Mittwoch, 27. Juni 2007

Übrigens

hat sich auf unserem Balkon eine Taube eingenistet, samt ihrer Eier. Wie ich den Dreck beseitigen soll, weiss ich noch nicht. Richtig fies. Da muss ein Spachtel her. Trotzdem tut es mir in der Seele weh, ihr Nest zerstören zu müssen. Was mache ich bloss? Hat jemand Ratschläge? Dass laut unserer Putzfrau viele Balkone in der Nachbarschaft ihre eigene Taube haben ("Und weisst du was, alle haben zwei Eier!"), hilft mir nicht wirklich...

Erste Tränen

Jetzt haben wir es fast geschafft. Gestern wurde fleissig weiter geräumt, gestrichen und gefegt. Heute (ja, erst heute!) holen die Jungs die restlichen Sachen ab und die Putzfrau macht ordentlich sauber.

Kaum zu glauben, aber der Abschied von ihr fällt mir am schwersten. Wohl deshalb, weil wir kaum eine Möglichkeit haben, in Kontakt zu bleiben. Wir haben keine gemeinsame Schriftsprache. Inna kommt aus Moldavien, spricht Romänisch, Russisch, ein recht gutes Hebräisch und einige Brocken Englisch, aber für den Schriftverkehr reicht es eben nicht. Abgesehen davon, dass sie keinen Computer hat, ganz zu schweigen von Internet. Das einzige, was mir im Moment über diesen Trennungsschmerz hinweg hilft, ist das Wissen, dass Hierbleiben nichts ändern würde, denn sie geht im September zurück nach Moldavien. Schweren Herzens, denn Geldverdienen ist dort schwer, aber die Trennung von ihrer Familie wiegt einige Zentner mehr.

Ihren Mann hat sie seit 2004 nicht gesehen, ihren Sohn, inzwischen 18, noch länger. Er hat seit er fünf ist bei einer Kinderfrau gelebt, damit seine Eltern von fern ihre Familie unterstützen konnten. Kommt einem bei solchen Verhältnissen das Lachen nicht abhanden? Aber Inna lacht gerne, erzählt, teilt. Sie wird mir sehr fehlen. Gestern, als ich ihr den Schlüssel zurück brachte, den ich mir neulich borgen musste, habe ich meine Tränen nur im Zaum halten können, weil wir uns gesagt haben, dass ein ordentlicher Abschied noch folgt. Mit Yair. Der liebt sie nämlich auch heiss und innig. Ohne Küsschen gehen wir nicht.

Die zweite Nacht

ausser Haus war nicht gerade erholsam, weil im Kellerraum (ja, ich habe es gewagt!) ununterbrochen die Lüftung neben dem Oberlicht röhrte (heute Abend wird sie ausgeschaltet -- der Ventilator und die offene Tür müssen für ausreichend Frischluft sorgen), aber zumindest haben wir alle zusammen schlafen können, weil ich gestern eigenhändig und ganz allein die Futon-Matratze aus dem Garten ins Haus geschleppt, akribisch gestaubsaugt und dann auf dem Rücken in den Keller getragen habe. War gar nicht so schwer. Zumindest haben wir jetzt also unsere eigenen vier Wände, in Kleinformat.

Yair ist natürlich völlig durch den Wind. Redet ständig von Amerika, fragt, ob wir schon da sind, wann wir fahren, warum wir nicht nach Hause gehen. Irgendwann sagte er sogar zu mir: "Ima, ani medaber beanglit!" (Mama, ich spreche Englisch!)

Wir müssen sehen, dass wir bei Schwiegereltern jetzt wieder ein bisschen Routine in den Alltag bekommen. Das Einschlafen dauerte gestern über eine Stunde, das reinste Theater. So war es 22:15, bis ich endlich in die Wohnung fahren konnte, um Shai beim letzten Entrümpeln zu helfen. Ich bin wieder erst gegen 1:00 ins Bett gehüpft und konnte lange nicht einschlafen. Die röhrende Lüftung war da nicht gerade hilfreich. Heute also auf ein neues.

Montag, 25. Juni 2007

Und ein paar Bilder...



Umzugssplitter

Das war definitiv eine Erfahrung. Aber nicht unbedingt eine, die ich noch mal machen muss.

Die Verantwortlichen hatten sich ein wenig verschätzt, in jeder Hinsicht. "Fünf, vielleicht sechs Stunden -- bis um 15 Uhr müsste alles gepackt und verstaut sein." Um 22:45 wurde die Aktion abgebrochen, weil kein Packmaterial mehr da war. Dabei war vorab zwei Mal jemand da, um die Kubikmeterzahl abzuschätzen. Fortsetzung folgt (heute).

Als ich in regelmässigen Abständen im dörflichen Tante-Emma-Laden aufkreutze, um erst Frühstücksutensilien, dann fünf dick belegte Baguettes und schliesslich drei Schachteln Zigaretten unterschiedlicher Marken zu kaufen, fragte mich der Inhaber irgendwann, ob wir umziehen. Ach?

Dann mussten wir noch Kisten, Kästen, Kühlschrank und Trockner zu Shais Eltern bringen. Das haben netterweise die Jungs von der Umzugsfirma gegen ein paar Shekel extra erledigt. Was die Nachbarn dachten, als um 23:15 dieses Ungetüm von Lastwagen vorfuhr, möchte ich gar nicht wissen. Um 0:30 konnten die Jungs dann endlich zurück nach Adshod fahren, um den Lkw wegzubringen, nach Hause zu fahren und vielleicht noch ein paar Stunden Schlaf zu erhaschen.

Wir (das heisst Yair und ich) haben in dieser ersten Nacht ausser Haus im Zimmer meiner Schwägerin geschlafen (Shai dagegen auf dem Sofa). Warum? Weil die Matratze des Futons, dass im Keller steht, seit über einer Woche im Garten lüftet und keiner (wir wurden nicht gefragt) meiner Schwiegermutter helfen konnte, sie wieder ins Haus zu schleppen (mein Schwiegervater hatte vor Jahren mal Rückenprobleme und ruht sich noch immer darauf aus). So wird sie jede Nacht schön feucht und trocknet dann tagsüber wieder unter der heissen israelischen Sonne.

Auch nett: Gestern abend erzählte meine Schwiegermutter mir von dieser Riesenkakerlake, die sie in der Badewanne vernichten mussten, damit der kleine Mann sich bettgehfertig machen konnte (geschlafen hat er dann trotzdem nicht, bis wir kamen). "Keine Sorge", sagte sie noch zu mir, "wir haben sie ausser Gefecht gesetzt." Ja. Das habe ich heute Morgen gesehen. Ich musste das tote Exemplar nämlich aus dem Abfluss ziehen, wo es sich regelrecht verkantet hatte. Das war ein netter Einstieg in den Tag, nach fünf Stunden Schlaf.

Ausruhen müssen wir jedenfalls noch aufschieben. Bis zum Wochenende bleibt es anstrengend. Wir müssen den restlichen Kleinkram ausräumen, putzen, streichen, reparieren. Nachdem die Umzugsfirma die übrigen Sachen eingepackt und abgeholt hat.

Sonntag, 24. Juni 2007

Alles gepackt

Jetzt können sie kommen, die Möbelpacker. Noch 8 Stunden, dann stehen sie vor der Tür. Ich habe noch nicht mal versucht, ins Bett zu gehen. Mir ist schleierhaft, wie ich noch schlafen soll heute Nacht. Deshalb habe ich mir sogar noch "Line of Fire" angesehen, mit einer Tasse schwarzen Kaffees in der Hand, weil keine Milch mehr da ist. Im Kühlschrank herrscht gähnende Leere. Die Spülmaschine hat ein letztes Mal gespült, jetzt gibt es nur noch Einweggeschirr. Die letzte Wäsche ist im Trockner; gleich wird noch schnell gefaltet. Und das wars dann. Ab Morgen schweben wir für sechs Wochen irgendwo zwischen den Welten. Nicht mehr ganz hier, noch nicht dort. Jetzt hole ich noch einmal tief Luft und gehe Zähne putzen. Irgendwann muss ich ja doch unter die Decke huschen... Gehen letzte Träume in einer Wohnung auch in Erfüllung?

Fast vergessen

hätte ich, von den Fortschritten des kleinen Mannes zu erzählen. Schon unter der Dusche stehend, drückte er plötzlich rum, er müsse sein Geschäft erledigen. Er liess sich ohne Protest schnurstracks auf seinen Toilettensitz befördern, und wir hörten schon nach wenigen Sekunden ein dumpfes Plumps. Gefolgt von einem Schwall Lobesworte meinerseits. Voller Stolz sah er mich an, liess mich alles saubermachen, stieg runter -- und stellte sich neben die Toilette, um Pipi zu machen. Alles zusammen wär ja auch ein bisschen viel gewesen. Wir arbeiten dran.

Klein Macho

Der kleine Mann hilft beim Kochen. Irgendwann sagt er ungehalten: "Ima, ani yachol lewad. Ani ben!" (Mama, ich kann das alleine. Ich bin ein Junge!)

Kein Kommentar.

Sch(l)u(e)sselig

Tausend Termine. So viele Dinge sind noch zu erledigen, so viele Leute zu treffen bevor wir das Land verlassen. Ich muss mir schon alles im Handy vermerken, sonst komme ich nicht mehr klar.

Auch sonst herrscht Chaos. Da will ich heute morgen mit dem kleinen Mann an der Hand aus dem Haus düsen -- und finde den Schlüssel nicht. Hektisch fege ich durch die Etage, scanne alle Regale und Tische, alle Arbeitsflächen -- nichts. In meiner Not rufe ich den Göttergatten an, der schon seit Ewigkeiten im Stau steht. Schlüssel? Keine Ahnung. Einige Sekunden später: "Ah, doch. Der ist hier. Auf der Rückbank. Hast du wohl vergessen." Ich verkneife mir gerade noch, ihn darauf hinzuweisen, dass er gestern Abend das Auto leer geräumt hat, weil ich das schlafende Kind nach oben getragen habe.

Was tun, wenn alle Ersatzschlüssel in der Welt verstreut sind? Die Nachbarin fragen, die schon seit Jahren einen besitzt. Aber klar, gerade findet sie ihn nicht, hat schon neulich überall gesucht. Prima. Dann eben die Putzfrau anrufen. Die ist bei der Arbeit, hetzt aber sofort nach Hause, damit ich mir dort den Schlüssel abholen kann. Hat eben doch seine Vorteile, wenn man nicht selber putzt!

Plattgefahren

Auf dem Weg zum Spielplatz piepste es plötzlich neben mir: "Ima, haofanaim sheli ossim rash!" (Mama, mein Fahrrad macht Krach.) Ein Blick auf das Hinterrad offenbarte schreckliches: der Reifen war völlig platt. "Da ist keine Luft drin. Deshalb macht es so komische Geräusche. Weisst du was, wir packen das Fahrrad jetzt in Mamas Auto, und morgen früh, wenn du im Kindergarten bist, lasse ich es reparieren. Und jetzt gehen wir halt ohne Fahrrad zum Spielplatz." Erst schaute der kleine Mann mich aus grossen Augen ungläubig an, dann verzog sich sein Mund und schon fing er herzzerreissend an zu weinen. Ohne Laufrad auf den Spielplatz, das war auch wirklich ein Unding. Wie konnte ich herzlose Mutter nur so etwas vorschlagen!

Eine Stunde später war die Welt wieder in Ordnung: hocherhobenen Hauptes, mit zwei fahrtüchtigen Reifen und -- weil wir ja nun schon mal im Geschäft waren -- einem neuen Helm (rot, natürlich), der auch zum Schaukeln und Rutschen nicht abgesetzt wurde, konnte der kleine Mann wieder lachen und toben. Ich wünschte, alle Probleme liessen sich so leicht aus der Welt räumen.

Mittwoch, 20. Juni 2007

Meinen Pass geb ich nicht her

Dass wir zur Zeit unter Volldampf stehen, hat mir nicht geholfen, pünktlich zum Vortrag zur Deutsch-israelischen Doppelstaatsbürgerschaft im Goethe Institut Tel Aviv zu erscheinen. Als alle auf ihren Stühlen Platz nahmen, steckte ich noch immer auf der Namir im Stau (die Taxispur half da nicht viel weiter). Zehn Minuten vor Schluss schlich ich mich schliesslich in den Vortragssaal, nachdem der Pförtner auf meine Frage, ob es sich denn noch lohne, achselzuckend geantwortet hatte: "Jetzt sind Sie doch schliesslich hier."

Der Raum war brechend voll. Da sassen sie, meine Deutschen, einer brav neben dem anderen, etwa 40 an der Zahl. Wo verstecken die sich bloss im Alltag? Lösen sie sich im Cyberspace auf?

Mit einigen von ihnen möchte ich jedenfalls nicht tauschen. Diese armen Menschen, die Aliyah gemacht, automatisch die israelische Staatsbürgerschaft erhalten haben und jetzt ihren Pass nicht mehr verlängert bekommen, weil die deutschen Behörden einfach beschlossen haben, die seit langem herkömmliche Praxis für Deutschjuden und ihre Nachfahren zu ändern. Nur jene, die seit ihrer Einwanderung bereits einen neuen Pass ausgestellt bekommen haben, brauchen sich in Zukunft keine Gedanken zu machen. Alle anderen müssen die israelische Staatsbürgerschaft innerhalb der ersten drei Monate nach der Aliya ausschlagen und das ausgestelle Zertifikat auf "Non-Acquisition of Israeli Citizenship" wie einen Augapfel hüten. Meines jedenfalls ruht selig in einer Klarsichthülle in meiner Dokumentemappe, bis in alle Ewigkeit.

Ich kann mich nur immer wieder selbst beglückwünschen, dass ich 2004 das richtige getan und nicht auf die israelischen Behörden gehört habe. "Kann nicht sein", wurde mir damals gesagt. "Deutsche können immer ihren Pass behalten!" Mein Verweis auf eine Änderung der Praxis wurde mit einem schiefen Blick achselzuckend zur Kenntnis genommen. "Dann eben nicht."

Hätte ich damals anders gehandelt, hätte ich also nicht nur meine deutsche Staatsbürgerschaft aufs Spiel gesetzt, sondern auch die des kleinen Mannes. So allerdings kann uns nichts passieren. Und vielleicht, vielleicht ändert Deutschland ja doch irgendwann mal seine Gesetzgebung? Im Zeitalter der Globalisation mutet die Grundregel der Vermeidung von Mehrstaatigkeit geradezu lächerlich an. Da schliesst jemand einfach die Augen vor der Realität.

Auch was den Antrag auf Beibehalt der deutschen Staatsangehörigkeit angeht, habe ich das richtige getan und es bleiben lassen. Das wäre reine Zeitverschwendung gewesen. Ich habe zwar keine Probleme, meine bestehenden Bindungen an Deutschland nachzuweisen -- aber konkrete Nachteile auf persönlicher Ebene ohne die israelische Staatsbürgerschaft sind mir noch nicht untergekommen.

Kurz: Ich habe zwar gestern nichts neues gelernt, bin aber mit einem Gefühl grosser Erleichterung nach Hause gefahren. Die Gesichter einiger "Mitbürger", die plötzlich realisierten, dass sie einen verheerenden Fehler gemacht haben, werde ich so schnell nicht vergessen. Da gehst du als Deutscher ahnungslos (?) zu einem Vortrag und verlässt den Raum mit dem Wissen, dass dein noch gültiger deutscher Pass keine rechtliche Grundlage mehr hat. Du bist kein Staatsbürger mehr. Es hat sich ausgedeutscht. Ein bängstigender Gedanke. Mensch, bin ich froh!

Dienstag, 19. Juni 2007

Freundschaftsdienst

Im April habe ich kurz von meiner Freundin berichtet, die mit ihrem israelischen Mann in ihre schweizer Heimat zurückgekehrt ist, um dort Geschäfte zu tätigen. Nun, diese Geschäfte kommen langsam in Gang, die beiden haben alle möglichen und unmöglichen bürokratischen Hürden genommen und ein seriöses Unternehmen gegründet, das vielversprechend klingt und grossen Reichtum verspricht: Sie verkaufen den irakischen Dinar, der ja an den Banken noch nicht gehandelt wird, dessen Wert aber, aktuellen Schätzungen zufolge, in den nächsten Jahren drastisch steigen dürfte -- falls er das gleiche Schicksal erfährt wie seinerzeit der kuweitische Dinar.

Und weil ich so stolz auf die beiden bin, sie vermisse und ihnen ganz viel Erfolg wünsche (damit sie wieder im Land sind, wenn wir aus Amerika zurückkehren!), lasse ich mich zu einem (halb) kommerziellen Post hinreissen. Schaut doch mal auf ihrer Firmenseite vorbei, da ist alles bestens erklärt: http://www.dinar2buy.com

Montag, 18. Juni 2007

Endspurt

Irgendwie nimmt das Packen kein Ende, obwohl wir doch eigentlich nur ein bisschen aussortieren müssen. Den Rest machen ja die Möbelpacker. Gestern waren wir bis fast 1:30 im Einsatz, nur um festzustellen, dass für den Rest der Woche noch genug zu tun ist. Nach nur fünf Stunden Schlaf, noch dazu unterbrochen vom kleinen Mann, sollte ich heute eigentlich völlig gerädert sein, aber scheinbar wirkt das Adrenalin.

Und so sieht es zur Zeit bei uns aus: Chaos überall.





In manchen Momenten beobachte ich uns plötzlich ungewollt wie aus einer anderen Dimension und wundere mich, was wir eigentlich machen. Dann kommt mir alles so unwirklich und verrückt vor. Genauso geht es mir allerdings hin und wieder, wenn ich begreife, dass ich in Irael lebe. Wie bin ich hierher gekommen? Was tue ich hier? Warum haben sich die Dinge so gefügt? frage ich mich dann. Es ist, als ob ich plötzlich über den Dingen schwebe, losgelöst, ungebunden, und mein Leben wie einen Film betrachte. Vielleicht ist das die Seele, die hin und wieder Abstand braucht.

Neben all dem Stress habe ich mich morgen Abend auch noch zu einem Info-Abend zur Deutsch-Israelischen Doppelstaatsbürgerschaft im Goethe Institut Tel Aviv angemeldet. Aber da muss ich hin. Wer weiss, vielleicht erfahre ich ja noch etwas neues.

Der erste Abschied rückt näher

Morgen beginnt die letzte Woche in unserer Wohnung. Der letzte Dienstag, der letzte Mittwoch, der letzte Donnerstag, der letzte Freitag, der letzte Samstag, der letzte Sonntag, der letzte Montag -- die Möbelpacker kommen und alles geht ab aufs Schiff.

Wir verkaufen ja nicht, die Wohnung bleibt uns, und trotzdem fühle ich mich, als ob wir für immer Abschied nehmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir in drei, vier, fünf Jahren in die gleichen vier Wände zurückkehren, die uns doch jetzt schon eng werden, ist klein.

Ich kann mich noch genau an die Zeit erinnern, als wir uns Knall auf Fall zum Kauf entschieden haben. Damals, im Januar 2002, sind wir einfach nur so durch die Dörfer gefahren, ohne Zweck und Ziel, als wir plötzlich in dieser neuen Siedlung standen und von der Atmosphäre ganz angetan waren.

Eine spontane Besichtigung der Musterwohnungen -- schon waren wir ernsthaft am Überlegen. Sollen wir? Können wir uns das leisten? Wollen wir diese Verpflichtung eingehen? Mehrmals am Tag habe ich mir hier alle Details angeschaut, den Link an Familie und Freunde geschickt. Innerhalb weniger Tage haben wir Finanzierungsmöglichkeiten unter die Lupe genommen, unsere Beziehung geprüft und uns zum Kauf entschieden. Danach war ich wochenlang high ob der Aussicht, in dieser lichtdurchfluteten Wohnung zu leben. Ende Juni 2002 konnten wir einziehen. Und wir haben es keine Sekunde lang bereut.

Viel hat sich verändert seit damals, entwickelt. Jetzt geht die Zeit dort schon zu Ende. Wer weiss, wo wir landen, wenn wir den USA wieder den Rücken kehren.

Dies hier ist zwar nicht unser Haus, aber genauso schaut es aus:

Sonntag, 17. Juni 2007

Nicht mit mir

Meine Schwiegermutter ist grundsätzlich gegen Kammerjägeraktivitäten. Sie ist der festen Überzeugung, das gespritzte Gift schade uns Menschen mehr als den Kakerlaken. Das hat mich bisher nicht weiter gestört, denn ich komme ja nicht abends heim und sehe das Ungeziefer in den Ritzen verschwinden, sobald das Licht eingeschaltet wird. Bisher.

Nächste Woche ziehen wir für einen Monat mit verbliebenem Sack und Pack bei Schwiegereltern ein. Sie haben ein nettes Gästezimmer im zweiten Stock, doch weil der kleine Mann sich leicht über die Galerie in die Tiefe stürzen könnte, haben wir beschlossen, lieber in dem geräumigen, luftigen Kellerraum, in dem bis vor kurzem mein Schwager gewohnt hat, zu nächtigen. Vor wenigen Jahren renoviert, frisch hergerichtet -- perfekt für den Übergang. Aber eben Keller.

Jetzt haben Schwager und Schwiegermutter eine Aufräumaktion gestartet. "Mach dir keine Sorgen", hatte sie mir erst neulich versprochen. "Wir machen dort unten ordentlich sauber." "Und", fragte daher mein Göttergatte gestern, "habt ihr viele Kakerlaken gefunden?" Ohne zu überlegen, antwortete mein Schwager: "Ja klar. Keller ist doch der ideale Ort für sie. Wir haben aber auch einige Spinnen entdeckt. Weisst du, diese grossen, fetten." Mit Daumen- und Zeigefingern beschrieb er den Radius.

Also, Leute. Macht. ihr. es. euch. nur. im. Keller. gemütlich. Ich denke, ich werde mich in der zweiten Etage einquatieren. Galerie hin oder her. Vielleicht komme ich euch morgens wecken. Vielleicht.

Samstag, 16. Juni 2007

Wenn Scherben wirklich Glück bringen

dann dürfte meines auf absehbare Zeit gesichert sein. Gestern habe ich nämlich nicht nur mein absolutes Lieblingsparfüm zu Fall gebracht (wie gut, dass ich bald Geburtstag habe!), sondern auch noch ein Rotweinglas zerdeppert. Jetzt kann wenigstens nichts mehr schief gehen.

Alles eine Frage der Beziehung

In letzter Zeit fordern Stress und Müdigkeit ihren Tribut. Ich bin gereizt, leicht verärgert und neige zu ungehaltenen oder unangemessen scharfen Reaktionen. Ein Leben in einer fremden Sprache ist da nicht gerade hilfreich.

So geschah es, dass ich meinen Göttergatten anrief, um ihm entnervt von den drei Löchern in meinen Zähnen zu erzählen. "Yofi", entgegnete er. "Mazat lach zman!" Was so viel heisst wie: "Wunderbar. Da hast du dir ja einen günstigen Zeitpunkt ausgesucht!" Empört über diese Antwort, preschte ich gleich los. Was das denn heissen solle! Als ob ich das absichtlich so gedreht hätte! Ob das das einzige sei, was er dazu zu sagen habe! Er, im Gegenzug, war verärgert über meine Reaktion, die er völlig überzogen fand. Man sage das nun mal so im Hebräischen. Keine böse Absicht.

Alles also ein sprachliches Missverständnis? Ich war um Aufklärung bemüht.

Als später zufällig meine Schwiegermutter anrief, packte ich die Gelegenheit beim Schopf. "Sag mal", begann ich. "Wenn jemand zu dir sagt 'Mazat lach zman', was bedeutet das?" Sie überlegte einen Moment und meinte dann: "Das hängt von der Situation ab. Wenn jemand es im Spass sagt, mit einem Lachen, dann amüsiert er sich über den treffenden Zeitpunkt. Aber wenn jemand es in einer ernsten Situation sagt, dann ist es für gewöhnlich ein Zeichen dafür, dass er sich über dich ärgert." "Ach, danke!" rief ich aus, erfreut darüber, dass mein sprachliches Empfinden mich nicht getäuscht hatte. "Das bestätigt genau, was ich dachte!" Da wurde sie misstrauisch. "Warum?" Wer hat das denn zu dir gesagt?" wollte sie wissen. Ich schilderte ihr das Gespräch, nur um gleich unterbrochen zu werden: "Nein, also wenn Shai das gesagt hat... Weisst du, wenn jemand, der dir nahe steht, das zu dir sagt, dann ist es eigentlich niemals ein Zeichen des Ärgers!"

Freitag, 15. Juni 2007

Mittagsschlaf

Yair: Ani lo roze lishon!
Jeanne: Sag doch mal "Ich will nicht schlafen!"
Yair (überlegt): Ich will doch schlafen!

Das nenne ich Fortschritte im Deutschen. Stolz bin ich!

Donnerstag, 14. Juni 2007

Süsse Träume


Wie ich dieses kleine Bündel Energie liebe, das nachts so friedlich schlummernd in seinem Bettchen liegt...

Zahntrolle

Dass ich einen süssen Zahn habe, ist kein Geheimnis. Das liegt in der Familie. Über die Geschichten von Karies und Baktus, die ich dem kleinen Mann jeden Abend erzähle, damit er den Mund ordentlich aufsperrt, habe ich aber entweder die eigene Zahnpflege vernachlässigt oder das Übel heraufbeschworen: 3 Löcher auf einen Schlag. Dabei habe ich seit Jahren keine Füllung mehr bekommen. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als jeder Gang zum Zahnarzt mir ein grosses Lob einbrachte, weil ich doch so schöne Zähne habe, darunter sogar noch ein Milchzahn, der sich hartnäckig hält, weil kein bleibender ihn nach draussen befördert hat. Damit habe ich mir oft Bewunderung verdient.

Diese Ära ist vorbei. Ich bin eben keine 15 mehr. Zwei Spritzen und zwei Plomben später ist mir das klar. Der Termin für den dritten Akt steht noch aus, aber die Rechnung ist schon bezahlt. Per Kreditkarte.

Ich kann nur von Glück sagen, dass ich nicht zu denen gehöre, denen es beim Gedanken an Zahnärzte graust. Weh getan hat mir noch niemand. Irgendwie verläuft alles immer ganz glimpflich. Heute hatte ich sogar recht nette Unterhaltung, denn Ärztin und Gehilfin traten vor mir ihr gesamtes Privatleben breit. Die eine geschieden, wieder verheiratet, mit Kind und gerade erneut schwanger. Die andere noch mann- und kinderlos, aber dafür mit vielen Wünschen für die Zukunft. Fast kam ich mir vor wie in einer Reality-Show. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass in deutschen Praxen so freizügig vor den Patienten geplaudert wird. Nette Ablenkung. Ich war so in ihr Gespräch vertieft, dass ich meinen Mund immer weiter und weiter aufsperrte, nur um ihn dann letztlich kaum noch zuzubekommen. Schliesslich machte es einmal gehörig knack und der Unterkiefer klappte hoch. Autsch. Das tat dann doch weh.

Dienstag, 12. Juni 2007

Typen gibt's...

Es wird wieder mal Zeit für ein Stöckchen. Aber da sie dieser Tage nicht so häufig fliegen, habe ich mir dieses einfach bei der Ringelstrümpfin geklaut.
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ITFG - PSYCHOLOGE - Gehört zur Gruppe der Idealisten
  • Agiert Introvertiert
  • Denkt Theoretisch
  • Entscheidet Fühlend
  • Lebt Geplant
Eigenschaften: Einfühlend, friedliebend, empfindsam, harmonisch, ruhig, mitleidig, gewissenhaft, beharrlich, kompliziert, perfektionistisch, idealistisch, verlässlich

Beschreibung: ITFG Psychologen erkennen instinktiv Gefühle und Beziehungen: Sie sind zurückhaltend, kompliziert, warmherzig und bedächtig. Sie wollen Harmonie in sich und Ihrer Umgebung inspirieren. Im Einklang mit Ihren Gefühlen zu sein und Ihre hohen Prinzipien und Erwartungen zu erfüllen ist essentiell für sie.

ITFG pflegen ein unauffälliges und ruhiges Erscheinungsbild. Wie Moderator Günther Jauch sind sie warmherzig, sensibel, freundlich, und unaufdringlich. Sie zeigen anderen lieber den Weg auf, als sie zu etwas zu drängen, wodurch allerdings auch ihre Durchsetzungskraft leidet. Sie zeigen keine überschwänglichen Emotionen, obwohl sie tiefe Gefühle empfinden. Ihr tiefer und komplexer Charakter ist für sie selbst und vor allem für andere schwer zu verstehen, was auch daran liegt, dass sie sehr ruhig, bedächtig und privat sind. Sie verbringen viel Zeit in Gedanken und stehen nicht gerne im Mittelpunkt. Sie haben ein starkes System aus persönlichen Werten, sowie einen Sinn für richtig und falsch. Sie sind fürsorglich, gewissenhaft und verlässlich. Innere und äußere Harmonie ist ihnen sehr wichtig, sie fungieren gut als Vermittler oder Friedensstifter. Wie Friedensaktivist Mahatma Gandhi wollen sie um jeden Preis Gewalt verhindern, anderen Lebewesen hilfreich zur Seite stehen und niemandem Schaden zufügen.

Man könnte diesen Typen auch "Philosoph" nennen, da ITFG viel über das Leben sinnieren und andere gerne auf Ihrem Lebensweg unterstützend beraten.

ITFG gehören mit ca. 2-3% der Bevölkerung zu den 2 seltensten Typen.

Bevorzugte Berufe für ITFG Psychologen: Arzt, Berater, Erzieher, Heilpraktiker, Lehrer, Künstler, Musiker, Pfarrer, Psychiater, Psychologe, Sozialarbeiter, Wissenschaftler, uvm.

Beste Partner: ITFG-Psychologe, ETFG-Lehrer, ITFS-Träumer

Fiktive Beispiele für ITFG Psychologen:
Ally McBeal (Serienfigur, Ally McBeal)
Ned Flanders (Trickfigur, Die Simpsons)
Malcolm Crowe (Filmfigur, The Sixth Sense, gespielt von Bruce Willis)
John Locke (Serienfigur, LOST)
Professor Dumbledore (Romanfigur, Harry Potter)

Prominente Beispiele für ITFG Psychologen:
Günther Jauch (Showmaster, Moderator)
Wolfgang Hohlbein (Fantasy-Autor)
Jürgen Trittin (Politiker, Die Grünen)
Johannes B. Kerner (Moderator)
Mahatma Gandhi (Friedensaktivist)
Gwyneth Paltrow (Schauspielerin)
Neve Campbell (Schauspielerin)
Billy Crystal (Schauspieler)
Tom Hanks (Schauspieler)

Den Typentest gibt es hier.
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Nicht ganz aus der Luft gegriffen, dieses Ergebnis.
Ausserdem knüpft dieser Test an einen Vortrag an, den ich auf der STC Konferenz letzte Woche gehört habe. Dort ging es ums Managen unterschiedlicher Persönlichkeitstypen und darum, welcher Typ unter technischen Redakteuren vorherrschend ist. Ich passe gut ins Profil.

Das schlechte Gewissen

plagt mich. Da bin ich vor einer Stunde zur Arbeit erschienen, als alle anderen schon im Begriff waren zu gehen, weil doch der kleine Mann heute mit Fieber zu Hause geblieben ist und ich mit ihm. Um guten Willen zu zeigen und zu beweisen, dass ich trotz Standortwechsel meine Arbeit noch ernst nehme (wirklich!), habe ich mich auf ins Büro gemacht, sobald meine Schwiegermutter bei uns eingetrudelt ist. Und nun sitze ich hier und lese mich durch einen Blog nach dem anderen... Woher soll man auch die Motivation zum Arbeiten nehmen, wenn überall schon das Licht aus ist? Aber gleich, gleich werde ich noch ein bisschen was tun. Nur noch schnell erzählen, dass seit gestern die Daten feststehen:

Sonntag, 29. Juli: Tel Aviv -- Köln-Bonn
Donnerstag, 16. August: Düsseldorf -- Las Vegas -- San Francisco

Hach, ist das aufregend. Dass wir uns gezofft haben, weil es irgendwo auf dem weiten Reisemarkt noch günstigere Tickets gab als die, die ich ausgegraben habe, ist doch da eigentlich nebensächlich.

Montag, 11. Juni 2007

Weh tat's

Wer fleissig das Treppensteigen übt, sieht irgendwann mal so aus... Der kleine Mann ist heute morgen mehrere Stufen auf einmal gepurzelt. Soll ich von Glück sagen, dass ich bereits ausser Haus war? Aber er ist ein tapferer Zwerg. Nachmittags ist er trotz Riesenbeule mit seinem Laufrad losgezogen. Das liebt er im Moment über alles. Sogar im Haus fährt er damit herum. Inzwischen hebt er sogar die Beine hoch und lässt sich rollen. Wir müssen ihm schnellstens einen Helm kaufen... Auch zum Treppensteigen vielleicht.

Freitag, 8. Juni 2007

Kinderkummer

Vor ein paar Wochen ist der kleine Mann plötzlich angefangen zu stottern, sehr auffällig. Wir haben sogar den Kinderarzt angerufen um zu fragen, was zu tun sei: Abwarten, war die Antwort. Und: ob wir in letzter Zeit viel streiten würden?

Irgendwann verlor sich die Stotterei wieder, aber gestern hat sich ein neues Phänomen eingestellt. Yair stottert nicht im klassischen Sinne, aber hin und wieder will ein Wort einfach nicht raus. Es geht einfach nicht. So schlimm, dass er plötzlich ganz traurig ruft: "Ani lo yiachol ledaber!" (Ich kann nicht sprechen!) Heute Morgen ist er darüber fast an zu weinen gefangen. Es tat mir richtig weh, ihn so zu sehen.

Ausserdem war er ganz verstört zu sehen, dass ich alle Magneten, Postkarten und Notizen vom Kühlschrank entfernt habe. Darüber hat er sich so furchtbar aufgeregt, dass ich ihm versprochen habe, sie gleich wieder anzubringen. Vorübergehend zumindest.

Uns steht wohl noch einiges bevor. Dieser Standortwechsel wird nicht einfach... Aber das war ja auch nicht zu erwarten.

War ja klar...

dass der Bote mit unseren Pässen gerade dann kommt, wenn ich einshamponiert unter der Dusche stehe. Der schnell herbei geholte Bademantel half da nicht viel -- der Bote fühlte sich sichtlich unwohl und entschuldigte sich. Erst im nachhinein fiel mir ein, dass ich hätte fragen sollen, warum er nicht eine Stunde vorher angerufen hat -- wie vereinbart. Dann wäre diese Situation nämlich nicht entstanden.

Jetzt halten wir jedenfalls die Visa in Händen: in jeden Pass fein säuberlich eingeklebt. Mein Foto sollte man allerdings geflissentlich übersehen. Da sehe ich aus wie ein Sträfling nach jahrelanger Inhaftierung. Nicht annähernd so wie die arme, kranke Paris Hilton auf dem Weg in ihren Hausarrest (wäre doch auch erstaunlich gewesen, wenn sie die 45 Tage wirklich im Gefängnis hätte verharren müssen -- wozu ist Promi-Status denn sonst gut?).

Donnerstag, 7. Juni 2007

Alles zu seiner Zeit

Es wird immer unvermeidlicher, aber noch schieben wir es vor uns her: Toilettentraining.

Im Kindergarten stehen schon seit Wochen (Monaten?) die Töpfchen bereit, aber allzu oft werden sie nicht frequentiert. Auch zu Hause liegt seit etwa einem halben Jahr ein Kindersitz neben der Toilette, der kaum eingesetzt wird. Wir ermutigen ständig und immer öfter, aber das Interesse ist und bleibt gering.

Gestern allerdings, vor der abendlichen Dusche, zeigte der kleine Mann sich erstaunlich willig. Liess sich auf die Toilette heben, sass konzentriert, machte ein angestrengtes Gesicht und bat mich dann um einen Wasserfall. Diesen Trick liebt er, seit Opa ihm "Mein Teddy muss aufs Töpfchen" geschenkt hat. Ich muss auch hin und wieder das Pippi-Lied singen. Bisher hat alles nichts geholfen.

Gestern allerdings, als ich den Wasserhahn wieder zudrehte, der Wasserfall versiegte und ich mich fragend zu Sohnemann wandte, sah ich plötzlich einen kleinen dünnen Strahl in die Toilette fliessen. Yair selber war genauso erstaunt wie ich -- und unglaublich stolz. Erste Fortschritte also. Fortsetzung folgt.

Mittwoch, 6. Juni 2007

The word is out

Seit gestern verbreitet sich im Büro die Nachricht meines Abschieds. Warum erst jetzt, obwohl ich doch schon vor einem Monat gekündigt habe, ist mir schleierhaft. Scheinbar waren die Klatschkanäle verstopft.

Alle Naselang steckt jemand den Kopf zur Tür herein, fragt "Was habe ich da gehört? Du gehst?" und schiebt gleich nach "Was sollen wir denn bloss ohne dich machen?". Wenn Leute den Grund erfahren, beobachte ich oft, was wir inzwischen gemeinhin als den Berkeley-Effekt bezeichnen: der Ausruf "Berkeley?? WOW!!!", begleitet von hochgezogenen Augenbrauen, aufgerissenen Augen und einem offenstehenden Mund. R&D-Direktor R. zum Standortwechsel: "Also wenn nicht Attunity, dann ist Berkeley DER Ort."

So werde ich denn langsam anfangen, meine Tage zu zählen. Wenn alles so verläuft, wie zur Zeit angedacht, dann könnte der letzte Arbeitstag auf meinen Geburtstag fallen. Wäre doch nett. Aber bis dahin muss ich noch die Dokumentation für Version 2.2 dieses Produkts fertigstellen...

Dienstag, 5. Juni 2007

Nach drei Stunden

Schlange stehen sind wir nun stolze J-1/J-2-Visa-Inhaber!!! Was wir nicht wussten: dass der Termin um 9:30 nicht für das Interview war, sondern für den Sicherheitscheck. Danach fing dann erst die Warterei an...

Irgendwann standen wir endlich am ersten Schalter. Der Beamte sah unsere Unterlagen durch. "Wo ist denn der Zahlungsbeleg für Yair?" Was??? Reicht nicht einer für die ganze Familie??? Also wieder raus, Bargeld holen, zur Post rennen, überweisen, zurück hetzen, wieder durch die Sicherheitskontrolle, an der Schlange vorbei und direkt zum Schalter. Danach ging alles glatt. Unterlagen komplett, Fingerabdrücke abliefern, noch mal kurz warten vorm Interview-Schalter, drei Minuten kurze Fragerei -- "Visa approved!" All die Belege, Nachweise, Bescheinigungen hätten wir gar nicht gebraucht. Die wollte niemand sehen.

Dann kann es jetzt ja wohl wirklich los gehen.

Montag, 4. Juni 2007

Morgen früh

um 9:30 Uhr haben wir übrigens das Visa-Gespräch bei der Amerikanischen Botschaft. Die Mappe mit allen möglichen und unmöglichen Unterlagen liegt bereit. Ich hoffe, alles geht glatt. Ein J-1/J-2 würde mein Leben drüben doch sehr viel leichter machen. Also bitte ganz fest die Daumen drücken!

Peinlich wars

Zehn geschlagene Stunden habe ich heute im Daniel Hotel in Herzeliya bei der alljährlichen (besser: zweijährlichen) STC Konferenz verbracht. Motto diesmal:
The Proactive Technical Communicator:
Multiple Disciplines, Multiple Perspectives
Dass auf den Werbebannern durchweg "Multipule Prespectives" stand, war nur ein kleiner Schönheitsfehler. Dafür aber einer, der uns alle vor Scham fast im Boden versinken lassen hat. Schliesslich haben wir viel Energie in die Organisation gesteckt, und gerade bezüglich der Banner und Plakate sind einige e-mails mit Korrekturen hin und her gewandert -- und dann scheinbar im Sande verlaufen, denn sie haben die Endverantwortlichen nicht erreicht. Nun ja... Kurz haben wir angedacht, einen Wettbewerb draus zu machen: Wer findet die versteckten Rechtschreibfehler. Dann haben wir darauf gesetzt, dass alle es getrost überlesen. Berufsblindheit.

Trotzdem war es eine gelungene Veranstaltung mit rund 300 Teilnehmern. Im Juli gebe ich dann den Posten als Schriftführerin wieder ab, den ich erst im März übernommen habe. Kurz wars.

Ekel-Alarm

Bisher war ich mir nicht sicher, was schlimmer ist für mich: Spinnen oder Kakerlaken. Jetzt weiss ich es. Gerade wollte ich nur schnell ins Bad, mache das Licht an -- und da sitzt sie, riesig und fett, zwischen Toilettendeckel und Wasserkasten. Erst war ich wie gelähmt. Habe beobachtet, wie sie langsam ihre langen Fühler hin und her bewegt. Dann bin ich losgerast und habe einen schweren Schuh gesucht. Zum Teufel mit dem "wenn man sie erschlägt, legt sie noch schnell Eier ab". Was soll man denn sonst machen!?!?

Aber versucht mal, so ein Vieh zwischen Toilettendeckel und Wasserkasten zu erwischen. Da gibt es genug Ritzen zum Verschwinden. Ich habe sie also nur halb erwischt, dachte aber, sie wäre ausser Gefecht gesetzt. Bin nach unten gerast, um eine Dreckschüppe zu holen, damit ich sie ins Jenseits befördern kann, nämlich im hohen Bogen aus dem Fenster. Aber dann kam es ganz anders. Sie ist nämlich blitzschnell unter dem Deckel in die Toilette gekrochen. Völlig angeekelt habe ich den Deckel gehoben. Da sass sie, als hätte sie niemals ein Schuh erwischt.

Ich setze also noch mal an, schlage zu, treffe wieder nur halb, aber wenigstens fällt sie ins Wasser. Zweimal abgezogen -- und weg ist sie. Oder können diese Dinger auch Schwimmen? Wachsen ihnen unter Wasser plötzlich Kiemen und Flossen? Kommen sie als Rächer wieder aus der Kanalisation zurück?

Ich habe jedenfalls genug für heute. Geschrieen habe ich, was das Zeug hält. Ein Wunder, dass Yair nicht aufgewacht ist. Ich fühle mich in der Wohnung nicht mehr sicher und springe bei jedem Geräusch auf, bei allem, was mich irgendwo streift oder ich aus dem Augenwinkel wahrnehme. Ich will einen Kammerjäger, und zwar sofort. Schliesslich war er vor zwei Jahren das letzte Mal da. Aber mein Göttergatte weigert sich (einfach, wenn man gerade genüsslich in Tel Aviv weilt, fern vom Ort des Geschehens). Zu recht, denn schliesslich ziehen wir in drei Wochen aus, wozu noch der Umstand. Soll doch der Mieter einen bestellen, wenn er möchte. Aber drei Wochen sind ganz schön lang, was soll ich denn bitte so lange machen??? Ach herrje.

Dieses Jahr scheinen mir überhaupt viel mehr und viel grössere Kakerlaken herumzuschwirren, draussen wie drinnen. Furchtbar ist das. Ein ganz konkreter Grund, Reissaus zu nehmen. Weiss jemand was über Kakerlaken im Grossraum San Francisco....?

Samstag, 2. Juni 2007

Weiss jemand

was das sein könnte:


Wir haben jetzt schon drei Mal so einen selsamen Kokon hinter unseren Büchern im Arbeitszimmer gefunden. Jedes Mal ekeln wir uns und machen alles akribisch sauber, nur um einige Monate später wieder sowas zu finden. Wir sind völlig ratlos. Wenn jemand eine Idee hat, nur her damit!!!

Was gibt es schöneres

als Samstagmorgens faul im Bett zu liegen und zu schlafen? Ach, süsse Erinnerungen an ein vergangenes Leben...

Während der Göttergatte sich aus den Federn quält, um pünktlich um 8 Uhr zum Golfen zu erscheinen, drehe ich mich noch einmal genüsslich auf die andere Seite, wohlwissend, dass es auch für mich bald vorbei sein wird mit dem Schlaf. Schliesslich liegt Sohnemann seit 6:30 neben mir und regt sich bereits unheilverkündend. Als ich dann endlich ein helles "Eifo aba?" (Wo ist Papa?) höre, scheinen allerdings Stunden vergangen... Ich schaue erstaunt auf die Uhr: 10:11 Uhr!!! Da frage ich mich, ob uns vielleicht gestern bei Schwiegereltern jemand was ins Essen getan hat...