wird sich unsere Wohnung langsam aber sicher fuellen, bis kein Zimmer mehr leer steht. Dann darf ich fuer den Rest der Woche das Chaos bewaeltigen. Ich kann es kaum noch erwarten! Die gute Nachricht kam heute Nachmittag. Seither werde ich von Heiterkeitsausbruechen heimgesucht, denen mein Student, der verzweifelt versucht, sich am Kuechentisch, dem momentanen Dreh- und Angelpunkt unseres Familienlebens, auf seine Hausaufgaben zu konzentrieren, missbilligend begegnet.
Gestern sah die Welt noch anders aus. Da floss sogar Blut, als ich ungeschicktes Fleisch mir beim Bearbeiten einer Wassermelone mit dem sagenhaft scharfen Ikea-Messer heftig in den Daumen geschnitten habe. Genaeht werden musste aber dann doch nicht, wir haben die Blutung irgendwie stillen und die Wunde verarzten koennen. Der kleine Mann liess sich heute Morgen berichten und bemerkte nach einem eingehenden Blick auf das Pflaster: "Wie Johannes!" Na ja. Gott sein Dank nicht ganz.
Uebrigens bin ich voellig verzueckt vom vorbildlichen Deutsch meines Sproesslings, das seit unserem D-Aufenthalt wunderhafte Fortschritte macht. Heute haute er bei seinem Freund Yuval wie verrueckt in die Tasten eines Xyllophons, hielt dann inne und fragte: "Mama, kennst du dieses Lied?"
Englisch beginnt sich auch gerade zumindest als Moeglichkeit abzuzeichnen. Gestern rief er ploetzlich: "Standop, standop!" "Standop? Wer sagt das?" "Elaine!" (seine Kindergaertnerin) "Und weisst du, was das heisst?" Heftiges Kopfschuetteln. "Das heisst aufstehen." Abends dann, vorm Zubettgehen: "Hey, weisst du noch, was 'stand up' heisst?" Yair, stolzgeschwellt: "Aufstehen!"
Inzwischen bereiten wir uns auf Yom Kippur vor, den Versoehnungstag, der morgen Abend beginnt. Die Wohnung ist blitzblank, der Kuehlschrank voll (fuer das Mahl vor dem grossen Fasten) und die Zeit fuers Kochen (vorbildliche Hausfrau, die ich bin ;-)) eingeplant. Erster Gang: Kartoffelsuppe. Hauptgericht: Lachs in Weisswein mit Reis und gemischtem Salat. Nachtisch: Apfelkuchen. Damit uns dann am naechsten Tag ordentlich der Magen knurrt.
8 Kommentare:
eine neugierig Mitlesende würde gern wissen wie es mit deinen Kenntnissen in jüdischen Traditionen und Ritualen aussieht, gerade auch was das Kulinarische anbelangt ist doch sicher einiges zu beachten
Grüße aus deinem alten Heimatland von Birgit
Gmar chatima tova wünscht Anna
@Birgit: Ich kenne mich recht gut aus, weil ich orthodox konvertiert bin und wir, auch wenn wir kein religioeses Leben fuehren, auf vieles Wert legen. Was genau moechtest du denn wissen?
@anna: Ich hab gerade bei deinem Blog vorbei geschaut. Sehr interessant, ich werde mich wohl bald mal einlesen!
habe übrigens auch bei anna reingeschaut und dort schon einiges Interessantes gelesen
wenn du konvertiert bist dann hast du ja sicherlich schon einiges in der Vorbereitung (gibt es so etwas wie eine Schule?) gelernt, hättest du deinen Mann als Nicht-Jüdin heiraten können?
Birgit
Als Nicht-Jueding haette ich ihn zivil heiraten koennen, aber nicht in Israel, denn dort gibt es kein Standesamt. Dort kann man nur religioes heiraten.
Eine Schule gibt es nicht. Man muss Kontakt zu einem Rabiner aufnehmen. Das Judentum ist keine missionarische Religion, deshalb muss man gute Gruende haben, warum man diesen Schritt machen moechte. Mit offenen Armen wird man nicht empfangen -- man muss seine Ernsthaftigkeit unter Beweis stellen.
Heute ist also der grosse Tag! Ich halte dir die Daumen, damit die Wohnung bis erev sukkot schon einigermassen bewohnbar ist. Be-hatzlacha und chag sameach, sowie eine gute Zeit in Amerika - aber vergiss Israel nicht, Yalla bye-bye :-) Vered
Sind die Möbel inzwischen bei euch angekommen?
Gruss aus Portugal
Eva
Ja, sind sie, danke der Nachfrage! Ich werde bald berichen!
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