Donnerstag, 3. August 2006

Angst im Bauch

Wir hatten wunderschöne Tage in Deutschland. Yair hat meine Eltern so lieb gewonnen, dass er sie in den ersten Tagen nach unserer Rückkehr immer fragend gerufen hat. Wenn er sie jetzt auf Fotos sieht, lächelt er und freut sich. Oma, Opa, Murphy, Batan (Bastian), Bene (Fabienne), Johannes (manchmal Jochannes), Erdbeere, Sunen (Rosinen) sind nur einige der Namen und Wörter, die er mit zurück gebracht hat.
Zwischendurch waren wir für vier Tage auf Langeoog, nur wir drei -- das haben wir wirklich mal gebraucht. Es war einfach klasse. Wir sind viel Fahrrad gefahren, haben uns den Wind um die Nase wehen lassen, verlassene Strände entdeckt, im Sand gebuddelt und gebaut, Eis geschleckt und Crepes geschlemmt.
Jetzt sind wir wieder zurück in Israel, in einer anderen Wirklichkeit. Eigentlich geht für uns alles seinen gewohnten Gang, aber ein bisschen sitzt uns doch die Angst im Bauch. Wann werden die ersten Raketen Netanya und Umgebung treffen? Es scheint ja nur noch eine Frage der Zeit zu sein. So viele Menschen sterben, auf beiden Seiten. Das israelische Militär hat so viele Reservisten einberufen, von denen ich auch etliche kenne, vorwiegend ehemalige Arbeitskollegen. Jetzt zittere ich jedesmal,wenn ich höre, dass wieder Soldaten umgekommen sind. Jetzt haben sie plötzlich ein Gesicht. Eine Stimme. Familie. Gerade jetzt höre ich wieder das bedrohliche brummen der Kampfflugzeuge. Shai ist einkaufen gefahren, Yair schläft. Ein bisschen Angst und Bange wird einem da schon. Dabei sind dies "unsere" Flugzeuge. Die Hizbollah feuert ja "nur" Raketen ab... Wer weiss, was noch wird. Wann der Iran eingreift, um die Zerstörung Israels vorzunehmen, die sie als die einzige Lösung betrachten. Shai ist in einer Depression versunken. Er kann einfach nicht fassen, was hier passiert.
Inzwischen bin ich meinen neuen Job angefangen, der sich bisher vielversprechend, aber anstrengend gestaltet. Es gibt viel zu lernen, die Dokumentation ist sehr technisch. GUI macht nur einen kleinen Teil aus, die meisten Operationen werden über das command line interface ausgeführt. Da muss ich mich jetzt erstmal reinarbeiten. Eine Herausforderung ist es allemal. Die Leute sind unglaublich nett, einschliesslich André, mein Chef, und David, der zweite Technische Redakteur. Ich freu mich jedenfalls, die Initiative ergriffen zu haben. Der Abschied von "meinen" Precise/VERITAS/Symantec Leuten war zwar nicht leicht, aber ich bereue meine Entscheidung nicht im geringsten. 12 Minuten Anfahrt morgens, 16 Minuten abends. Was will ich mehr!