monat.
25. Was war das Thema Deines letzten Posts bei urbia?
Auf Urbia lese ich nur hin und wieder Artikel. Habe noch nicht gepostet. Bekomme dafür den Newsletter.
26. Was nervt Dich am meisten an anderen Müttern?
Nervt mich an denen was? Bisher hatte ich mit denen noch keine Probleme.
27. Hast du Dein Kind taufen lassen?
Nein, beschneiden.
28. Feiert Ihr Ostern?
Nein, Pessach.
29. Gibt es Geschenke für Dein Kind an Ostern?
Nein, ausser dem üblichen Festagsleckereien (an Pessach).
30. Einen Weihnachtsbaum?
Eher einen Chanukkabusch.
31. Was hast Du vor deinem Mutterdasein gemacht?
Gearbeitet (als Technische Redakteurin, genau wie heute).
32. Was willst Du danach machen?
Danach? Hört das mal auf? Im Moment arbeite ich vollzeit, ab Sommer, wenn wir umsiedeln, trete ich ein bisschen kürzer.
33. Wann warst Du das letzte Mal alleine mit Deinem Partner aus?
Vor wenigen Wochen, da haben wir "Das Leben der Anderen" im Kino gesehen.
34. Was würdest Du an einem freien Abend am liebsten unternehmen?
Restaurant, Kino und trotzdem früh ins Bett (wenn das ginge)
35. Wohin ginge Dein nächster Urlaub - mit Geld und ohne Kind?
Thailand.
36. Wohin ginge Dein nächster Urlaub - mit Geld und MIT Kind?
Thailand.
37. In welchen Situationen vermisst Du Dein "altes" Leben ohne Kind/Kinder?
Wenn ein gutes Buch auf mich wartet und ich keine Zeit zum Lesen finde.
38. Wann warst Du zum letzten Mal Unterwäsche (für Dich) einkaufen?
Im September
39. Wann warst Du zum letzten Mal Unterwäsche für die Familie einkaufen?
Unterhemden für Yair im Januar. Mein Mann kauft selber. :-)
40. Mit was bringt Dich Dein Kind am schnellsten auf die Palme?
Wenn er mich frech anlacht, wenn ich mit ihm schimpfe.
41. Hast du manchmal ein schlechtes Gewissen Deinem Kind gegenüber und wenn ja, warum?
Manchmal schon, ja. Weil er täglich neun Stunden im Kindergarten ist. Weil ich vollzeit arbeite und nicht genug Zeit für ihn habe. Weil ich manchmal nicht genug Geduld aufbringe, weil ich zu müde oder gestresst bin.
42. Was hat er/sie als letztes getan, bei dem Du Dir ein ein pädagogisch wohl eher weniger wertvolles Grinsen nicht verkneifen konntest?
Als er wie üblich nach beendetem Mahl seinen Teller auf den Boden warf, aber weiter munter Geschichte erzählte. Die sind nämlich einfach zu süss!
43. Welche guten Eigenschaften hat Dein Kind von Dir geerbt/übernommen?
Er liebt Bücher und hat ein gutes Herz (oder eine gute Seele).
44. Welche schlechten?
Er ist ein Dickopf.
45. Wem sieht Dein Kind ähnlicher, Dir oder Deinem Partner und hättest du es gerne andersrum?
Das kann keiner so genau sagen.
46. Rückblickend, welchen Aspekt des Eltern-Seins hat dich am meisten erstaunt/überrascht?
Dass man einen kleinen Menschen so schnell so lieb gewinnen kann. Und dass man über einen so langen Zeitraum so müde sein kann und trotzdem noch funktioniert.
47. Was ist der unschönste Aspekt des Eltern-Seins?
Die kurzen Nächte.
48. Bist Du manchmal wie Deine Mutter/Dein Vater?
Bisher nicht, glaube ich.
49. Wieviele Kinder möchtest Du noch haben?
Zwei.
50. Wo wärst Du jetzt in diesem Moment am liebsten?
Im Reich der Träume, den Schlafmangel beseitigen.
Sonntag, 18. März 2007
Ausgang
Mini-Israel
Beim Frühstück telefoniert mein Göttergatte mit der hiesigen Niederlassung einer internationalen Umzugsfirma. Der Mann am anderen Ende der Leitung nimmt ganz professionell die Personalien auf. Als mein Mann den Wohnort angibt, ruft er erfreut: "Ach, da wohnen gute Freunde von mir. Kennst du vielleicht [X] und [Y]?" Nein, leider nicht. Als mein Mann seinen Nachnamen buchstabiert, kommt sein Gegenüber dann völlig aus dem Konzept. "Sag mal, hast du vielleicht Familie in Holon?" fragt er. Nach einigem Hin und Her stellt sich heraus, dass er einen Grossteil seiner Kindheit im Tante-Emma-Laden von Shais Grossvater verbracht hat, der inzwischen schon lange verstorben ist. Shai ist so gerührt, dass er fast den Vertrag abschliesst, obwohl die genannten Kosten viel zu hoch sind.
Donnerstag, 15. März 2007
Unkonzentriert und kein Ende in Sicht
Ansonsten geht diese (schreckliche) Woche endlich dem Ende entgegen und Shai setzt sich heute in seinen Flieger zurück nach Tel Aviv. Arbeitsmässig habe ich wirklich kaum etwas erledigen können, ich bin völlig aus der Bahn geworfen, ständig mit den Gedanken unterwegs. Kann man es mir verübeln? Aber weitergehen kann es so nicht; ich muss mich wohl am Riemen reissen.
Yair ist heute wieder im Kindergarten, der kleine Süsse. Und ich mache mich jetzt auf zur wöchentlichen Happy Hour (oder "The hour of merth", wie wir sie unter uns nennen) im Speisesaal, bevor ich ihn dort wieder abhole. Dabei bin ich noch so genudelt vom Mittagessen.
Mittwoch, 14. März 2007
So ein kleiner Rabe Socke
Habe ich schon erwähnt, dass mein Sohn ein Socken-Fetischist ist? Jeden Morgen sucht er sich akribisch das Paar aus, das garantiert nicht zur Tagesgarderobe passt. Und manchmal wechselt er sie mehrmals am Tag, so wie heute. Da lässt er sich auf gar keine Diskussionen ein. Wenn ihm jemand in die Quere kommt, dann wird gebrüllt, was die Stimmbänder hergeben. Kein Wunder, dass er am kleinen Raben Socke einen Narren gefressen hat...
Dienstag, 13. März 2007
Ein Genie und ein Wilder
Statt solchen Auswüchsen kindlicher Intelligenz habe ich anschliessend die feinste Kostprobe zweijähriger Trotzköpfigkeit genossen: Eine halbe Stunde hysterischen Schreiens, weil die blöde Mama sich weigerte, die frischen Erdbeeren in der Mikrowelle aufzuwärmen. Der Ausbruch traf mich diesmal völlig unvorbereitet, weil das Kind, sobald wir zu Hause waren, Fieber hatte (zum ersten Mal in seiner Krankengeschichte begleitet von Ohrenschmerzen!) und eigentlich ganz lieb (weil lustlos) und anhänglich war. Danach ist er mir vor Erschöpfung auf dem Arm eingeschlafen, ein sicheres Zeichen, dass er sich nicht nur verausgabt hat, sondern wirklich krank ist. Und so werden wir denn morgen früh mal wieder zum Arzt dackeln. Warum muss das eigentlich immer passieren, wenn ich alleine zu Hause bin?
Herausgefunden und angepackt
- In North Carolina gibt es die Carolinakinder. Das ist mehr, als ich hier jemals hatte und könnte Yairs Deutsch durch Regelmässigkeit und deutsprachige Spielkameraden sehr auf die Sprünge helfen. Ausserdem wunderbar zu wissen, dass es relativ viele Deutsche in der Gegend gibt. Sogar deutschsprachige Babysitter können vermittelt werden!
- Die Duke Uni hat eine Fakultät für Germanische Sprachen und Literatur, die einmal im Monat einen deutschen Film zeigt und häufig zu interessanten Vorträgen einlädt. Ich weiss noch nicht, ob jedermann teilnehmen kann, aber das werde ich sicher schnell herausfinden. Aber warum nicht?
- Am Donnerstag kommt ein Umzugsunternehmen, um unser Hab und Gut zu begutachten und uns ein erstes Angebot zu machen. Damit wir einschätzen können, ob es finanziell vertretbar ist, unsere über einen so langen Zeitraum zusammengekauften Möbel mitzunehmen.
- Gestern ist das Begrüssungspaket der Uni mit umfassenden Infos und den Visa-Formularen eingetroffen.
- Ich habe nach weiteren Stipendien-Möglichkeiten recherchiert, bin aber (bisher jedenfalls) kaum fündig geworden. Shai widmet sich unterdessen in D seiner Arbeit...
- Ich habe Kontakt mit Fuqua Partners aufgenommen.
Montag, 12. März 2007
Warum
Ich sage: So schlimm kann meine Entscheidung nicht gewesen sein, wenn ich heute so glücklich bin damit. Welch eine Bereicherung mein Leben erfahren hat durch das Eintauchen in eine neue Kultur, eine neue Sprache, eine andere Religion! Es war nicht einfach, aber heute denke ich, dass mich diese Erfahrung gestärkt hat, in jeder Beziehung. Selbstaufgabe? Davon kann gar keine Rede sein.
Neue Situation, ähnliche Konstellation: Mein Mann verwirklicht seinen Traum, und wieder dackel ich scheinbar willenlos hinterher. Jeanne, was soll nur aus dir werden? Was sich hinter der Szene abspielt, wie wir überhaupt in diese Lage gekommen sind, bleibt verborgen. Ich war es nämlich, die den ewig nölenden, unzufriedenen, neidischen Göttergatten erst dazu angetrieben hat, Nägel mit Köpfen zu machen und endlich sein wahres Ziel zu verfolgen. Ohne mich wären wir heute nicht an diesem Punkt. Ist das nun eine Zeichen von Schwäche oder von Stärke? Ein Ego-Trip ist die MBA-Geschichte jedenfalls nicht, dazu hat mein Schatz zu viele Skrupel. Es ist vielmehr so, dass ich ihn jedes Mal wieder ansporne, wenn er kurz davor ist aufzugeben, alles hinzuwerfen. Vielleicht bleiben wir doch lieber hier, meinte er gestern. Genau. Damit er mir in den nächsten Jahren vorheulen kann, was er verpasst hat, sich vorwerfen, dass er die Chance nicht genutzt hat. Man kann sich vieles verzeihen, aber nicht das, was man nicht getan hat.
Ich jedenfalls freue mich auf das neue Kapitel. In jeder Veränderung liegt doch eine Chance, und aus jeder Veränderung geht irgendwie etwas Gutes hervor. Ich glaube fest daran. Ist das naiv? Bisher jedenfalls ist es immer so gewesen. Nicht umstonst sagen die Israelis in jeder noch so verzweifelten Lage: Ihiye beseder! (Alles wird gut!) Und meine Mutter hat mir immer erklärt, dass man es nicht allen Recht machen kann. Dass man Entscheidungen für sich selber treffen muss. Auch das stimmt.
Morgenstund
Gleich heute morgen bin ich mit meinem Trotzkopf aneinander gerasselt. Das Wecken ging noch recht gut über die Bühne. Räkeln, strecken, gähnen, noch ein bisschen kuscheln und ich konnte ihn ohne Geschrei zur Wickelkommode tragen. Aber dann ging es los. Nein, nicht diesen Pullover. Und auch nicht das blöde Unterhemd. Nein, auch nicht das Hemdchen mit Mickey Mouse. Gebrüll ohne Ende, bis ich entnervt aufgebe und ihm das Unterhemd wieder ausziehe. Welchen Pullover möchtest du denn, Spatzi? Den blauen mit dem Reisverschluss und den coolen Taschen. OK. Aber MIT Unterhemd bitteschön, und auch das Mickey-Mouse-Hemd muss wieder drauf auf den Leib und dann noch den Pullover drüber. Also, ist das denn nicht ein bisschen warm? Draussen sind fast 20 Grad. Aber solange es kein Geschrei gibt, bin ich zufrieden.
Dann Zähneputzen. Neeeeeiiiiin!!! Wieder Widerstand, ganz gewaltig. Bis er sich entschliesst, dass der kleine Junge auf seiner Zahnpasta Bactus ist, der den Wolf fängt, der ihm in den Finger gebissen hat. Und da Bactus sich in seinem Mund versteckt, müssen wir ihn da schnell aufspüren. Also Mund auf, Zahnbürste rein. Klappt gut soweit. Nur Ausspülen will er den Mund nicht. Da muss ich schon wieder meine Überredungskünste anwenden.
Bisher sind 45 Minuten vergangen. Jetzt gehen wir runter zum Frühstücken. Bran flakes mit Rosinen und Milch. Das mag er gerne, dafür lässt er sich schön viel Zeit. Zwischendurch erzählt er mir Geschichten, inspiriert vom vorbeifahrenden Müllwagen. Da sitzt der Onkel drin, der den Wolf gefangen hat. Der Wolf, der ihn in den Finger gebissen hat. Der klopft an die Tür. Yair, bist du fertig mit Essen? Nein, natürlich nicht. Noch ein Löffel. Und noch einer. Yair, können wir jetzt fahren, Racheli wartet auf dich, und Mama muss zur Arbeit. Nein, er möchte noch weiter essen. So geht es zwanzig Minuten, bis ich schliesslich entscheide: Es reicht, wir müssen jetzt endlich los.
Mit 45 Minute Verspätung erreichen wir den Kindergarten. Unnötig zu erwähnen, dass in dieser Zeit auch die Staus erheblich gewachsen sind, so dass ich mehr als doppelt so lange für den Weg ins Büro brauche. Morgen, das schwöre ich mir, stehe ich eine Stunde früher auf.
Sonntag, 11. März 2007
So ein Blog-Leben ist kontrovers
Ich gebe zu: Beides hat seine Berechtigung. Aber wenn ich die Gemeinschaft betrachte, die so ein Blog-Leben schafft, die Bekanntschaften, die es beschert (auch im wirklichen Leben), die Einblicke, die es ermöglicht, dann überwiegen doch ganz klar die positiven Aspekte. Da mögen andere anderer Meinung sein, aber ich finde: Wen es nicht interessiert, der braucht es nicht zu lesen; wem es unangenehm ist, der kann wegschauen (zumal es ja nicht so ist, dass ich mich hier entblösse). Aber ich möchte das Bloggen nicht mehr missen.
Pläne schmieden
So langsam gewöhnen wir uns an den Gedanken, unsere Sachen zu packen. Donnerstag Abend und Freitag Morgen waren wir noch mehr oder weniger im Schockzustand. Aber dann haben wir angefangen, gezielt zu recherchieren, Finanzierungspläne aufzustellen, nach Betreuungsmöglichkeiten für Yair zu suchen, Wohnungen anzuschauen, Kontakt mit anderen Studenten herzustellen. Die Liste ist endlos. Jetzt heisst es erstmal, abwarten bis das Begrüssungspaket von Duke eintrifft und dann einen Plan erarbeiten, Prioritäten setzen, wie wir am besten alles angehen. Anfang August müssen wir dort sein.
Anfangs haben wir gedacht, dass ich vielleicht erst ein paar Wochen mit Yair in D bleibe, während Shai drüben alles organisiert. Aber dann habe ich festgestellt, dass die Partner der Studenten eine Orientierungsphase gleich zu Beginn haben, und die möchte ich natürlich nicht verpassen. Trotzdem werden wir aber in D Halt machen, bevor es über den grossen Teich geht.
Am Freitag hat Shai bereits Bescheid erhalten, dass er ein grosszügiges Stipendium bekommt. Das macht die Sache um einiges einfacher, auch wenn es weniger als ein sechstel der tatsächlichen Kosten deckt. Teuer ist die Geschichte, darum kommt man nicht herum, aber man muss das Ganze halt als Investition betrachten.
Meine Eltern stehen unseren Plänen skeptisch gegenüber, vor allem weil sie finden, mit Familie sei ein solcher Schritt ein grosses Risiko. Irgendwie kommt es wohl auch rüber wie ein Ego-Trip von Shai, obwohl ich erklärt habe, dass ein "Stop!!" von mir reichen würde, um alles über den Haufen zu werfen. Mir kommt es schliesslich irgendwie gelegen (so müde und erschlagen wie ich hier oft bin!). Fast ein bisschen wie zwei Jahre Urlaub und dann mal weitersehen. Es gibt viele Paare mit Kindern im Programm, deshalb denke ich, dass es nicht schwierig sein wird, Kontakte zu knüpfen.
Shais Mutter vor allen Dingen wird der Abschied sehr schwer fallen (und Shai auch). Ich finde es schlimm, Yair aus seiner Umgebung herauszureissen. Aber auf der anderen Seite denke ich mir, dass es ihm jetzt sicher doch leichter fällt als in ein paar Jahren.
Und wir kommen ja wieder. Spätestens zu Yairs Einschulung sind wir wieder da. Das nehmen wir uns ganz fest vor.
Donnerstag, 8. März 2007
Angenommen!
Dear Shai:
Congratulations!
The admissions committee at The Fuqua School of Business is pleased to offer you a place in The Duke MBA class of 2009. Admission to Duke is very competitive; after a careful evaluation of your application, we are confident that you have the ability to excel at Duke and become an integral part of our Team Fuqua community, both inside and outside our classrooms. [...]
Ich habe noch nicht mal Zeit gehabt, mit Shai zu sprechen, aber am Telefon klang er sehr glücklich. Jetzt sieht es also so aus, als ob Durham, North Carolina, für mindestens zwei Jahre unser zu Hause werden wird... Das muss ich erstmal verdauen. Ich habe mich ja geweigert, mich zu früh zu intensiv mit der bestehenden Möglichkeit auseinander zu setzen; jetzt muss ich es im Eiltempo nachholen. Vielleicht, wenn mein Göttergatte dann endlich mal mit Sohn im Schlepptau von seinen Eltern nach Hause kehrt und Sohn dann endlich schläft, können wir bei einem Glas Wein alles anfangen zu besprechen.
Durham soll übrigens sehr schön sein. Eine wunderbare Gegend für Familien. Mir kommt es ganz recht, dass wir in keiner Grossstadt landen. Es gibt auch einen grossen Hightech-Park -- vielleicht komme ich so ja irgendwie doch an einen Job, auch wenn es mit Arbeitserlaubnis sicher ermal nicht ist. Durch Symantec, meinen früheren Arbeitgeber, habe ich in Durham sogar Kontakte. Das kann doch eigentlich nur von Vorteil sein?
So, und wenn meine Männer jetzt nicht anrücken, dann gehe ich erstmal ein bisschen recherchieren. Eine jüdische Gemeinde gibt es jedenfalls, so viel habe ich schon rausgefunden.
Nix los
Wenn ich meinen Verstand benutze, stehen die Chancen eigentlich nicht schlecht. Das Interview war eines der besten (sagt Shai), die durchschnittliche Zulassungsrate liegt bei immerhin 36 Prozent (mehr als doppelt so hoch als beispielsweise bei Hardvard, Stanford oder sogar Columbia). Von den zugelassenen 36 Prozent nehmen nur 46 Prozent den Studienplatz an, was bedeutet, dass die Aussichten immer noch ganz gut wären, wenn Shai nur auf der Warteliste landen würde. Aber mein Gefühl ist getrübt von den vergangenen Erfahrungen, daher bin ich eher ängstlich-pessimistisch.
Bald wissen wir mehr.
Mittwoch, 7. März 2007
Die Spannung steigt
Vorsicht Stöckchen
Aua, jetzt hat mich schon wieder ein Stöckchen getroffen, diesmal von Susan aus (noch) Perth (na, alles gepackt? Ich wünsch euch einen reibungslosen Umzug!). Los geht's:
4 Jobs, die du in deinem Leben hattest
- Freie Mitarbeiterin/Praktikantin bei einer lokalen Tageszeitung
- Exzerpieren für einen Arzt, der ein Buch schreiben wollte
- Praktikantin in der Wirtschaftsabteilung des ECON Verlags
- Studentische Hilfskraft am Lehrstuhl von Professor St. (inzwischen erimitiert) in der Neueren Deutschen Literatur
4 Filme, die du immer wieder anschauen kannst
4 Orte, an denen du gern gewohnt hast
4 TV-Serien, die du gerne anschaust
4 Plätze, in denen du im Urlaub warst
- Sinai
- Rhodos
- New Orleans
- Florenz
4 Webseiten, die du täglich besuchst
- Meine Blog-Liste
- Google News
- Haaretz
4 deiner Lieblingsessen (Hmm, warum fallen mir jetzt auf Anhieb fast nur süsse Sachen ein???)
- Milchreis
- Omas Spinat
- Pflaumenkuchen
- Linsensuppe
4 Plätze wo du gerne im Augenblick sein möchtest
- Im Bett
- Bei meinem Spatzi
- Bei meiner Familie in D
- An einem weiten, weissen Strand in Thailand
4 Blogger, denen du das Stöckchen weitergibst (Das ist aber schwer -- das Stöckchen ist immerhin schon weit geflogen. Also mal schauen...)
Ufff, das war gar nicht so einfach!
Dienstag, 6. März 2007
Er ist da
Geheimnis gelüftet
Das tat weh
Meinen Mann bringt es manchmal auf zu sehen, wie die Deutschen ihr eigenen Wunden lecken. Die Deutschen, die doch schliesslich an allem selber Schuld waren. Deshalb habe ich mich auch zurück gezogen und den Film ganz alleine angschaut. Ich wollte mich auf keine Diskussionen einlassen. Natürlich hat er einerseits recht. Andererseits muss man allen das Recht auf Schmerz und Leid zugestehen, es anerkennen. Die Seite, auf der man steht, ändert doch nichts an der Art und Weise, wie man mit schlimmen Erfahrungen umgeht und dass man an ihnen zerbrechen kann.
Das ist übrigens nur ein kleiner Einblick in die Komplexität unserer Beziehung. So ist das eben, wenn Deutsche und Juden eine Verbindung eingehen. Nichts ist selbstverständlich. Der Film, der mich zutiefst erschüttert hat, hat mir das wieder einmal gezeigt. Und mich darin bestärkt, meine Oma einmal zum Gespräch zu bitten. Ich möchte nicht, dass all ihre Erinnerungen irgendwann einfach verloren gehen.
Montag, 5. März 2007
Wichtelwäsche
Hier ist übrigens die Schokolade, mit der ich gestern meinen Tag begonnen habe. Bis Mittags war sie leider schon verschwunden. Sie zerging so schön auf der Zunge... Dabei hatte ich vor, sie für meinen Göttergatten aufzuheben. :-)
Riesen-Ärger
Gestern Morgen dann erscheint der Produktmanager und sagt: "Ach, übrigens, ich habe die PDF-Dateien noch nicht rausgeschickt. Haben wir alle eResolve-Probleme dokumentiert?" Ich: "Ich habe keinen Zugang zum System, das weiss ich nicht." "OK, ich spreche mit I." Mittags dann: "Hat I. mit dir gesprochen?" Ich: "Nein." Nachmittags schliesslich, etwa eine Stunde, bevor ich das Büro verlasse, klingelt das Telefon. "Jeanne, hier I. Ich möchte überprüfen, ob wir alle eResolve-Probleme dokumentiert haben. Kannst du mal kurz rüberkommen?"
Ich schnappe mir Block und Stift und setze mich in Bewegung. Es stellt sich heraus, dass die meisten Dinge erfasst sind, aber eine Angelegenheit scheinbar fehlt. Zurück in meinem Büro, durchsuche ich also das Handbuch nach etwaigen Hinweisen, aber nichts ist zu finden. Ich dokumentiere die Angelegenheit und schicke dann I. den kompletten Dokumentationssatz.
16:29, fünf Minuten vor meinem Feierabend, ruft er an. "Jeanne, ich schicke dir noch ein paar Korrekturen rüber, die müssen noch rein." Ich breche fast zusammen. "Heute nicht mehr, ich bin auf dem Sprung," erwidere ich. Kein Problem. Denkt er. Er weiss natürlich nicht, dass wir unserem Vertragspartner zugesagt haben, alle Dateien bis spätestens Montag abzuliefern. Jetzt hängt also wieder alles an mir, obwohl ich die Frist eingehalten habe. Wie meistens. Ständig muss eine Minute nach Redaktionsschluss noch etwas geändert werden.
Ich sprinte zum Büro des Produktmanagers, doch der ist gerade in ein Telefonat mit Übersee verwickelt und darf nicht gestört werden. Egal. Diesmal lasse ich mich nicht ins Schwitzen bringen. Ich rufe meinen Chef an, erkläre die Situation. Schlage vorsichtig vor, ich könne ja wiederkommen, sobald ich meinen Sohn abgeholt habe. Er wird ebenso wütend wie ich. Ich solle nur nach Hause gehen, das müsse jetzt eben bis morgen warten. Er werde das regeln. Ich solle meinen Feierabend geniessen. Oh, danke. Trotzdem ärgert mich die Situation. Ist ja nicht das erste Mal. Und ganz sicher nicht das letzte.
Doch als ich zu meinem Auto komme, schweben an meinem Aussenspiegel drei Luftballons, wie von Wichtelhand, einer mit der Aufschrift: "Dir auch weiterhin einen wunderbaren Tag!" Da verfliegt mein Riesen-Ärger natürlich im Nu.
Schmetterlinge im Kinderzimmer
Lass dich überraschen
Heute wichteln wir, und das ist ganz schön aufregend. Als ich ins Büro kam, sassen drei feine Schoko-Pralinen auf meiner Tastatur. Und als ich eben von einer Besprechung zurück kam, lachten mich drei Rogalach an, fein in Cellophan gehüllt, mit einer kurzen Nachricht: "Auf dass du einen schönen Tag haben mögest!"
Ich selber habe meinen Riesen bisher mit einem Kinder Pingui, einer selbstgebackenen Hamantasche und einer elektronischen Grusskarte verwöhnt (für die ich extra ein anonymes email-Konto eingerichtet habe).
Bin mal gespannt, was die Zeit bis morgen Nachmittag noch so bringt...
Die erste Nacht
Sonntag, 4. März 2007
Ganz vergessen...
Samstag, 3. März 2007
Aufgefangen
1. Wie sieht Dein “Modell” aus für die ersten Jahre Deines Kindes? Ganz zuhause bleiben, Teilzeit arbeiten…?
Zur Zeit arbeite ich voll -- Minimum 45 Stunden die Woche, meistens etwas mehr. Mein Mann bringt meinen kleinen Spatz morgens in den Kindergarten, und ich hole ihn um 17 Uhr wieder ab. Im grossen und ganzen geht es uns gut damit, nur ich komme manchmal ins Rotieren, bin müde und gereizt, habe keine Geduld und ärgere mich darüber, nicht mehr Zeit für Yair und für mich selbst zu haben. Das heisst, ich werde versuchen, in absehbarer Zeit beruflich kürzer zu treten. Falls wir zum Sommer hin umziehen, werde ich das als Anlass nehmen, falls nicht, werde ich vermutlich versuchen, in meinem jetzigen Job Stunden zu reduzieren.
2. Warum hast Du Dich so entschieden?
In erster Linie aus finanziellen Gründen, aber ich konnte mir einfach auch schlecht vorstellen, ganz zu Hause zu bleiben, und Teilzeit-Jobs sind hier schwer zu bekommen. Generell ist es in Israel völlig normal, dass Mütter nach dreimonatigem Mutterschutz (12 Wochen, vorausgesetzt man arbeitet, bis die Wehen einsetzen, so wie ich), manchmal etwas später (ich nach viereinhalb Monaten) wieder voll arbeiten gehen.
3. Hätte der Vater des Kindes auch gerne “Elternzeit” genommen?
Wir haben nie darüber gesprochen, aber ich glaube nicht (obwohl die Möglichkeit auch hier besteht). Ich bin mir auch nicht sicher, dass ich das gewollt hätte. Heute allerdings hat Shai Urlaub genommen, um Purim mit Yair zu feiern, denn der hat Ferien.
4. Und was würdest Du zu Eva Herman sagen?
Na, die hat ja wohl all ihre Glaubwürdigkeit eingebüßt. Ihr Traum ist es, einmal einen Frosch in ihrem Garten aufwachsen zu sehen... Sagt das nicht alles?