Montag, 8. Januar 2007

Suppenfrühstück oder: Die jiddische Mamme

Heute muss ich mir einfach die Zeit zum Bloggen nehmen...

Man stelle sich vor: Heute Morgen um 7:30 saß ich mit meinem Chef und seiner Mutter in unserer Büroküche, löffelte scharfe asiatische Suppe und kaute nebenbei selbgebackenes Brot mit getrockneten Aprikosen. Köstlich, beides, auch wenn es nicht zusammenpasste und als Frühstück eigentlich völlig unmöglich ist.

Seit die Mutter meines Chefs aus Kanada angereist ist, bringt er sie täglich mit zur Arbeit und umsorgt sie, als wäre er selber die "jiddische Mamme". Dann sitzt sie im Büro um die Ecke, mit dem Laptop, den ich derzeit abends täglich mit nach Hause schleppe, um Überstunden einzulegen, und schaut indische Filme -- eine Leidenschaft meines Vorgesetzten. Dass sie sie so spannend oder amüsant findet wie er, wage ich zu bezweifeln.

Dabei muss ich anmerken, dass mein Chef umwerfend ist, ein ganz besonderer und überaus interessanter Mensch. Dass er schwul ist, erklärt vielleicht einiges (ich darf das sagen, denn es ist ja lieb gemeint -- schliesslich ist mein kleiner, ferner, gelieber Bruder das auch): gutaussehend, liebevoll, aufmerksam, witzig. Man sagt, 80% aller technischen Redakteure (zumindest hier in Israel) seien introvertiert, und die übrigen 20% würden zu Managern.

Jedenfalls ist es wunderbar, für ihn zu arbeiten. Morgens grüsst er mich mit "Good morning, blond sunshine!", und wenn ich im Urlaub weile, simsts er mir, um zu sagen, dass er mich mehr vermisst, als er gedacht habe. Überflüssig anzumerken, dass er solche Dinge nur von sich geben kann, weil er schwul ist.

Freitagabend hat er übrigens den perfekten Gastgeber gespielt und uns ein köstliches persisches Abendessen gezaubert, das Shai sehr beeindruckt hat und auf das Shais Oma stolz gewesen wäre. Wir hatten einen sehr netten Abend und haben sogar das erste schwule Paar kennengelernt, das die Anerkennung seiner (im Ausland geschlossenen) Ehe hier rechtlich eingeklagt hat.

Übrigens fahren wir übers Wochenende mit Freunden in den Norden. Auch wenn ich noch nicht weiss, wann ich die Zeit zum Packen finden soll, freue ich mich schon sehr. Vielleicht fahren wir zum Hermon hoch, um uns den Schnee anzusehen, den Deutschland uns im Dezember verwehrt hat.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Liebe Jeanne, eine wunderbare Reise und grüsst mir den Hermon. Und gratuliere zu Deinem Chaf, halte ihn Dir warm, gibts nicht so oft. Die Pärchen die wir kennen ob nun schwul oder lesbisch sind alles ganz liebe aber auch ulkige Leute und wir mögen sie sehr. Bis bald Anneka