Ich kann einfach nicht glauben, wie die Zeit davon rennt, ohne dass bei mir irgendwelche Langeweile aufkommt. Ich bin so beschäftigt, dass ich manchmal nicht mal innehalte, um eine Tasse Kaffee zu trinken. Und die paar Stunden morgens ohne Yair sind überhaupt immer in Windeseile vorbei.
Jobsuche? Ich komme gar nicht dazu. Shai ist durch die Uni so eingespannt, dass wirklich alles, alles andere an mir hängen bleibt. Wie ich das mit einem Job vereinbaren kann, ist mir noch gar nicht klar. Aber der Wille ist da. Jedes Mal, wenn ich einen Blick auf's Konto werfe. Dabei bin ich schon ein Meister im preiswerten Einkaufen. Obst und Gemüse kaufe ich im Monterey Market, kosheres Fleisch und Tee bei Trader Joe's, alles übrige bei Safeway. Und einmal im Monat geht's in den Grosshandel, um den Vorrat aufzustocken: Bagel (mit Rosinen und Zimt -- ohne die geht nichts), Brot, Milch, Joghurt, Saft, Cornflakes, Müsli, Windeln (ja, noch immer!) und was sonst gerade so zu Ende geht.
Jobsuche also. Nächste Woche werde ich mit einer Freundin, die schon länger hier lebt und Karriereberaterin ist, meinen Lebenslauf aufpolieren. Dann bin ich bereit für die systematische Suche.
Übrigens habe ich am Dienstag die theoretische Fahrprüfung bestanden, mit Bravur. Am 6. November steht die praktische Prüfung an. Danach gesellt sich dann hoffentlich zu meinem deutschen und meinem israelischen Führerschein auch noch ein amerikanischer. Langsam reicht es mir aber.
Yair kommt inzwischen recht gut mit seinen Sprachen zurecht. Sein Deutsch färbt auf sein Hebräisch ab und verleitet ihn zu merkwürdigen Satzkonstruktionen. Ausserdem setzt er eigenständig neue Wörter zusammen. Heute wollte er beispielsweise Tapuzim-Saft (Orangensaft). Oder lieber Apfelmietz (Apfelsaft)? Ausserdem streut er zwischendurch englische Sätze ein: "What's your name?" oder "Wash your hands!" oder "Want to eat?" Nicht immer weiss er aus dem Stehgreif, was das denn nun bedeutet. Aber wenn ich ihn frage, in welchem Zusammenhang er diese Sätze aus dem Kindergarten kennt, antwortet er sofort. Faszinierend, wie das kleinkindliche Gehirn arbeitet.
1 Kommentar:
Interessante Sprachkombinationen, die der Kleine da entwirft.
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