... dass es das letzte Mal war, dass ich sie so sah -- aufrecht und lächelnd. Mit glänzenden Augen sass sie, klein und zerbrechlich, im grossen Sessel und schaute Yair beim Spielen zu. Und immer, wenn er sie ansah oder an ihr vorbei fegte, ging ein kaum sichtbares Leuchten über ihr Gesicht. Er tut ihr gut, habe ich gedacht. Er berührt sie. Er bringt ihr Freude. Das machte auch mich glücklich, irgendwie. Das war Weihnachten 2006.
Seit heute Morgen liegt sie auf der Intensivstation. Schlaganfall, nur wenige Wochen, nachdem das hier passierte. Die Stimme meiner Mutter klingt durchs Telefon belegt vor Kummer. Und auch ich, die ich dieser Oma eigentlich bisher nie so ganz nahe stand, muss mich plötzlich zusammenreissen. Es ist unbegreiflich, wie ein Mensch innerhalb kürzester Zeit immer weiter von uns geht, Abschied auf Raten nimmt. Schon ist sie nicht mehr der Mensch, dem ich bei meiner Abreise vor vier Monaten einen Kuss auf die kühle, faltige Wange gedrückt habe. In sich zusammen gesunken, ohne Gebiss, halbseitig gelähmt, nur mühsam sprechend liegt sie in einem weissen Krankenbett. So sehe ich sie vor mir. Dass ich nicht einmal vorbeischauen kann, hilft nicht gerade.
Nutzlos sitze ich stattdessen vor diesem Bildschirm und haue auf die Tasten. Versuche, gute Gedanken in ihre Richtung zu schicken. Genesungswünsche. Hoffnungsblüten. Bis 120 bleiben ihr schliesslich noch fast 30 Jahre. Am Sonntag hat sie Geburtstag. Ein Aprilscherz ist das nicht.
Ob meine Eltern am Dienstag einfliegen, bleibt also abzuwarten. Aber das ist im Moment auch nebensächlich.
2 Kommentare:
hej Du , eine dicke Umarmung zu Dir nach unten. Alles Liebe Anneka
Oh weh, das ist traurig. Ich hoffe, sie erholt sich wieder. Ach, ich weiß gar nicht, was ich jetzt sagen soll, klingt alles so gespreizt. Ich schicke dir eine dicke Umarmung von hier aus.
Liebe Grüße, Susan
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