Yonatan liebt Luftballons über alles. Deswegen gehen wir auch so gerne zu Trader Joe's, weil es da immer einen umsonst gibt (liebe Aldi-Brüder, das ist ein prima Konzept!). Yair nimmt ihn mit, und Yonatan reisst ihn sich unter den Nagel. Konflikt vorprogrammiert. Aber wen stört's?
Montag, 29. Juni 2009
Während mein Heimatdorf Schützenfest feiert
sitze ich mit einem kranken Kind, das eigentlich nicht mehr krank ist, zu Hause. Gestern hatte Yair aus unerklärlichen Gründen Fieber und Kopfweh (ein Virus sicher, was sonst). Heute Nacht noch 38.5, zur Zeit aber fieberfrei und deshalb gelangweilt und unzufrieden. Daher habe ich ihm eine halbe Stunde mit dem Fahrrad gegönnt. Inzwischen sitzt er inmitten seiner Legosteine, baut Raumschiffe und führt Gespräche mit imaginären Freunden.
Yonatan kann inzwischen alleine stehen, ganz ohne Festhalten. Er übt fleissig.
Mein wunderbarer Göttergatte hat sich gestern ums Wäschemachen gekümmert (bis aufs Auffalten, das mache ich doch lieber alleine) und in seinem Elan gleich sein Handy mitgewaschen. Das ist jetzt ziemlich tot; da hilft nix mehr. Schwesterchen, jetzt kommt für kurze Zeit mal wieder euer damals ersteigertes Siemens-Handy als Ersatz zum Einsatz! Bis die neue Firma endlich den Blackberry rüberwachsen lässt. Aber das dürfte nicht mehr lange dauern. Zu dumm nur, dass alle Nummern im Telefon gespeichert waren und nicht auf der SIM-Karte...
Ab heute läuft übrigens der Countdown. Noch sieben Mal schlafen, dann rollen die Eltern an. Oder die Grosseltern. Je nach Perspektive. Im Haushalt macht sich jedenfalls langsam eine zappelige Vorfreude breit.
Yonatan kann inzwischen alleine stehen, ganz ohne Festhalten. Er übt fleissig.
Mein wunderbarer Göttergatte hat sich gestern ums Wäschemachen gekümmert (bis aufs Auffalten, das mache ich doch lieber alleine) und in seinem Elan gleich sein Handy mitgewaschen. Das ist jetzt ziemlich tot; da hilft nix mehr. Schwesterchen, jetzt kommt für kurze Zeit mal wieder euer damals ersteigertes Siemens-Handy als Ersatz zum Einsatz! Bis die neue Firma endlich den Blackberry rüberwachsen lässt. Aber das dürfte nicht mehr lange dauern. Zu dumm nur, dass alle Nummern im Telefon gespeichert waren und nicht auf der SIM-Karte...
Ab heute läuft übrigens der Countdown. Noch sieben Mal schlafen, dann rollen die Eltern an. Oder die Grosseltern. Je nach Perspektive. Im Haushalt macht sich jedenfalls langsam eine zappelige Vorfreude breit.
Freitag, 26. Juni 2009
Wenn ich versuche...
meinen Mittagsjoghurt mit dem Kugelschreiber zu essen, dann ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass mein müder Kopf zu sehr bei der Arbeit ist... Aber ist ja Gott sei Dank Freitag.
Mittwoch, 24. Juni 2009
Walt Disney ist out
Gestern hatte Yair einen Freund eingeladen. Die beiden wollten unbedingt einen Film sehen. OK, gut. Sie waren schliesslich beide den ganzen Tag aktiv, der eine im Kindergarten, der andere im Sommerlager. Dass sie sich ausgerechnet Spiderman aussuchten, fand ich dann aber nicht so angebracht. "Der ist erst für Kinder ab 13! Vielleicht sucht ihr euch lieber was anderes aus? Walt Disney? Wie wäre es mit Pinocchio? Oder Robin Hood?" "Nein! Nein! Den wollen wir, Spiderman!" Nichts zu machen. Um grösseres Gezeter zu verhindern, wurde also die gewünschte DVD eingelegt, nicht ohne nochmal anzumerken, sofort Bescheid zu geben, wenn die Geschichte "zu schlimm" würde.
15 Minuten später rödel ich in der Küche. Die Freunde sitzen vereint mit einem Apfel auf dem Sofa, Blick auf den Bildschirm gerichtet. Alles still, nur die Filmgeräusche sind zu hören. Plötzlich ein angsterfüllter Schrei: "Mama!!!" Im selben Moment wird der Bildschirm schwarz; Yair hat gleich den Aus-Knopf gedrückt. Tolle Helden, diese zwei.
Dafür mussten sie anschliessend im courtyard die Unerschrockenen spielen, die keine Angst haben, grössere Kinder zu beschimpfen. Da kam es dann fast zum Cliquen-Krieg.
15 Minuten später rödel ich in der Küche. Die Freunde sitzen vereint mit einem Apfel auf dem Sofa, Blick auf den Bildschirm gerichtet. Alles still, nur die Filmgeräusche sind zu hören. Plötzlich ein angsterfüllter Schrei: "Mama!!!" Im selben Moment wird der Bildschirm schwarz; Yair hat gleich den Aus-Knopf gedrückt. Tolle Helden, diese zwei.
Dafür mussten sie anschliessend im courtyard die Unerschrockenen spielen, die keine Angst haben, grössere Kinder zu beschimpfen. Da kam es dann fast zum Cliquen-Krieg.
Dienstag, 23. Juni 2009
Orangensaftkuchen
Dieser Kuchen hat das Zeug zum Lieblingskuchen und ist schnell und einfach in weniger als 10 Minuten zusammenzurühren. Meine Männer jedenfalls waren begeistert.
1 Tasse Zucker
2 Tassen Mehl
2 1/2 TL Backpulver
1/2 Tasse Öl
1 Tasse Orangensaft
2 Eier
Ein paar Tropfen Vanille
Alles zu einem glatten Teig verrühren, in eine Kastenform geben und bei 170 Grad (Celsius) etwa 45 Minuten backen.
1 Tasse Zucker
2 Tassen Mehl
2 1/2 TL Backpulver
1/2 Tasse Öl
1 Tasse Orangensaft
2 Eier
Ein paar Tropfen Vanille
Alles zu einem glatten Teig verrühren, in eine Kastenform geben und bei 170 Grad (Celsius) etwa 45 Minuten backen.
Montag, 22. Juni 2009
Kurzes update
sonst weiss ich bald selber nicht mehr, was uns alles widerfährt in diesen Tagen:
- Bei Yonatan haben wir Zahn Nummber sieben und acht gesichtet.
- Yair hatte am Wochenende zwei bemerkenswerte Tobsuchtsanfälle. Die waren wohl als Test für mich gedacht, und ich bin erstaunlich ruhig und konsequent geblieben. Darauf bin ich jetzt noch stolz.
- Yairs Ferientage Donnerstag und Freitag haben wir gut verbracht, mit Verabredungen hier und dort. Ich bin sogar zum Arbeiten gekommen.
- Mein H-1B Visum ist genehmigt! Jetzt kann ich endlich ohne schlechtes Gewissen shoppen gehen.
- Meine Eltern kommen genau heute in zwei Wochen, und mir ist aufgegangen, dass ich mich vielleicht doch mal ans Grossaufräumen machen sollte. Ein Anlass, die Kramecken zu beseitigen! Vielleicht am nächsten Wochenende...
Mittwoch, 17. Juni 2009
Keine Zeit
Letzter Tag im Kindergarten, jedenfalls des offiziellen Jahres. Ab Montag geht dann das Sommerprogramm los. Bis dahin bin ich allerdings arbeitend mit Kind zu Hause (wenn das kein Oxymoron ist) und werde wohl nicht viel zum Schreiben kommen, denn Abende und Wochenende gehen dafür drauf, die fehlenden Stunden nachzuarbeiten.
Übrigens haben wir am Wochenende ein unglaubliches Schnäppchen getätigt. Da ja hier im Moment alle aus- und umziehen, wird verkauft, was das Zeug hält. Und so haben wir dieses Schlafsofa für ganze $100 ergattert. Liebe Eltern, jetzt könnt ihr kommen!
Übrigens haben wir am Wochenende ein unglaubliches Schnäppchen getätigt. Da ja hier im Moment alle aus- und umziehen, wird verkauft, was das Zeug hält. Und so haben wir dieses Schlafsofa für ganze $100 ergattert. Liebe Eltern, jetzt könnt ihr kommen!
Montag, 15. Juni 2009
Sommermelancholie
Der Alltag hat uns wieder: meine Männer sind zurück (aber noch jetlag-geplagt), und der Ex-Student fängt heute seinen neuen Job an.
Um uns herum macht sich der Sommer bemerkbar, vor allem daran, dass es plötzlich im Village viele freie Parkplätze gibt. Wohnungen werden geräumt oder stehen schon leer; ständig sieht man Umzugswagen, liest man von privaten Flohmärkten. Yairs rasterlockiger Freund der letzten Monate, Mustafa, ist gestern ganz früh nach Arizona aufgebrochen, in einen neuen Lebensabschnitt. Um 5:15, kurz nach Tagesanbruch, als der kleine Mann wegen Zeitverschiebung schon im Bett herumturnte, hörten wir ein letztes Mal die Autotüren zuschlagen. Nicht mal ein Blumentopf ist geblieben.
Traurig ist das, dieses Kommen und Gehen. So viele Abschiede. Daran kann man sich einfach nicht gewöhnen. Ich bin mir nicht mal sicher, was leichter ist: das Dableiben oder das Weggehen. Sicher ist nur, das immer ein Stück zurück bleibt, wenn man weggeht. Etwas, wonach man sich zurück sehnt. Etwas, das einen daran hintert, irgendwo jemals wieder ganz zu Hause zu sein, mit Kopf und Herz, 100%. Das ist bitter-süss und lässt sich nicht ändern.
Um uns herum macht sich der Sommer bemerkbar, vor allem daran, dass es plötzlich im Village viele freie Parkplätze gibt. Wohnungen werden geräumt oder stehen schon leer; ständig sieht man Umzugswagen, liest man von privaten Flohmärkten. Yairs rasterlockiger Freund der letzten Monate, Mustafa, ist gestern ganz früh nach Arizona aufgebrochen, in einen neuen Lebensabschnitt. Um 5:15, kurz nach Tagesanbruch, als der kleine Mann wegen Zeitverschiebung schon im Bett herumturnte, hörten wir ein letztes Mal die Autotüren zuschlagen. Nicht mal ein Blumentopf ist geblieben.
Traurig ist das, dieses Kommen und Gehen. So viele Abschiede. Daran kann man sich einfach nicht gewöhnen. Ich bin mir nicht mal sicher, was leichter ist: das Dableiben oder das Weggehen. Sicher ist nur, das immer ein Stück zurück bleibt, wenn man weggeht. Etwas, wonach man sich zurück sehnt. Etwas, das einen daran hintert, irgendwo jemals wieder ganz zu Hause zu sein, mit Kopf und Herz, 100%. Das ist bitter-süss und lässt sich nicht ändern.
Donnerstag, 11. Juni 2009
Sie kommen zurück
meine Männer. Heute Abend kurz nach fünf. So habe ich gestern Abend noch gewurschtelt und die Wohnung aufgeräumt (seht ihr, SO ordentlich ist es, wenn ihr nicht da seid!), denn Yonatan verursacht ja inzwischen auch schon ein gewisses Chaos: zerissenes Papier, verstreute Spielsachen, ausgeräumte Schubladen. Mitten im Tiefschlaf um 2:30 erreichte mich eine MMS mit dem Bild eines glücklichen Kindes auf einem Plüschschaukelpferdchen am Londonder Flughafen, da hatten sie gerade Zwischenstop.
Heute Morgen bin ich dann früher als sonst aufgestanden (oder besser: ich habe mir den Wecker extra früh gestellt, aber da wurde dann auch der kleinste Rabauke brusthungrig wach und hielt mich so länger im Bett, als geplant), um noch schnell ein Linsencurry in den slow cooker zu werfen, damit die jetlag-geplagten, hungrigen Männer-Mägen heute Abend auch gleich etwas zu essen haben. Jetzt erledige ich noch mein Pensum im Büro, und dann düsen wir zum SFO. Hach, so schnell geht eine Woche vorbei. Aber schön, sie wiederzuhaben. Es war so ruhig in der Wohnung.
Heute Morgen bin ich dann früher als sonst aufgestanden (oder besser: ich habe mir den Wecker extra früh gestellt, aber da wurde dann auch der kleinste Rabauke brusthungrig wach und hielt mich so länger im Bett, als geplant), um noch schnell ein Linsencurry in den slow cooker zu werfen, damit die jetlag-geplagten, hungrigen Männer-Mägen heute Abend auch gleich etwas zu essen haben. Jetzt erledige ich noch mein Pensum im Büro, und dann düsen wir zum SFO. Hach, so schnell geht eine Woche vorbei. Aber schön, sie wiederzuhaben. Es war so ruhig in der Wohnung.
Dienstag, 9. Juni 2009
Identity theft
Auch so eine Sache, von der man immer glaubt, sie passiere nur anderen. Bis man mit Leuten ins Gespräch kommt und feststellt: das ist gar nicht so abwegig!
Meine Arbeitskollegin konnte von Glück sagen, dass sie im Ausland war, als jemand sich munter-flockig ihrer Daten bediente und wahllos Konten eröffnete, einkaufen ging und einen Mietwagen stohl. Da sie nicht im Land war zu besagter Zeit, hatte sie keine Probleme zu beweisen, dass sie das auf keinen Fall gewesen sein konnte.
Trotzdem: das ist inzwischen ein halbes Jahr her, und immer noch bekommt sie Anrufe von Instituten bezüglich eines Kontos in ihrem Namen, und ihre Kreditgeschichte, hier in den USA ein wesentlicher Faktor, wenn es darum geht, Darlehen aufzunehmen oder einfach grössere Einkäufe zu tätigen, ist zur Zeit im Eimer. Die muss sie umständlich bereinigen lassen, indem sie jedes Institut einzeln anruft und den Sachverhalt erklärt. Abgesehen davon, dass besagte Identitätsklauer auch ihre Sozialversicherungsnummer haben, so dass sie sich im Grunde nie mehr völlig sicher fühlen kann. Eine neue kann sie aber nur beantragen, wenn sie nachweisen kann, dass sie alles erdenkliche getan hat, um den weitergehenden Missbrauch zu verhindern. Da zur Zeit keine akuten Vorfälle vorliegen, trifft das aber nicht zu. Ganz schön übel.
Das Beste: Meine Kollegin vermutet, dass die Ganoven ihre Daten über die Uni bekommen haben, denn es gab einige Male Datenbankeinbrüche. Das wiederum betrifft auch meinen lieben Ehemann. Vielleicht sollten wir uns also doch besser absichern und vorsichtiger sein. Mir jedenfalls ist plötzlich ziemlich unwohl in meiner Haut...
Meine Arbeitskollegin konnte von Glück sagen, dass sie im Ausland war, als jemand sich munter-flockig ihrer Daten bediente und wahllos Konten eröffnete, einkaufen ging und einen Mietwagen stohl. Da sie nicht im Land war zu besagter Zeit, hatte sie keine Probleme zu beweisen, dass sie das auf keinen Fall gewesen sein konnte.
Trotzdem: das ist inzwischen ein halbes Jahr her, und immer noch bekommt sie Anrufe von Instituten bezüglich eines Kontos in ihrem Namen, und ihre Kreditgeschichte, hier in den USA ein wesentlicher Faktor, wenn es darum geht, Darlehen aufzunehmen oder einfach grössere Einkäufe zu tätigen, ist zur Zeit im Eimer. Die muss sie umständlich bereinigen lassen, indem sie jedes Institut einzeln anruft und den Sachverhalt erklärt. Abgesehen davon, dass besagte Identitätsklauer auch ihre Sozialversicherungsnummer haben, so dass sie sich im Grunde nie mehr völlig sicher fühlen kann. Eine neue kann sie aber nur beantragen, wenn sie nachweisen kann, dass sie alles erdenkliche getan hat, um den weitergehenden Missbrauch zu verhindern. Da zur Zeit keine akuten Vorfälle vorliegen, trifft das aber nicht zu. Ganz schön übel.
Das Beste: Meine Kollegin vermutet, dass die Ganoven ihre Daten über die Uni bekommen haben, denn es gab einige Male Datenbankeinbrüche. Das wiederum betrifft auch meinen lieben Ehemann. Vielleicht sollten wir uns also doch besser absichern und vorsichtiger sein. Mir jedenfalls ist plötzlich ziemlich unwohl in meiner Haut...
Tragisch
Man stelle sich vor: Der Vater verstaut sein 4 Monate altes Baby im Auto, um es zum Hort zu bringen, setzt sich hinters Steuer und fährt los. Gedankenverloren schlägt er den Weg zum Bahnhof ein, parkt den Wagen und beeilt sich, den nächsten Zug zu erreichen, um rechtzeitig im Büro zu sein.
Abends kommt die Mutter zum Hort, um ihr Baby abzuholen, erfährt aber, dass es nie dort angekommen ist. Voller Panik fährt die Mutter zum Bahnhof, sucht das Auto des Vaters -- und findet ein regloses Baby auf dem Rücksitz. Verstört und ausser sich, ruft sie den Krankenwagen, doch das Kind stirbt kurze Zeit später.
So passiert gestern hier, am Bahnhof in El Cerrito, gleich um die Ecke. Das schlimme ist, dass ich mir sogar vorstellen kann, wie sowas passieren kann. Wenn noch keine Routine da ist, das Baby erst seit ein paar Wochen in den Hort geht, dann im Auto einschläft und keinen Ton von sich gibt, der Vater vielleicht mit den Gedanken schon bei der Arbeit ist, weil er ein Projekt abschliessen muss oder eine Besprechung zu leiten hat, und so völlig vergisst, dass das Kind im Auto sitzt. Manchmal ist man einfach kopflos. Wie tragisch, wie furchtbar. Da bricht deine ganze Welt einfach so zusammen. Ich bin total schockiert. Aber leider liest man immer wieder solche Geschichten. Jedes Jahr. Dabei war es gestern nicht mal warm hier.
Abends kommt die Mutter zum Hort, um ihr Baby abzuholen, erfährt aber, dass es nie dort angekommen ist. Voller Panik fährt die Mutter zum Bahnhof, sucht das Auto des Vaters -- und findet ein regloses Baby auf dem Rücksitz. Verstört und ausser sich, ruft sie den Krankenwagen, doch das Kind stirbt kurze Zeit später.
So passiert gestern hier, am Bahnhof in El Cerrito, gleich um die Ecke. Das schlimme ist, dass ich mir sogar vorstellen kann, wie sowas passieren kann. Wenn noch keine Routine da ist, das Baby erst seit ein paar Wochen in den Hort geht, dann im Auto einschläft und keinen Ton von sich gibt, der Vater vielleicht mit den Gedanken schon bei der Arbeit ist, weil er ein Projekt abschliessen muss oder eine Besprechung zu leiten hat, und so völlig vergisst, dass das Kind im Auto sitzt. Manchmal ist man einfach kopflos. Wie tragisch, wie furchtbar. Da bricht deine ganze Welt einfach so zusammen. Ich bin total schockiert. Aber leider liest man immer wieder solche Geschichten. Jedes Jahr. Dabei war es gestern nicht mal warm hier.
Montag, 8. Juni 2009
Sarah's Key
ist vermutlich der erste Holocaust-Roman, den ich seit meiner Magisterarbeit gelesen habe. Lange hat mich kein Buch mehr so berührt. Die Tragik des Ungeheuerlichen, dieser Horror, der unschuldigen Menschen widerfährt, Kindern noch dazu, erzählt in einer klaren, einfühlsamen Sprache, die ihrerseits dazu führt, dass man mitten im Geschehen steht, in beiden Strängen. Tatiana de Rosnay versteht es, beide Erzählungen geschickt zu verweben, und so überspringt der Leser in der ersten Hälfte des Romans unaufhörlich 60 Jahre, bewegt sich in zwei Welten, erfährt in der einen Entsetzliches und versucht in der anderen, damit klarzukommen, wenngleich das unmöglich ist. Genau wie Sarah, genau wie Julia hat mich in den letzten Nächten der Gedanke an den kleinen Jungen im Schrank nicht losgelassen, zumal er in Yairs Alter war. Sarahs Geschichte endet, als sie selbst und Julia das Ende Michels entdecken. Kurz danach flacht die Erzählung ab, verliert an Tiefe und Dichte. Die Besessenheit Julias, die zerbrochene Ehe, ihre Rückkehr nach Amerika mit dem neuen Baby, das abschliessende Zusammentreffen mit William -- all das wirkt mehr konstruiert als wirklich realistisch. Trotzdem ist es ein Buch, das aufrüttelt und Eindruck hinterlässt. Erinnern, nicht vergessen. Dass hier die anderen die Geschichte hervorholen und bewahren, während die eigentlich Betroffene sich in Schweigen hüllt, ist bittere Ironie.
Schlaf, Kindlein, schlaf
Wow. Das ist die erste Nacht, seit der kleinste Mann sich hinstellen kann, in der er alleine in seinem Bettchen eingeschlafen ist. Es hat nur eine halbe Stunde gedauert. Und er hat nicht geweint, kein bisschen. Vielleicht liegt es an den Kartoffeln. Haferbrei mit Pfirsich ging nämlich gar nicht. Dafür schob er sich dann Kartoffeln mit Butter rein, eine nach der anderen, die ich eigentlich für mich gekocht hatte. Nach Bad und Gute-Nacht-Lied war er schliesslich so friedlich, dass er seine Stehparty ohne das übliche Gezeter irgendwann beendet und sich einfach auf seinen Bauch gelegt hat und ins Reich der Träume entschwunden ist. Wahrscheinlich wird er gleich wieder wach, denn Lust auf Brust war nach seiner Fresstirade nicht mehr. Aber das macht ja nichts. Der Zyklus ist durchbrochen -- das zählt. Yay!
Siehste!
... bester Vater von allen, wir hätten doch gleich die Sicherungen für die Schranktüren mitkaufen sollen. Seit gestern öffnet das kleinste Familienmitglied nämlich Küchenschränke -- erst mit Erstaunen und inzwischen mit wachsender Begeisterung. Und du dachtest, davon sind wir noch weit entfernt!
Samstag, 6. Juni 2009
Und wieder bebt die Erde
Das war also eine 3.2 auf der Richterskala. Ich fand's ziemlich spürbar und hab mich mächtig erschrocken. Dauerte aber wirklich nur eine Sekunde, so dass ich mir nicht sicher war, bis ich dann die Nachbarin nach ihrem Sohn rufen hörte: "Mustafa, are you OK? That was an earthquake!" Das dürfte das dritte gewesen sein, das wir gespürt haben, seit wir hier sind.
Freitag, 5. Juni 2009
Abenddämmerung
über dem Village, und bei uns ist alles schon bereit zur Nacht. Yonatan ist völlig erschöpft an meiner Brust eingeschlafen, weil er tagsüber kaum ein Auge zugetan hat (alles ist ja aufregender als Schlafen, jetzt, da er so mobil ist). Und was mache ich mit sooo viel freier Zeit? Richtig, ich verziehe mich mit Sara's Key in eine gemütliche Ecke und lese eine ungemütliche Geschichte...
Glücksehligkeit einer Strohwitwe
Heute ist es mit meiner Arbeitsmoral nicht so weit her. Das liegt sicher daran, dass ich mich zappelig auf ein entspannendes/entspanntes Wochenende freue. Ein bisschen Obst und Gemüse in der neuen Berkeley Bowl einkaufen, Rhabarber-Buttermilch-Kuchen backen (jawohl, für mich ganz alleine!), Erbsensuppe löffeln, mit Yonatan auf den Spielplatz gehen, lesen, lesen, lesen (und ein bisschen arbeiten), zum Frisör gehen (da hoffe ich auf Kooperation von Seiten Yonatans -- als ich vor zwei Monaten den Termin für die neuen Strähnchen gemacht habe, konnte ich ja nicht ahnen, dass ich ihn mitschleppen muss...), lesen (habe ich das schon erwähnt), mit Yonatan spielen, eine Baby Shower feiern, und schlaaaafen. Klingt himmlisch, oder?
Donnerstag, 4. Juni 2009
Ei ei ei, wer klopft denn da?
Die Gesichter möchte ich sehen, wenn in wenigen Minuten der Sohn mit dem Enkel vor der Tür steht, so ganz unangekündigt. Spontan mal eben für eine Woche. Das hat der Ex-Student sich am Wochenende überlegt. Montag dann die Tickets gekauft, Dienstag gepackt, Mittwoch geflogen und dann beim Zwischenstop in London angerufen, um zu motzen: "Warum habe ich bloss nicht auf dich gehört! So eine Qual, diese lange Reise! Wieso mache ich das nur?!" Ich bin aber sicher, dass sie sich eine Woche ganz königlich amüsieren und verwöhnen lassen werden. Und ich mich auch: endlich mal wieder quality time mit Yonatan, ganz ungestört, und vielleicht ein paar freie Minuten für mich. In einem Anfall von Übermut habe ich mir gestern gleich drei neue Bücher gekauft. Zu dumm bloss, dass ich abends zu Hause noch Stunden nacharbeiten muss und nicht so recht zum Lesen komme. Da geht wieder mal der Schlaf für drauf.
Mittwoch, 3. Juni 2009
Vorsicht: Waffe!
Gestern auf dem Weg zum Kindergarten bin ich hier reingeraten. Ich wusste natürlich nicht, was los war, und habe mich nur über den Stau aufgeregt, wollte dann eine Umgehung fahren und stellte fest, dass die ganze Gegend polizeilich abgeriegelt war. So kam ich dann als letzte im Kindergarten an, um fünf vor sechs. Hat dem kleinen Mann aber nichts gemacht.
Lebenszeichen
Ganz kurz. Etwas hektisch, diese Woche. Morgen mehr, wenn die Überraschung angekommen ist. Nicht mal meiner Schwester konnte ich vernünftig zum Geburtstag gratulieren. Aber ab heute Abend geht es ein bisschen ruhiger zu.
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