Mittwoch, 24. Januar 2007

Sprachwelten

Ich bin fassungslos. Da sitze ich endlich startbereit mit einer Tasse Tee, gedämpftem Licht und leiser Hintergrundmusik vorm Computer, rufe meinen Blog auf – und starre dann auf folgende Nachricht:
Blogger and Blog*Spot are unavailable right now. We apologize for this interruption in service.
Details
Blogger is undergoing unscheduled maintenance this morning. We hope to resume service shortly.

Ein paar Minute später dann diese Erfolgsmeldung:
Server Error
The server encountered a temporary error and could not complete your request.
Please try again in 30 seconds.

Wunderbar. Dann texte ich jetzt also erstmal offline. Heute hat Safta Hana Yairi vom Kindergarten abgeholt, wie sie das jetzt eigentlich recht regelmässig einmal pro Woche macht. Yair geniesst es uneingeschränkt und lässt sich, wenn ich ihn dann abhole, kaum überreden, seine Jacke anzuziehen. Und ich kann so etwas länger
arbeiten, ein paar Stunden vor oder nachholen, damit ich im Durchschnitt meine Minimum-45-Stunden-Woche einhalten kann (das muss ich manchmal einfach betonen, weil in Deutschland doch so gerne über die Rückkehr der 40-Stunden-Woche geklagt wird). Na ja, ursprünglich hatte ich vor, mir an solchen Tagen mal zwei oder drei Stunden etwas Gutes zu tun – Einkaufen vielleicht oder Fitnessstudio, das ich kaum noch von Innen kenne -, aber dieser Traum hat sich schnell zerschlagen.
Heute jedenfalls war halb Arbeit, halb Vergnügen angesagt; es stand mal wieder ein STC-Ereignis an. Diesmal hat Lisa, meine ehemalige Kollegin, vorgetragen, über „Content Models and How You Make Them Work for You.“ Dabei ist mir wieder einmal bewusst geworden, mit welcher Leichtigkeit ich mich inzwischen zwischen den Sprachen hin und her bewege. Und jeder Bereich ist klar abgegrenzt. Zu Hause sprechen wir eigentlich Hebräisch, manchmal Deutsch (mit Yair natürlich immer!), ganz selten noch Englisch, wenn ich mal wieder zu müde bin oder mein Hebräisch an seine Grenzen stösst. Bei der Arbeit reden wir technischen Redakteure Englisch untereinander, aber mit dem Rest der Kollegen Hebräisch. Das hätte ich mir früher nie träumen lassen.
Wenn ich daran denke, wie schwer ich mich hier anfangs getan habe. Ich erinnere mich auch noch wie gestern an jenen Tag an der Uni, kurz vor meinem Auslandssemester in den USA, als Professor Frese mir nach einem Auswahlgespräch auf den Rücken klopfte und sagte, „Mädchen, an ihrem Englisch müssen Sie aber noch etwas tun.“ Junge, das war mir aber ein Ansporn! Heute sind Kollegen in meinem Bereich erstaunt, dass Englisch nicht meine Muttersprache ist. Und Israelis wundern sich über meinen fehlenden Akzent. Darauf bin ich schon ein bisschen stolz. Das gebe ich gerne zu. :-)
Was Sprache für mich bedeutet und wie sich diese Bedeutung für mich im Laufe der letzten Jahre verändert hat, darüber sinne ich ein anderes Mal nach... Als ich hierher kam, war die Deutsche Sprache jedenfalls das Stückchen Heimat, das ich in mir trug. Ein bisschen zu Hause, das mir blieb, obwohl ich hier mit niemandem Deutsch reden konnte. Aber bevor ich mich jetzt in diesem Gedankengang verliere, höre ich lieber auf. Das ist ein Post für sich.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das ist das schöne an "unserem Leben" eines Tages stellen wir einfach so fest, dass wir gerade innerhalb von wenigen Minuten in drei Sprachen kommuniziert haben.
Mir ist da besonders ein Erlebnis in Vientiane (Laos) auf dem Markt im Gedächtnis. Ich sprach laotisch mit der Händlerin, Englisch mit einer Bekannten die ich dort traf und Deutsch mit meinem Sohn der mit auf den Markt gekommen ist.
... und gemerkt habe ich es erst als ich schon wieder auf dem heimweg war.
Da konnte ich nur noch lachend an meine Englischlehrerin denken, die uns 15 Minuten lang "this" sauber aussprechen ließ.

Herzliche Grüße aus Phnom Penh

Jeanne hat gesagt…

Ja, es ist wirklich erstaunlich, wie sich das automatisiert. Ich geniesse die Vielsprachigkeit.

Wie bist du denn in Kambodscha gelandet?

Liebe Grüsse,
Jeanne