Zufällig habe ich gestern erfahren, dass eine Kollegin schwanger ist. Das hat mich umso mehr gefreut, als sie nämlich alleinstehend ist -- eine End-Dreissigerin, die sich nicht in die Kinderlosigkeit fügen will. Auch in diesem Bereich ist Israel nämlich entscheidend fortschrittlicher und toleranter als Deutschland. Meine Kollegin ist nicht die einzige in meinem Umfeld, die kurz vor Torschlusspanik nach Wegen aus der Krise sucht, und die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung, oder IVF, besteht hier auch für alleinstehende Frauen oder lesbische Paare.
Dass IVF in Israel so verbreitet ist, liegt wohl nicht zuletzt daran, dass künstliche Befruchtung von der jüdischen Gesetzgebung befürwortet wird, zumindest für verheiratet Paare. So schreibt Miryam Z. Wahrman in ihrem Artikel "Assisted Reproduction and Judaism":
It is generally agreed by rabbinic authorities that IVF and related techniques are acceptable for Jewish couples when the husband's sperm and the wife's eggs are used.
In Israel hat jede Frau, ganz gleich ob verheiratet oder nicht, das Recht auf zwei durch IVF-gezeugte Kinder. Israel hat die höchste IVF-Rate der Welt. Drei Faktoren erklären, warum Israel IVF so gezielt fördert und subventioniert: die jüdische Ideologie, viele Kinder zu zeugen, das Holocaust-Erbe und die politische/demographische Situation. Die jüdische Geburtenrate liegt bei 2,7 Prozent (Lila berichtet von 2,2 -- wie kommt diese Diskrepanz zustande?), die muslimische jedoch bei 4!
Natürlich sind ethische Aspekte in die Frage, ob Alleinstehende und gleichgeschlechtliche Paare Kinder haben sollten, involviert. Und welche Implikationen es hat, wenn Kinder in solchen Konstellationen aufwachsen, ist auch eine andere Diskussion. Ich stelle es mir schon schwierig vor, meinem Kind erklären zu müssen, dass sein Vater ein anonymer Samenspender war. Und ich kann mir vorstellen, dass Kinder mit zwei Vätern oder zwei Müttern nicht selten in der Schule gehänselt werden.
Generell jedoch gefällt mir das Recht auf Selbstbestimmung in diesem Land und die Horizonte, die sich dadurch vielen Menschen öffnen. (Auch Belgien und Holland sind in diesem Punkt übrigens sehr fortschrtittlich.) Meine Kollegin strahlt förmlich und geniesst die Schwangerschaft. Eine ehemalige Kollegin ist inzwischen schon seit knapp zehn Monaten Mutter. Und ein lesbisches Paar, das ich kenne, hat bereits zwei Kinder dank moderner Technologie. Und alle lieben ihre (Wunsch-)Kinder. Kann das schlecht sein?
1 Kommentar:
liebe jeanne,
erst mal: schoen wieder mehr von dir zu lesen, das freut mich wirklich ! weiter so, bitte ....
was die modernen technologien angeht gebe ich dir recht und ich finde es gut und wichtig wenn sich der kinderwunsch auf diese weise erfuellt, volle zustimmung ...
allerdings sehe ich das mit "seid fruchtbar und mehret euch" euch durchaus nachdenklich, unsere erde leidet ja nicht gerade an unterbevoelkerung, eher ist doch das gegenteil ein problem, gerade auch angesichts der globalen erwaermung ... (ist nur so ein gedanke !)
ich kenne eine familie bei der es aus medizinischen gruenden mit dem kinder bekommen (auch) nicht klappte, diese familie hat sich entschieden ein kind zu adoptieren, ein zweites kind ist inzwischen dazugekommen. die frau war freiwillig in vielen schlimmen gegenden der welt (die wir "dritte welt" nennen, obwohl dieser begriff zweifelhaft ist, finde ich) und hat gesehen wie kinder dort leben muessen. als dann klar war das sie keine kinder bekommen konnte war fuer sie voellig klar das kinder adoptiert werden sollen, ihre familie war uebrigens gar nicht begeistert von der idee .... nun ist diese familie also zu viert und gluecklich mit dieser entscheidung.
ich denke beides ist in ordnung, sowohl moderne technologie als auch adoption, hauptsache die familie ist zufrieden damit und die kinder haben ein gutes zuhause ....
liebe gruesse,
grenzgaenger
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