Freitag, 18. September 2009

Shana Tova

Die Zeit rennt davon, und schon steht das jüdische Neujahr vor der Tür, hier allerdings eher leise und verhalten. Den Grosseinkauf habe ich gestern mit den Kindern erledigt. Zwei Honigkuchen sind gebacken, die Hühnersupper köchelt noch auf dem Herd vor sich hin, der Milchreis als Zwischenmahlzeit für mich und die Kinder zieht auch noch im Schnellkochtopf, und morgen muss ich nur noch Reis, Hühnerleber mit Zwiebeln und Äpfeln und Fisch in Ginger- und Kokosmilch-Sauce zaubern. Was man mit ein bisschen Adrenalin im Blut doch alles schaffen kann!

Yair fiebert ungeduldig seinem ersten Fussballtraining am Samstagmorgen entgegen. Jeden Tag fragt er, ob er denn heute das Fussballtrikot im Kindergarten anziehen darf, und jedes Mal muss er es wieder zurück in den Schrank legen...

Am letzten Wochenende waren wir in der Tutenchamun-Ausstellung im De Young Museum. Interessant: Ja. Aber im Grossen und Ganzen fanden wir sie doch recht trocken aufgemacht. Mit den Kindern war es jedenfalls anstrengend, beide waren müde, den Kinderwagen durfte man nicht mitnehmen, stattdessen bekam man eine Trage umgeschnallt. Gute Alternative, aber wenn man den Nucki im Kinderwagen liegen lässt, nicht wirklich optimal. Als Yair sich dann irgendwann mitten in einem Ausstellungsraum auf den Boden legte und sagte, er wolle jetzt UNBEDINGT schlafen, haben wir abgebrochen, die Tickets stempeln lassen und sind dann getrennt wieder rein, um uns den Rest anzuschauen. Und dabei ging mir die ganze Zeit die Frage nicht aus dem Kopf, inwieweit sich eigentlich ein Archäologe von gemeinen Grabräubern unterscheidet. Dadurch, dass er die alten Schätze der Nachwelt erhält und zugänglich macht? All die Gegenstände, die Tut mit ins Grab gelegt wurden, weil sie sein Leben begleitet haben oder ihm den Übergang und das Dasein in der Nachwelt erleichtern sollten -- kann es wirklich gerechtfertigt werden, seine Totenruhe gestört und seinen Glauben im Namen der Archäologie missachtet zu haben...?

Jetzt schreit plötzlich der kleinste Spross, und ich sollte auch wirklich ins Bett. Ist schliesslich schon Geisterstunde.

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