Dienstag, 5. Dezember 2006

Kurz vorm Absturz

Eigentlich wollte ich es mir heute abend so richtig gemütlich machen zum Bloggen: mit einer Tasse Tee, in eine Decke gehüllt wollte ich mich ganz entspannt vor den PC setzen und ohne Zeitdruck im Nacken ein paar Zeilen schreiben. Wollte die relativ strumfreie Bude (Shai ist bei einem Arbeitsessen) geniessen und einfach mal wieder irgendwohin abschweifen. Aber wie jeden Abend hat mich die Routine wieder zu sehr im Griff. Eben wäre ich beinahe neben Yair eingeschlafen. Dann habe ich ewig lange gebraucht, um passende Bilder für einen Fotokalender rauszusuchen, auf den meine Familie als Weihnachtsgeschenk besteht. Und jetzt bewegen sich die Zeiger der Uhr schon wieder gefährlich Nahe auf "spät" zu, während unten in der Küche wie immer abends das Chaos regiert. Ganz zu schweigen vom Berg Wäsche, der sich bedrohlich türmt, und der Maschine, die noch fleissig vor sich hin wäscht. Dabei könnte ich auch mal mehr als sechs Stunden schlaf gebrauchen. Hört sich das alles nach gähnendem Alltag an? Und da soll ich mich dann noch politisch usw. informieren und irgendwelche besonders geistreichen Gedanken von mir geben?
Wie immer in solchen Momenten zaubert der Gedanke an Yair dann ein Lächeln auf mein Gesicht. "Ima chamudi [sic!]!" (Mama ist süss!) hat er eben beim einschlafen zärtlich verkündet, seine Ärmchen um meinen Hals geschlungen. Und da soll ich nicht dahin schmelzen? Als ich ihn vom Kindergarten abgeholt habe, deutete er auf dem Weg zum Auto mit einer wilden weitläufigen Geste auf den Spielplatz und fragte: "Ma ze?" (Was ist das?) Ich, ebenso fragend: "Was denn?" Er, bekräftigend: "Ma ze?" Ich, vorsichtig: "Ein Tisch? Mitten im Garten?" "Ken!" (Ja!) rief er freudestrahlend. Und dann, auf Deutsch (!): "Na sowas!"
Inzwischen geht es auf Chanukka zu. Souvganiot habe ich dieses Jahr bisher noch fast gar nicht angerührt, aber beim Gedanken daran bekomme ich gerade einen Bärenhunger. Yairs erste Feier im Kindergarten werden wir leider verpassen, weil wir just an dem Tag gen Deutschland fliegen -- dabei freut sich doch Safta Hana schon so darauf. Die Enttäuschung wird gross sein.
Und weil der Dezember mit riesen Schritten voranschreitet und unser Flug immer näher rückt, muss ich mich langsam auch um diverse Weihnachtsgeschenke kümmern. Diesen Kampf werde ich am Freitag ausfechten, wenn Yair im Kindergarten Kuchen oder Challa backt und Kabbalat Shabbat (Empfang des Shabbat, eigentlich kurz vor Beginn am späten Nachmittag) begeht. Ist es nicht merkwürdig: obwohl wir kein Weihnachten feiern und ich schon einige Jahr hier bin, packt mich in der Vorweihnachtszeit trotzdem immer noch eine kribbelnde Vorfreude, wenn auch jedes Jahr ein klitzekleines bisschen weniger (aber komischerweise in diesem Jahr mehr als im letzten). Die Macht der Sozialisation nenne ich das mal. Und jetzt mache ich mal Schluss, denn ich befürchte, dass der Computer gleich abstürzt, dieses furchtbare Ding. Er stöhnt ganz fürchterlich... Wie oft wollten wir uns schon einen neuen kaufen!!! Immer im nächsten Monat allerdings. Also dann. Jetzt habe ich ja doch ganz ordentlich gebloggt, oder? Und die Waschmaschine ist inzwischen auch fertig, da kann ich endlich alles in den Trockner stopfen. :-)

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Liebe Jeanne, Dir und Shai muss ich erstaml sagen ihr habt etwas obersüsses da als Sohnemann.
Dann also wir kommen erst nächstes jahr müssen erst noch tüchtig sparen. Und dann viel Spass beim Einkauf Freitags, ist bei Euch noch Freitags Kiga, in Harduf haben sie nur bis Donnerstag, ach ne das war Schule. Wir sind auch in D vom 27 bis 2 , oben bei Plön. Ohne Verwandtschaft, herrlich, haben ja nicht soo viele aber es reicht.So nun muss ich ins Bett bin am Umfallen.Liebe Grüsse Anneka

Jeanne hat gesagt…

Liebe Anneka, danke fürs Kompliment. :-) Ja, wir haben Freitags Kiga. Am Anfang dachte ich ja, ich möchte Yair nicht schicken -- am Wochenende möchte ich schliesslich mit ihm zusammen sein. Aber wann sonst habe ich Zeit, mal in Ruhe einzukaufen, ins Fitnessstudio zu gehen oder einfach nur mal so was für mich zu machen... Und Yair liebt seinen Kiga.
Ich hoffe, du hast gut geschlafen. Wünsch dir einen schönen Tag!
Jeanne

Anonym hat gesagt…

Hallo Jeanne,

da stöbere ich in Annekas blog und stosse auf einen Kommentar von dir.
Bei 'im ausland' hab ich schon sehr lange nix mehr von dir gelesen. Aber du scheinst auch genug beschäftigt zu sein, mit Job, Mann und süssem kleinen Sohn.

Ich schau jetzt öfter bei euch rein.

Lieben Gruss von Portugal nach Israel,
Eva

Jeanne hat gesagt…

Hallo Eva,

wie schön, dass plötzlich "alte Bekannte" bei mir vorbeischauen! Die Welt ist doch wirklich ein Dorf.

Du hast recht, ich habe schon lange nichts mehr auf der Liste geschrieben -- aber ich lese meistens eifrig mit. Nur in den letzten Tagen bin ich etwas im Verzug.

Liebe Grüsse nach Portugal!

Jeanne

Anonym hat gesagt…

Hallo Jeanne,

kann es sein, dass sich in deinem Profil ein kleiner Fehler eingeschlichen hat?
"...Wir haben einen kleinen Sohn -- ... --, der im Februar 2001 geboren wurde."

Lieben Gruss
Eva

Jeanne hat gesagt…

Danke, Eva! Das ist wohl passiert, als ich neulich mein Profil überarbeitet habe...

Anonym hat gesagt…

hallo jeanne,

das mit dem gefuehl abzustuerzen kenne ich auch, ok, es hat andere gruende ... hmmmm, aber chanukka steht vor der tuere, das ist doch ein grund den absturz bis dahin ueberwunden zu haben, oder ?

herzliche gruesse, gute woche,
grenzgaenger

p.s. ich freue mich schon darauf dich kennenzulernen ....