Mittwoch, 24. Januar 2007

Und was, wenn er unschuldig ist?

Noch ganz kurz, bevor ich den Tag beschliesse...

"Zornige Bürger" betitelt heute Die Zeit ihren Artikel über Moshe Katzav (und die übrigen politischen Skandale in Israel). Es mag schon stimmen, dass die meisten Israelis desillusioniert und empört sind, sogar wütend. Aber dann gibt es auch noch Menschen wie meine Schwiegermutter, die sich mir während der Nachrichten, nachdem sie einen furiosen Katzav faustschüttelnd den Journalisten gegenüberstehen sehen hat, zuwendet und leise fragt: "Und was, wenn er unschuldig ist?"
Da erinnere ich mich an den Tag, an dem seine Wahl zum Präsidenten bekannt gegeben wurde. Wie damals ein Leuchten über das Gesicht meiner Schwiegermutter ging! Endlich ein "Farsi", der die Anerkennung bekommt, die ihm gebührt. Mit ihm konnte sie sich identifizieren: Auch er wurde in Iran geboren; auch er kam als kleiner Junge mit seinen Eltern nach Israel und lebte die ersten Jahre in einem bescheidenen Lager für Neueinwanderer; auch er hatte sich hochgearbeitet, es zu etwas gebracht. Richtig glücklich war sie.
Und nun dies. Das kann sie nicht fassen, damit kann sie nicht umgehen. Arme Hana. Vielleicht fällt es ihr schwer, diese Niederlage nicht persönlich zu nehmen. Ein bisschen kann ich es ihr ja nachfühlen. Trotzdem frage ich mich vielmehr, woher Katzav die Unverfrohrenheit nimmt, sein Amt nur "vorrübergehend" niederzulegen.

Ob die Waschmaschine wohl endlich ausgewaschen hat? Ich möchte endlich in mein Bettchen schlüpfen.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Er ist nicht unschuldig. Ich verlasse mich da auf Meni Masus, weiss auch nicht warum. Aber seine Rede gestern, vollkommener Kontrollverlust und schaeumende Wut, haben in mir nur das starke Gefuehl hinterlassen, dass der Mann vollkommen unfaehig zu Selbstkritk und Selbstkontrolle ist. Bis zur Peinlichkeit. Es hat das Bild bestaetigt, das die Klaegerinnen unklar, doch erkennbar gezeichnet hatten. Vorher konnte ich mir schlechter vorstellen, wie er sie bedroht und einschuechtert und alles abstreitet Seit gestern nicht mehr.

Schade fuer die Parssim, die sich gefreut haben ueber einen Verteter im mishkan ha nassie. Aber... das allein rettet ihn nicht in meinen Augen.

Lila

(komm mit dem Username nicht zurecht...)

Jeanne hat gesagt…

Ich kann mir auch nur sehr schwer vorstellen, dass er unschuldig ist. War völlig von den Socken gestern, als ich gesehen habe, wie er den Journalisten angeschrien hat. So ein mangelndes Mass an Selbstkontrolle spricht wirklich Bände.
Ich habe übrigens deinen Blog verfolgt und kann deinem letzten Eintrag zur zustimmen. Sehr treffend (wie immer).

Anonym hat gesagt…

Da faellt mir gerade das Wort "zweisprachig" in Deinem Sidebar ins Auge. Du weisst doch hoffentlich, an wen Du Dich wenden kannst, wenn Dir Videos, Casssetten (ja, so altertuemliche Technologien!), Buecher, DVDs, Ravensburger Spiele und sonstige spassige Dinge auf Deutsch fuer Deinen kleinen Prinzen fehlen...??? Ich sitze hier naemlich auf Schaetzen, die meine groesser werdenden Kinder nicht mehr angucken. Nur so nebenbei eingeworfen....

Lila

Anonym hat gesagt…

schabbat schalom euch allen ;-)

liebe gruesse, grenzgaenger

Jeanne hat gesagt…

Lila, du bist ja ein Schatz! Ich bin natürlich immer auf der Suche. Jedes Mal, wenn mein Mann nach D fährt, bekommt er eine Liste mit, um deutschsprachige Güter anzuschleppen.

Eigentlich lasse ich Yair ja nicht viel Fernsehen gucken, aber da ich die einzige hier bin, die mit ihm Deutsch redet, schiebe ich schon mal eine Deutsche DVD ein, um die Sprache zu verstärken. Weihnachten haben wir "Lauras Stern" und "Die kleine Raupe Nimmersatt" mitgebracht. Die findet er super.

An Hörspielen ist er nocht nicht so interessiert, glaube ich. Musik natürlich schon. Er tanzt so gerne.

In welchem Kibbutz lebst du eigentlich? Irgendwo bei Yokneam, nicht zu weit von Haifa, soviel lese ich zwischendurch heraus.

Liebe Grüsse und ein schönes Wochenende. Schabbat schalom.

Jeanne