Jetzt bin ich völlig verwaist hier. Meine Schwiegereltern sind gestern in den Urlaub geflogen, und Shai ist sicher inzwischen in D gelandet.
Gleich heute morgen bin ich mit meinem Trotzkopf aneinander gerasselt. Das Wecken ging noch recht gut über die Bühne. Räkeln, strecken, gähnen, noch ein bisschen kuscheln und ich konnte ihn ohne Geschrei zur Wickelkommode tragen. Aber dann ging es los. Nein, nicht diesen Pullover. Und auch nicht das blöde Unterhemd. Nein, auch nicht das Hemdchen mit Mickey Mouse. Gebrüll ohne Ende, bis ich entnervt aufgebe und ihm das Unterhemd wieder ausziehe. Welchen Pullover möchtest du denn, Spatzi? Den blauen mit dem Reisverschluss und den coolen Taschen. OK. Aber MIT Unterhemd bitteschön, und auch das Mickey-Mouse-Hemd muss wieder drauf auf den Leib und dann noch den Pullover drüber. Also, ist das denn nicht ein bisschen warm? Draussen sind fast 20 Grad. Aber solange es kein Geschrei gibt, bin ich zufrieden.
Dann Zähneputzen. Neeeeeiiiiin!!! Wieder Widerstand, ganz gewaltig. Bis er sich entschliesst, dass der kleine Junge auf seiner Zahnpasta Bactus ist, der den Wolf fängt, der ihm in den Finger gebissen hat. Und da Bactus sich in seinem Mund versteckt, müssen wir ihn da schnell aufspüren. Also Mund auf, Zahnbürste rein. Klappt gut soweit. Nur Ausspülen will er den Mund nicht. Da muss ich schon wieder meine Überredungskünste anwenden.
Bisher sind 45 Minuten vergangen. Jetzt gehen wir runter zum Frühstücken. Bran flakes mit Rosinen und Milch. Das mag er gerne, dafür lässt er sich schön viel Zeit. Zwischendurch erzählt er mir Geschichten, inspiriert vom vorbeifahrenden Müllwagen. Da sitzt der Onkel drin, der den Wolf gefangen hat. Der Wolf, der ihn in den Finger gebissen hat. Der klopft an die Tür. Yair, bist du fertig mit Essen? Nein, natürlich nicht. Noch ein Löffel. Und noch einer. Yair, können wir jetzt fahren, Racheli wartet auf dich, und Mama muss zur Arbeit. Nein, er möchte noch weiter essen. So geht es zwanzig Minuten, bis ich schliesslich entscheide: Es reicht, wir müssen jetzt endlich los.
Mit 45 Minute Verspätung erreichen wir den Kindergarten. Unnötig zu erwähnen, dass in dieser Zeit auch die Staus erheblich gewachsen sind, so dass ich mehr als doppelt so lange für den Weg ins Büro brauche. Morgen, das schwöre ich mir, stehe ich eine Stunde früher auf.
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